«Lange Strecken zu laufen verändert einen»

Arlette Maurer Die Oltner Senioren Schweizermeistern im 10 km-Lauf Strasse erzählt vom Sport und ihrem Ziel, am Marathon in Berlin teilzunehmen

Das Laufen gebe ihr ein Glücksgefühl wie kein anderer Sport, so Maurer. (Bild: ZVG)
Das Laufen gebe ihr ein Glücksgefühl wie kein anderer Sport, so Maurer. (Bild: ZVG)

Die Laufsaison startete für Arlette Maurer sehr erfolgreich. Nachdem sie sich an der Schweizer Meisterschaft über 10 km Strasse in Oensingen den Senioren-Schweizermeister-Titel mit einer persönlichen Bestzeit von 37.58 Minuten holte, erreichte sie am Grand Prix von Bern (10 Meilen) mit rund 16’000 Teilnehmern den 15. Rang und gewann innerhalb der Kategorie «Frauen 40» eine Silbermedaille mit einer Zeit von 1.04.48 h. Als Tempotraining entschied sich Arlette Maurer vorletzte Woche spontan dazu, am 20. Zofinger Stadtlauf teilzunehmen. Dieser führte mit einer
10 km-Jubiläumsstrecke durch die Altstadt und zweimal hinauf auf den Heiternplatz. Sie sicherte sich den Sieg in 40.46 Minuten mit fast 2 Minuten Vorsprung auf das Feld.

Blut geleckt

Sie sei in einer sportlich aktiven Familie aufgewachsen. Ob Reiten, Badminton oder mit dem Bruder im Wald joggen, Bewegung war für Arlette Maurer schon immer wichtig. «Als Jugendliche habe ich begonnen regelmässig ein bis zwei Mal pro Woche zu laufen, doch nie nach System», erzählt sie. Erst der «Fisherman’s Friend StrongmanRun» in Engelberg im Jahr 2015 und die ersten Teilnahmen an Läufen hätten für eine Wende in ihrem Laufverhalten gesorgt, so Maurer, die als Bürgerschreiberin in Olten tätig ist. Daneben erteilt sie seit einigen Jahren im Oltner Fitnesscenter «Flowerpower» Fitboxe- und Bootcamper-Lektionen. «Als die Anmeldung des Teams an den «Fisherman’s Friend StrongmanRun» feststand, beschlossen einige Team-Mitglieder als Vorbereitung am Grand Prix Bern und am Frauenlauf Bern teilzunehmen. «An einem Lauf zu starten und für das Rennen noch zu bezahlen, verblüffte mich», erzählt Maurer in ihrer direkten Art und schmunzelt.

Wie viel ist zu viel?

Angespornt durch die guten Amateur-Resultate von 1.18 h beim GP Bern und 45 Minuten beim Frauenlauf Bern (10 km), die sie ohne spezifische Vorbereitung erreichte, beschloss Maurer: «Jetzt wird trainiert!» «Ich begann, mich mit dem Laufsport auseinanderzusetzen, las mich in die Materie ein und erhöhte mein Trainingspensum erst in der Anzahl Einheiten, dann in der Intensität», erzählt die Betriebsökonomin HWV. Dass es jedoch alleine mit Willen nicht geht, musste die Oltnerin auf schmerzliche Weise erfahren. «Mein Bewegungsapparat war schlicht überfordert. Die vielen Bergläufe sorgten für eine Überlastung und eine Knochenhautentzündung im linken Unterschenkel zwangen mich dazu, im Herbst 2015 zweieinhalb Monate aufs Lauftraining zu verzichten», erzählt Maurer, deren Lieblingsstrecke der Lauf auf den Rumpel ist.

Überlegter und gesünder Trainieren

«Nach der Verletzungspause habe ich das Training nun überlegter begonnen», so Maurer und
fügt an: «Ich habe gelernt, mehr auf die Signale meines Körpers zu hören und auch eine Regenerationsphase zuzulassen.» Ihren Geist regeneriert Maurer daneben gerne mit einem guten Buch. Sie erstelle jeweils am Sonntag einen Wochentrainingsplan. Diesen passe sie heute jedoch ihrem körperlichen und seelischen Zustand an und verkürze, ändere oder verlängere ein Training auch mal spontan. «Dies wäre früher nicht vorstellbar gewesen. Ich hätte, egal wie es mir geht, ein Training durchgezogen», erzählt Maurer, selbst erstaunt darüber, dass sie sich trotz ihrer ungeduldigen Art auf diesen Wandel hin zum gesunden Trainieren einlassen konnte. Auch die vielen gut gemeinten Ratschläge, die Anfänger erhalten, erachtet Maurer als schwierig. «Als ich im Jahr 2015 mit der Teilnahme an Läufen begonnen habe, erhielt ich betreffend Training und Übungen viele Tipps. Heute stelle ich fest, dass ich grundsätzlich viel mehr auf den eigenen Körper hören muss und viele Ratschläge für mich nicht stimmen. Zudem ist das Laufen noch immer ein Hobby und soll Spass machen», betont die 42-Jährige. Es gebe ihr ein Glücksgefühl, wie es noch keine andere Sportart konnte, antwortet Maurer auf die Frage, was ihr das Laufen bedeute. «Ausserdem ist es eine Sportart bei der Zeit und Wetter keine Rolle spielen, ich ausser ein paar Laufschuhen, kaum etwas benötige, schnell ein effizientes Training möglich ist und die man unabhängig von anderen Personen ausüben kann», verrät die Einzelgängerin und fügt an: «Wenn ich mal genervt nach Hause komme, ziehe ich mich um und laufe los, manchmal auch nur für eine halbe Stunde und bin danach zufrieden und aufgeräumt. Alles relativiert sich.»

Den Marathon als Ziel

Nach einem erfolgreichen Jahresstart ist auch ein neues Ziel in Sicht. «Ich möchte im Herbst in Berlin am Marathon über 42,2 Kilometer teilnehmen, weshalb ich mich im Moment an die langen Läufe herantaste und die langen Trainingseinheiten umfangmässig kontinuierlich erhöhe. Ich habe jedoch grossen Respekt vor dieser Distanz und hoffe, ohne Verletzung zu reüssieren», so Arlette Maurer und fügt nachdenklich an: «Ich denke, die Zukunft könnte für mich in der Marathon-Distanz liegen. Lange Strecken zu laufen verändert einen. Sie machen einen mental stärker, man erweitert den geistigen und den physischen Horizont.» Obwohl Maurer damit bisher kaum Schwierigkeiten hatte. «Wenn mich die Füsse nicht mehr tragen, dann bringt mich der Kopf ins Ziel», lacht sie.

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