«Ich wollte nicht Florist werden»

Jörg Frei hat zu Hause Blumen in der Vase stehen und geniesst gerne guten Wein. Der 44-jährige ist Mitglied der Geschäftsleitung von «Blumen Frei». In seiner Tätigkeit sieht er Parallelen zu seinem früheren Beruf als Koch.

Jörg Frei weiss einen guten Tropfen Wein zu schätzen. (Bild: Sonja Furter)
Jörg Frei weiss einen guten Tropfen Wein zu schätzen. (Bild: Sonja Furter)

Als beharrlich, genussvoll, pedantisch und zielorientiert beschreibt sich Jörg Frei. Aufgewachsen sind er und seine Geschwister in Wisen. Die Schule hat er in Trimbach besucht. «Unsere Tradition liegt hier. Wir gehören zu Olten und Olten gehört zu uns», sagt Frei. Genauso wie die Liebe zur Stadt Olten ist auch die Liebe zu Blumen familiär bedingt. «Vor 33 Jahren eröffnete meine Mutter das erste Geschäft. Seither haben Blumen bei uns Familientradition. Meine Schwestern haben beide Floristin gelernt.» Er selber hegte aber nicht den Wunsch, sich zum Floristen ausbilden zu lassen. Nach der Schule machte er eine Lehre als Koch und war während achtzehn Jahren in der Gastronomie tätig. 1994 ist er ins Familiengeschäft «Blumen Frei» eingestiegen. «Ich habe gemerkt, dass ich die Buchhaltung nicht ungern führe», begründet er diesen Schritt.

Parallelen zum Beruf Koch

Heute mache er beruflich ähnliches wie früher der Küchenchef, sagt Frei. «Zusammen mit meinen Schwestern plane ich das Menü und wir besprechen, welche Blumen wir wo, wann und in welcher Qualität einkaufen.» Über hundert Mal war er in den letzten Jahren in Holland an Blumen-messen. «Vom Clochard bis zum Manager. Jeder soll für jedes Budget bei uns Blumen kaufen können», fasst Frei die Geschäftsphilosophie zusammen. Den schmalen Grat zwischen Qualität und Preis zu finden sei aber nicht immer einfach.

Marktforschung

«Blumen sind etwas Faszinierendes, etwas Wunderwunderschönes. Im arabischen Raum gelten Tulpen als grosses Geschenk», erzählt Frei. Obwohl er als Geschäftsführer mehr im Büro als im Laden ist, hege er eine grosse Faszination für Blumen. «Ich verschenke sie auch gerne», betont er und verrät, dass er bei sich zu Hause immer Blumen in der Vase stehen habe. «Ein Blumen- verkäufer, der nicht gerne Blumen hat, wäre ja wie ein Koch, der nicht gerne isst», zieht er einen Vergleich. Auch kleine Marktforschungen betreibt Frei bei sich zu Hause. Dazu kauft er Blumen bei Grossverteilern ein und stellt sie neben seine eigenen. «Beide erhalten die gleiche Behandlung. Ich dokumentiere, wie sie sich über die Tage entwickeln».

Lebenszyklus

Blumen sind ein Frischprodukt, sie haben eine Haltbarkeitsdauer von einigen Tagen. «Man muss den Moment geniessen, so lange sie schön sind», sinniert Frei. Im Vergleich zur Gastronomie, wo ein schön garnierter Teller in sieben Minuten gegessen ist, halten die Blumen-Freuden immerhin bis zu sieben Tagen. «Sowohl Essen wie auch Blumen sind kurze Freuden. Doch was wäre eine Hochzeit ohne Blumen?», fragt Frei und fügt an: «Tulpen zuzuschauen, wie sie sich über mehrere Tage entfalten, das finde ich wunderbar. Es erinnert mich an meinen Sohn, der vor anderthalb Jahren geboren wurde. Er wird immer grösser, schöner und lernt jeden Tag Neues.» Doch erinnerten ihn Blumen auch an die Vergänglichkeit, seien sie ein Sinnbild für den Zyklus des Lebens. «Echte Blumen sind nicht aus Plastik, sie sind und bleiben vergänglich.»

Einen guten Tropfen

Nebst Blumen gönnt sich Frei auch den Genuss guten Weins. «Das ist mein grösstes Hobby», sagt er, ohne zu überlegen. Ausserdem mag er Skifahren, Unternehmungen mit seinem Sohn, wandern, kochen und gutes Essen. Zu Hause herrscht diesbezüglich klare Rollenteilung: «Ich koche, meine Frau macht dafür die Wäsche.» Auch hört er gerne klassische Musik, beim Kochen oft eine Oper. «Ich habe Kopfhörer geschenkt bekommen. Wohl nicht ganz ohne Hinter- gedanken», schmunzelt Frei. Auch Militärhistorik interessiert den Blumenhändler, generell Geschichtliches, er liest Biografien. Inspirierend findet er die Worte von Professor Furrer: «Geschichte ist der grösste Lehrer, den wir haben. Wenn du ein Ziel hast, musst du nicht nur wissen, wo du hinwillst, sondern auch: Wo stehe ich jetzt? und Wo komme ich her?»

Wo sich Olten trifft

Obwohl er heute in Hünenberg See (ZG) wohnt, findet er: «Olten ist eine schöne Stadt, die besonders mit ihrer Altstadt besticht.» Auch fasziniert ihn an Olten die zentrale Lage. «Von hier aus bist du schnell überall. Mit dem Zug kann man von Olten direkt nach Hamburg oder Paris fahren». Ein Höhepunkt sei auch ein Besuch im «Chöbu». «Das ist Olten pur. Deren Hamburger haben nichts mit Fast Food zu tun», schwärmt er und fügt an: «Dieses Restaurant ist ein Ort, wo sich ganz Olten trifft.»

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