«Ich würde trotzdem gerne mal weg»

Lorenz Gurzeler hat sein bisheriges Leben in der Region Olten verbracht. Warum es ihn woanders hinzieht und was seine Ambitionen im Sport sind, erzählt er im Gespräch.

Lorenz Gurzeler verbrachte dank seiner Grosseltern, die in der Nähe des Vögeligartens wohnen, viel Zeit in Olten.(Bild: Alexis Strähl)
Lorenz Gurzeler verbrachte dank seiner Grosseltern, die in der Nähe des Vögeligartens wohnen, viel Zeit in Olten.(Bild: Alexis Strähl)

Lorenz Gurzeler wirft einen Blick in sein Notizbuch und schlägt es wieder zu. Darin hat er sich am Vorabend des Interviews ein paar Punkte aufgeschrieben, die ihn mit Olten verbinden, weil er die entsprechende Frage vermutet hatte. «Sonst bin ich eher spontan», sagt der 25-Jährige lachend. Bereits in der Schule sei dies so gewesen. «Die Schul- und die Lehrzeit fielen mir fast zu leicht, deshalb habe ich nie gelernt zu lernen», stellt der Hochbauzeichner fest. Bald kommt jedoch eine neue Herausforderung auf ihn zu: Im nächsten Sommer will er die Ausbildung als Sozialpädagoge beginnen. «Das klappt dann schon», findet er und fügt an: «Es muss!»

Das bekannte Terrain verlassen

Sein bisheriges Berufsleben ist einer der Bezugspunkte zu Olten. Nach seiner Lehre in der Dreitannenstadt arbeitete er als Hochbauzeichner und Bauleiter im Städtchen. Letzten Januar kündigte er und ist seither temporär bei einer Holzbaufirma tätig. Bis nächsten Sommer muss er ein viermonatiges Praktikum im sozialen Bereich absolvieren, um die Ausbildung als Sozial- pädagoge starten zu können. Bereits in der Kindheit war Gurzeler, der in Mahren bei Lostorf aufwuchs, oft in Olten, etwa im Vögeligarten oder in den Schrebergärten, wo heute die Überbauung Bornfeld steht. Dies hauptsächlich dank seiner italienischen Grosseltern, die in der Nähe des Vögeligartens wohnen. Mittlerweile ist Gurzeler ebenfalls in Olten zu Hause und deshalb auch abends zusammen mit Kollegen in der Eisenbahnerstadt anzutreffen. «Ich schätze Olten sehr, obwohl viele sagen, es sei keine schöne Stadt», sagt er und fügt an. «Mal wegzugehen, wäre trotzdem schön.» Deshalb würde er die Ausbildung zum Sozialpädagogen lieber in Bern als in Olten absolvieren.

Schweizer Gelassenheit und italienisches Temperament

Von seinen Eltern und Grosseltern hat er zwei Kulturen mit auf den Weg bekommen, die italienische und die schweizerische. Seine Grosseltern sprachen Italienisch mit ihm, seine Eltern Schweizerdeutsch. «Es ist immer lustig, wenn ich in Italien bin und in Italienisch loslege. Man sieht es mir nicht an», stellt er fest. «Als Kind war es mir peinlich, wenn meine Mutter mit mir in Italienisch sprach», ergänzt er. Mittlerweile ist er froh, dass er von seinen «Nonnis» die Sprache gelernt hat. Die Schweizer nimmt er als gelassener, die Italiener generell als geselliger und temperamentvoller wahr. Über sich selbst sagt er, dass er wohl mehr die temperamentvolle Seite übernommen habe. Diese kommt vor allem beim Sport zum Vorschein und in Situationen, in denen anderen Unrecht getan wird. Er erinnert sich an eine Situation im Bus, als ein Junge mit Behinderung von zwei Jugendlichen verbal angegriffen wurde. Gurzeler ging dazwischen. «Ich sage es, wenn etwas für mich gar nicht geht», sagt Gurzeler. Früher kam er auf seinem Schulweg regelmässig in Kontakt mit Menschen mit einer Beeinträchtigung vom «Buechehof» in Mahren. «Ich finde, es geht oft ver-gessen, wie viel diese Menschen machen könnten, wenn sie die Chance bekämen.» Im Beruf Sozialpädagoge sieht er die Chance, einer Arbeit nachzugehen, die ihm für die nächsten 40 Jahre Freude bereitet.

Grosse Pläne im Unihockey

Eine von Gurzelers Leidenschaften ist sein Hobby Unihockey. Aktuell spielt er in den Vereinen Hägendorf und Trimbach in der vierten Liga. Als er mit acht Jahren in Trimbach mit dem Unihockeyspiel begann, ging es ihm vor allem um den Spass und das Zusammensein mit Freunden. Mittlerweile ist es ihm mit dem Sport ernster geworden: Er trainiert vier Mal pro Woche und hat grössere Pläne. «Ich würde gerne in einer höheren Liga spielen, wer weiss, vielleicht sogar in der Nationalliga A oder B», sagt er. Malen und kochen sind weitere Hobbys. Am liebsten kocht er die italienischen Rezepte seiner «Nonna» oder schweizerische Gerichte. Seit seiner dreiwöchigen Reise durch Mexiko in diesem Sommer tüftelt er an den perfekten Tacos. «Ich koche gerne aufwendige Menüs und es stört mich nicht, wenn ich eine Stunde lang vorbereiten und nachher eine Stunde lang die Küche putzen muss», erzählt er. Am liebsten kocht er zusammen mit Kollegen. «Es ist gemütlich, gemeinsam zu kochen und sich dabei auszutauschen», findet er.

«Ich lerne gerne neue Kulturen kennen»

Die Reise nach Mexiko war nicht die erste in ein lateinamerikanisches Land: So reiste er bereits vier Monate lang durch Bolivien, Chile und Peru. «Mich fasziniert Südamerika. Ich lerne gerne neue Kulturen kennen und geniesse es, an einem Ort auch mal der einzige Schweizer zu sein», sagt er lachend. Auch hier half ihm sein Hintergrund: Dank seiner bilingualen Kindheit lernte er rasch fliessend Spanisch zu sprechen. Länger nach Italien zu gehen habe er sich auch schon überlegt, aber aktuell ziehe es ihn in die Ferne. «Das provoziert ab und zu einen vorwurfsvollen Spruch von meinem Grossvater», sagt er lachend. Wenn er nach einer langen Reise wieder zurück in der Schweiz ist, freut er sich über den gewohnten Anblick der Oltner Aare und der alten Holzbrücke. «Das ist ein schönes Gefühl», stellt er fest.

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