Im einstigen Hammer war alles möglich

Kunstverein Olten In der aktuellen Ausstellung «plötzlich all dieser freie Raum» widmet sich der Kunstverein einem wichtigen Abschnitt von Oltens Geschichte: der Kunst im Hammer Olten.

Vereinspräsidentin Gabriele Bono und Vorstandsmitglied Christof Schelbert bewundern das Werk von Bendicht Fivian, der mit seinen 75 Jahren zur älteren Generation der ausstellenden Künstlern gehört. (Bild: mim)

Vereinspräsidentin Gabriele Bono und Vorstandsmitglied Christof Schelbert bewundern das Werk von Bendicht Fivian, der mit seinen 75 Jahren zur älteren Generation der ausstellenden Künstlern gehört. (Bild: mim)

Das einstige Restaurant Olten-Hammer auf einer früheren, undatierten Aufnahme. (Bild: Stadtarchiv Olten)

Das einstige Restaurant Olten-Hammer auf einer früheren, undatierten Aufnahme. (Bild: Stadtarchiv Olten)

Beinahe Halbzeit für die aktuelle Ausstellung «plötzlich all dieser freie Raum» des Kunstvereins Olten, die noch bis 3. Juli im 10. Stock des Stadthauses Olten zu sehen ist. Als Erinnerung an die von 1984 bis 1985 während 15 Monaten stattfindenden Ausstellungen im einstigen Hammer Olten lud der Kunstverein zwölf Künstler ein, die 31 Jahre danach ihre aktuelle Kunst zeigen. Die präsentierten Werke hatten weder damals noch heute einen Bezug zum Hammer Olten, erklärt Vereinspräsidentin Gabriele Bono beim Gang durch die Ausstellung im renovierten 10. Stock des Stadthauses Olten.

«Keine Hausbesetzung!»

1984 hatten einige Kunstschaffende rund um den Künstler Jörg Mollet kurzerhand die Idee, den damals leerstehenden Hammer-Saal, dem der Abriss bevorstand, zwischenzeitlich für Kunst- ausstellungen zu nutzen. Damals 1984 sei dies noch relativ unbürokratisch über die Bühne gegangen, erinnerte sich Künstler Jörg Mollet an der Vernissage. Ein Anruf bei der damaligen Besitzerin der Immobilie brachte den Ball schnell ins Rollen. Eine Auflage der Immobilienbesitzerin sei gewesen, dass die Stadt Olten als Mieterin und die GSMBA (Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten, Sektion Solothurn) als Untermieterin auftreten sollten. Eine weitere Bedingung sei zudem gewesen, dass keine Hausbesetzung erfolgen solle, so Jörg Mollet an der Vernissage der aktuellen Ausstellung.

«Alles war erlaubt»

Bereits zwei Wochen später, am20. Juni, wurde die erste Ausstellung, organisiert vom Verein Kunst im Hammer während drei Wochen gezeigt. Dabei wirkten neben Jörg Mollet unter anderen auch Agnes Barmettler, Urs Borner, Bendicht Fivian, Christof Schelbert, Alois Lichtsteiner, Max Matter, Eva Szecsödy und Werner Otto Leuenberger mit. Das Besondere am Ausstellen im Hammer Olten mache der heutige Ausstellungstitel «plötzlich all dieser freie Raum» deutlich, erklärt Christof Schelbert, Künstler und Vorstandsmitglied im Kunstverein Olten. Die Tatsache, dass das schäbige Hammer-Gebäude früher oder später abgerissen werden sollte, zeigte den Künstler/innen kaum wieder anzutreffende Möglichkeiten auf. «Alles war erlaubt», so Schelbert und fügt an: «Einerseits eröffnete der grosszügige Raum des Hammer-Saals die Möglichkeit auch sehr grosse Kunstwerke und Installationen zu zeigen und andererseits hatten wir aufgrund des bevorstehenden Abrisses keine Hemmungen auch Löcher in den Boden zu bohren.» Diese Möglichkeiten und die Tatsache, dass die Ausstellungsdauer aufgrund des Abrisses beschränkt war, setzten ungeahnte Kräfte bei den Kunstschaffenden und Organisierenden frei. So viel Energie, dass von Mitte Juni 1984 bis Ende September 1985 12 Ausstellungen gezeigt werden konnten. Insgesamt präsentierten 70 Künstler unterschiedlichsten Alters und aus der ganzen Schweiz stammend ihre Kunst im Hammer Olten. Dabei wurden zwei Ausstellungen vom Kunstverein Olten und eine vom Kunstmuseum Olten organisiert. Ausserdem fand ein Austausch zwischen Künstlern aus Olten und Thun statt. Die Oltner stellten in der ebenfalls vor dem Abriss stehenden Thuner Stadtmühle aus, während Thuner Künstler im Hammersaal Olten ihre Werke und Installationen zeigten. Die Ausstellungszeit im Hammer endete schliesslich mit der 5. Biennale der Schweizer Kunst. Der Hammer wurde kurz darauf abgerissen.

Verruchte Gegend

Welche Erinnerungen er an den Hammer habe? «Man kannte den Denner, ansonsten war die Gegend für meine Generation als Drogenplatz bekannt», erklärt Schelbert und fügt an: «Anders für die etwas ältere Generation, die den Hammer noch als gute Konzert-Adresse kannte, auf dessen Bühne einst sogar Pink Floyd in ihren Anfängen stand und vom Publikum ausgepfiffen wurde.»

Klassentreffen nach 31 Jahren

«Von hier oben aus gesehen liegt der einstige Hammer genau in der Blickachse», sagt Gabriele Bono mit Blick aus dem Fenster und fügt erklärend hinzu: «Die Ausstellungen im Hammer haben damals einen grossen Energie- und Kreativschub ausgelöst. Mit der aktuellen Ausstellung wollen wir an diese Zeit und ihre kraftvolle Ausstrahlung erinnern.» Deshalb wurden dreizehn Künstler angefragt, ob sie, 31 Jahre danach mit ihren aktuellen Werken an diesen spannenden Teil Oltner Kunst-Geschichte erinnern möchten. «Das Zusammentreffen an der Vernissage kam dann auch einem Klassentreffen gleich», erzählt Christof Schelbert schmunzelnd. «Leider konnten wir nur einen Bruchteil der damals 70 Ausstellenden einladen, dies aus Zeit- und Platzgründen, aber auch, weil einige von ihnen inzwischen nicht mehr leben. Zudem war es uns ein Anliegen, dass wir in der aktuellen Ausstellung Werke von Künstler/innen aus den unterschiedlichsten Landesteilen zeigen konnten, wie dies auch 1984/85 der Fall war», so Schelbert. Die Kunstschaffenden, allesamt 31 Jahre älter, zeigten sich begeistert und erinnerten sich lebhaft an die Zeit zurück, in welcher fast alles möglich gewesen ist.

«plötzlich all dieser freie Raum»
Ausstellung des Kunstvereins Olten
Stadthaus Olten, 10. Stock
5. Juni bis 3. Juli 2016

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