Integration durch gemeinsames Singen

Chor der Nationen Solothurn Der aussergewöhnliche Verein feiert heuer sein 10-jähriges Bestehen und tritt am Sonntag, 25. September in der Friedenskirche Olten auf.

Der Chor der Nationen Solothurn gibt ein Jubiläumskonzert am Sonntag, 25. September um 17 Uhr in der Friedenskirche in Olten. (Bild: ZVG)
Der Chor der Nationen Solothurn gibt ein Jubiläumskonzert am Sonntag, 25. September um 17 Uhr in der Friedenskirche in Olten. (Bild: ZVG)

Albert Weibel, Präsident und Initiant des Chors, rief das Gesangsprojekt 2006 als Integrations- delegierter des Kantons Solothurn ins Leben. Auf die Idee zum Chor der Nationen kam Weibel durch seine frühere Tätigkeit bei der Schweizerischen Flüchtlingshilfe. «Ende der 1990er-Jahre arbeitete ich bei der Flüchtlingshilfe mit einem genialen Typen zusammen, der mit Asylsuchenden eine Band eine Band auf die Beine stellte. So kam mir als Integrationsdelegierter die Idee zur Chorgründung», erklärt der Vereinspräsident.

Erste Auftritte

Dank der kantonalen Unterstützung und einem zufälligen Treffen mit einem befreundeten Dirigenten gelang Albert Weibel 2006 die rasche Gründung des Chors der Nationen Solothurn.
Bis der Chor seine Arbeit in Angriff nehmen konnte, hatte Albert Weibel doch noch einiges zu tun. So musste die Finanzierung und das Sponsoring sowie die Rekrutierung der Sängerinnen und Sänger geregelt werden. Eine wichtige Stütze stellten dabei die Anbieter von Deutschkursen für Fremdsprachige dar. Bereits im November 2006 hatte der Chor seinen ersten Auftritt im Oltner Stadttheater. Zu dem Zeitpunkt zählte der Verein schon rund fünfzig Mitglieder, heute singen etwa 50 Sängerinnen und Sänger aus weit über zehn verschiedenen Nationen mit. Gemeinsam geprobt wird während zwei Stunden pro Woche im alten Spital in Solothurn. Geleitet wird der Chor seit 2012 vom in Basel wohnhaften Musiker Luca Fiorini. Das Chorprojekt hat sich herum gesprochen, so gibt es in der Schweiz und in Deutschland bereits Nachahmer des Chors der Nationen. «Es ist doch schön, dass unser Projekt Schule macht», meint Albert Weibel zufrieden.

Sprachbarriere überwinden

Seit vier Jahren singt auch der Oltner Werner Menzi im Chor der Nationen mit. Zu derselben Zeit begann er mit seiner Tätigkeit als Deutschlehrer im Cultibo. «Die Zusammenarbeit mit anderen Kulturen und die Integration war mir schon immer ein Anliegen», erklärt Menzi. Albert Weibel lernte er bei seinem Engagement bei der «Runden Tisch Woche der Religionen» kennen, die bis 2012 von Weibel geleitet wurde. Dieser motivierte Menzi für den Chor der Nationen. Das Singen im Chor bereitet dem Oltner grosse Freude, jedoch hat er – wie andere Mitglieder auch – ab und an mit den sprachlichen Herausforderungen zu kämpfen. «Wir singen Stücke aus verschiedenen Kulturen und in über zwanzig Sprachen», erklärt der Tenorsänger. Glücklicherweise gäbe es heute die Möglichkeit, die Werke online zu hören und so zu üben. «Auch die meisten der Asylsuchenden und Migranten haben heute Zugriff zum Internet und können so proben», hält Menzi fest.

Integration als wechselseitiger Prozess

Der Chor der Nationen will durch die Zusammenführung verschiedener Kulturen das Kennenlernen fördern und die Integration vorantreiben. Darüber hinaus helfen sich die Mitglieder in schwierigen Lebenssituationen. «Eine Ausländerin wurde von ihrem Schweizer Ehemann geschlagen. Ein anderes Chormitglied half der Betroffenen und bot ihr sogar ein Dach über dem Kopf», berichtet Vereinspräsident Albert Weibel gerührt. Ihm und Werner Menzi ist es dabei ein Anliegen, auf den wechselseitigen Prozess von Integration hinzuweisen. Und auf den Umstand, dass die Vielfalt der Lebensweisen, Kulturen und Sprachen grosse Stärken sind, die im Chor der Nationen eine ideale Plattform gefunden haben.

Volle Kirchenbänke zum Jubiläum

Zum 10-jährigen Bestehen hat sich die Chorleitung etwas Besonderes einfallen lassen. So führt der Chor zwei Jubiläumskonzerte, eines am vergangenen Sonntag in Solothurn und das andere am kommenden Sonntag in der Oltner Friedenskriche auf. «Toll wäre natürlich, wenn alle 750 Plätze besetzt wären», meint Werner Menzi schmunzelnd. In der ersten Oktoberwoche begibt sich der Chor auf ein aussergewöhnliches Abenteuer: eine Reise nach Bosnien-Herzegowina, wo die rund 30 mitreisenden Vereinsmitglieder mit bosnischen Chören zusammen singen werden. Albert Weibel bedauert, dass nur wenige Migranten mitreisen. «Die Finanzen spielen dabei aber keine Rolle. Der Chor übernimmt die Kosten jener Mitglieder, die die Reise nicht selber bezahlen können», stellt der Präsident klar. Dafür hat der Chor spezielle Spenden erhalten.

Jubiläumskonzert
Chor der Nationen Solothurn
Sonntag, 25. September, 17 Uhr
Friedenskirche Olten
Vorverkauf: Buchhandlung Klosterplatz, Hauptgasse 6, Olten

<link http: www.cdn-solothurn.ch>www.cdn-solothurn.ch

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