Jedes Unglück ist ein Segen

Tina Hunziker hat schon einige Veränderungen auf ihrem Lebensweg durchlebt. Doch die Liebe zum Malen und Zeichnen hat sie stets begleitet.

«Ein Grossteil meiner Tätigkeiten spielen sich in meiner Küche ab», so Tina Hunziker, welche dort auch immer wieder neue Muster und Formen kreiert. (Bild:  vwe)
«Ein Grossteil meiner Tätigkeiten spielen sich in meiner Küche ab», so Tina Hunziker, welche dort auch immer wieder neue Muster und Formen kreiert. (Bild: vwe)

Every misfortune is a blessing – Jedes Unglück ist ein Segen. Dieses Sprichwort begleite Tina Hunziker seit etlichen Jahren durch ihr Leben und hat ihr auch ermöglicht, einige Abschnitte zu akzeptieren. Denn ihr Weg sei nie eben und gerade gewesen, einige Steine lagen immer darin.

Ab ins Tessin
Besonders schwierig sei für die geborene Oltnerin damals die Berufswahl nach ihrer Schulzeit an der Steinerschule in Ittigen (BE) gewesen. «Ich war völlig hin und her gerissen und wusste nicht, welche Richtung ich einschlagen sollte. Am liebsten hätte ich sowieso einfach meine sieben Sachen gepackt und wäre ins Tessin oder ins Ausland gezogen», erinnert sich die 42-Jährige zurück. Irgendwelche Bürojobs seien für sie nie infrage gekommen, so absolvierte sie anfangs erstmals die Kunstgewerbeschule und startete mit 19 Jahren die Ausbildung zur Steinbildhauerin in einem Berner Betrieb. «Ich war jedoch enttäuscht, dass ich auch in diesem künstlerischen Beruf meine kreative Ader nicht wirklich ausleben konnte.» Daher brach sie die Lehre nach kurzer Zeit ab und zog doch ins Tessin. Dort traf sie im Verzascatal auf einen Steinbildhauer, dessen Werke sie schon lange bewunderte. Kurzerhand engagierte dieser Hunziker als Mitarbeiterin für sein neues Atelier. Dort konnte sie ihrer Kreativität endlich freien Lauf lassen. «Mein Ausbildungsabbruch ebnete mir einen neuen Weg.»

Mitten im Busch
So kreierte sie von Frühling bis Herbst verschiedenste Steinkreationen und konnte ihren Lebensunterhalt damit verdienen. «Im Winter nahm ich mir jeweils eine dreimonatige Auszeit vom Arbeitsalltag.» Während dieser zog es sie in Länder wie Thailand, Ghana oder Gambia. «Auf diesen Reisen lernte ich den Vater meiner zwei Töchter Naemi und Ashabia kennen.» Zwei Jahre lang lebte sie gemeinsam mit dem Ghanaer und ihrer damals dreijährigen Tochter Naemi im gambischen Busch. Seither besitze sie ein ambivalentes Verhältnis zu dem afrikanischen Leben. «Einerseits bewundere ich die offene, soziale Art. Die Bewohner brauchen die Gesellschaft anderer und würden am liebsten jegliche Tätigkeiten gemeinsam erledigen. Ich jedoch benötige gerade beim Arbeiten teilweise meine Ruhe.» Ihren Lebensunterhalt habe sie in Gambia mit Näh- und Malarbeiten verdient. «Wir lebten mitten im Busch und haben uns sozusagen von unserem Garten ernährt.» Der Vater ihrer beiden Töchter lebt noch heute dort und wäre für ein Leben in der Schweiz nicht geschaffen. «Er hat uns zwar einige Male hier besucht, aber unser Leben anfangs im Tessin und seit mehreren Jahren nun wieder in Olten unterscheidet sich doch stark von seiner Kultur.» Irgendwann habe sie einfach eingesehen, dass sie mit ihren Töchtern nicht dort leben kann und der Vater ihrer Kinder nicht in der Schweiz. «Allerdings freuen sich Naemi und Ashabia immer auf die Besuche in Gambia. Sie geniessen das unbeschwertere Leben dort.»

Von Mandala zu Zentangle®
Nebst ihrer Steinhauertätigkeit faszinierte Hunziker schon seit ihrer Jugend das Mandalamalen. «Mein erstes Mandalabuch habe ich von meiner Mutter erhalten und seither haben mich die verschiedenen Muster, Formen und Farben nicht mehr losgelassen.» Angefangen mit Mandalazeichnungen für Kalender und Postkarten wurde sie stets von ihrer Familie bei ihrer Kunst unterstützt und durfte diese schon an mehreren Ausstellungen präsentieren. Mittlerweile gibt Hunziker ihre Freude auch bei diversen Kursen im Oltner Ferienpass oder Cultibo weiter. «Seit 2013 habe ich nun auch eine neue Art des entspannenden Zeichnens namens «Zentangle®» entdeckt.» Zentangle® ist eine von den US-Amerikanern Maria Thomas und Rick Roberts entwickelte Methode, womit man mittels wiederholter Muster in kurzer Zeit ein Kunstwerk anfertigen kann. «Zentangle® hat mich von Anfang an fasziniert, da es kreatives Schaffen mit entspannender Meditation verbindet.» Darauf gestossen sei sie völlig zufällig. «Ich war in einer Buchhandlung auf der Suche nach einem Kochbuch und fand ein Zentangle®-Lehrbuch. Neue Rezepte entdeckte ich jedoch keine», erinnert sie sich lachend. Letzten Sommer liess sich die Oltnerin in den USA zur Zentangle®-Lehrerin ausbilden. «Diese Ausbildung wird nur in den USA angeboten.» Glücklicherweise konnte sie ihre zwei Töchter für zehn Tage bei einer befreundeten Familie unterbringen und sich diesen Wunsch erfüllen. Nun bietet Tina Hunziker wöchentlich Zentangle®-Kurse im Hotel Olten an und kann als eine von drei zertifizierten Schweizer Lehrerinnen per Mail (E <link>hunziker.tina@yahoo.com) für Lektionen gebucht werden. Zudem zeigt sie neue Musterkreationen auf ihrem Blog akua-art.blogspot.com.

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