Lebensreise zwischen zwei Türen

Gabi Born lacht und weint mit Menschen, ist in einem Mehrgenerationenhaus gross geworden, fährt in Gedanken mit auf Reisen und interessiert sich sowohl für den Anfang wie auch für das Ende.

Ein erfülltes Leben und zwei wunderschöne Berufe: Gabi Born ist als Carhalterin auf der Strasse unterwegs und begleitet als Bestatterin Menschen auf ihrem letzten Weg. (Bild: S. Furter)
Ein erfülltes Leben und zwei wunderschöne Berufe: Gabi Born ist als Carhalterin auf der Strasse unterwegs und begleitet als Bestatterin Menschen auf ihrem letzten Weg. (Bild: S. Furter)

Vielleicht liege es an ihrem Nachnamen «Born», dem englischen Wort für «geboren», dass sowohl die Geburt wie auch das Sterben eine Faszination auf sie ausübten, schmunzelt Gabi Born. «Der ewige Kreislauf des Lebens wird durch diese beiden Ereignisse bestimmt.» Als junge Frau war Hebamme ihr Berufswunsch gewesen, heute begleitet sie als Bestatterin Menschen auf ihrem letzten Weg. «Den Tod verstehe ich auch als eine Art Reise oder sogar als eine Form von Geburt.» Was kommt nach dem Moment, in dem das Herz aufgehört hat zu schlagen? «Eine genaue Vorstellung habe ich nicht. Aber ich bin überzeugt, dass es nach dem Tod nicht einfach fertig ist. Es gibt etwas zwischen Himmel und Erde.» Gabi Born sagt, sie habe ein erfülltes Leben und übe zwei tolle Berufe aus. Als Carhalterin ist sie auf der Strasse unterwegs oder plant Reisen in ihrem Büro. Als Bestatterin ermöglicht sie den Angehörigen, Abschied zu nehmen. «Man muss die verstorbene Person noch einmal anfassen können, um loszulassen.» Gleichzeitig Organisatorin von Reisen und Bestatterin zu sein empfindet Born nicht als Widerspruch. Sie müsse sich nicht gefühlsmässig umziehen, um den einen oder den anderen Job machen zu können. «Wenn jemand lacht, dann lache ich mit ihm. Und wenn jemand weint, dann fühle mich mit ihm.» Die Eingänge zu ihren Büros liegen denn auch Tür an Tür. Das Reisebüro auf der rechten, der Bestattungsdienst auf der linken Seite. Besucher seien dadurch automatisch mit der eigenen Endlichkeit konfrontiert, so Borns Erfahrung. «Viele sagen mir, durch die Bestattungs-Türe wollten sie noch nicht treten.»

«C`est la vie»

Sich selbst beschreibt die 52-jährige, die mit ihrem Sohn und ihrer Tochter das Geschäft «Born Reisen» bereits in der vierten Generation führt, als zuverlässig, hilfsbereit und ausdauernd. Aufgewachsen ist sie mit zwei älteren Schwestern in Olten. Ihr Vater führte damals in der zweiten Generation das Car-Unternehmen Born, die Mutter half mit und betreute die Kinder. «Wir haben in einem Mehrfamilienhaus mit meinen Grosseltern zusammengelebt. Das hat mich geprägt», erzählt Born und führt aus: «Noch heute liebe ich es, wenn alte Menschen von früher erzählen. Überhaupt haben auch Menschen wie du und ich Spannendes erlebt, das sie mit der Welt teilen sollen.» Das erinnere sie an die Sendung «C`est la vie – Lebensgeschichten» vom Kabarettisten Patrick Frey. «Er sprach Menschen auf der Strasse an und ging mit seinen Zufallsbekanntschaften einen Kaffee trinken. Entstanden ist eine Sendung mit tiefgründigen und menschlichen Porträts.» Zu ihrer Geburtsstadt Olten hat Born noch heute eine starke Verbindung. «Hier bin ich aufgewachsen, habe die Schule besucht und hier wohne ich.» Die Stadt Olten werde oft schlechter gemacht, als sie sei, findet Born. «Dabei besticht sie durch ihre Nähe zum Jura, der Aare, der Altstadt und mit ihren kulturellen Angeboten. Durch ihre Grösse vereint sie sowohl Stadtleben als auch Dorfcharakter.»

Freie Flächen

Wenn Gabi Born bei ihrer Arbeit im Büro für Kunden Unternehmungen plant, sei das für sie eine Art mitreisen im Kopf. «Ich habe ein gutes Vorstellungsvermögen.» Manchmal sei die Fantasie gar stärker als die Realität. «Wenn ich dann diesen Ort einmal besuche, ist er oft gar nicht so schön wie in meiner Vorstellung. Die Realität ist eben oft ernüchternd.» Dass Born nicht Hebamme geworden, sondern im Geschäft des Vaters eingestiegen ist, sei ebenfalls dem Thema Tod geschuldet. «Ein Mitarbeiter von Born Reisen ist unerwartet verstorben und so habe ich angefangen, im Geschäft auszuhelfen.» Mit einem lachenden und einem weinenden Auge hat sie sich nach einem Praktikum im Spital gegen den Hebammenberuf entschieden. Im Alter von zwanzig Jahren wurde Gabi Born Mutter eines Sohnes und drei Jahre später kam ihre Tochter zur Welt. «Während den Geburten ging mir beide Male durch den Kopf, dass Hebamme auch ein schöner Beruf gewesen wäre.» Als sich bei ihren Hündinnen Nachwuchs an-kündigte, durfte die Bestatterin dann doch noch ein bisschen Hebamme sein. Born war dabei, als die Mini-Labradore das Licht der Welt erblickten. «Wer in den folgenden Wochen einen Fuss in unseren Garten setzte, wurde sofort von Welpen umringt. Einige Hunde setzten sich am Liebsten auf die Schuhe der Besucher», erzählt sie lachend. Heute ist Labrador Joschi der treue Begleiter an Borns Seite. Mit ihm unternimmt sie gerne Wanderungen. Ausserdem joggt sie gerne, besucht einen Yoga-Kurs oder verbringt Zeit mit Freunden, Familie und ihrem Lebenspartner. Auch freie Flächen in der Agenda plant Born bewusst ein. «Zeit haben zum Sein und zum Nichtstun bedeutet für mich Lebensqualität.»

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