«Ich tanze, weil ich fliegen wollte»

Ursula Berger kann mit ihrem Dance Studio Olten auf 40 Tanz-Jahre zurückblicken. Dies soll mit einer Jubiläumsaufführung im März 2018 im Stadttheater Olten gefeiert werden. Für eine Mitwirkung beim Tanztheater können sich Kinder und Erwachsene noch bis zu den Sommerferien anmelden.

Tanzen ist für sie die Möglichkeit sich auszudrücken und die Freiheit zu spüren. Deshalb sagte Ursula Berger stets, dass sie tanze, weil sie fliegen wollte. Unwissend, dass bereits ihr Idol, die Tanzikone Trisha Brown, dieses Zitat benutzt hat. (
Tanzen ist für sie die Möglichkeit sich auszudrücken und die Freiheit zu spüren. Deshalb sagte Ursula Berger stets, dass sie tanze, weil sie fliegen wollte. Unwissend, dass bereits ihr Idol, die Tanzikone Trisha Brown, dieses Zitat benutzt hat. (Bild: Archiv/Marc Flury)

Bereits als Kind hat Berger mit dem Tanzen begonnen, es aber erst nach einer längeren Unter- brechung in Kanada, wo sie nach Abschluss ihrer KV-Lehre für einen Sprachaufenthalt lebte, wiederentdeckt. Bei den «Balletts Canadiens» in Montreal unter der Leitung von Eva von Genscy begann sie ihre professionelle Ausbildung. «In der Schweiz gab es damals noch keine Möglichkeit modernen Tanz zu studieren, weshalb ich anschliessend verschiedene Ausbildungskurse an unterschiedlichen Schulen in New York besuchte», erklärt die Tanzpädagogin.

Keine halben Sachen

Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz eröffnete Berger am 17. April 1977 das Dance Studio Olten oberhalb des ehemaligen Werkhofes. Den Mut, ganz auf den Tanz und die Gründung eines eigenen Studios zu setzen, habe sie wahrscheinlich durch ihre Jahre im diesbezüglich fortschrittlichen und offenen Amerika gefasst, mutmasst Berger. «Ich wollte beruflich vom Tanz leben und deshalb gab es keine halben Sachen», so Berger. Hierzulande war der Tanz damals lediglich aus Ballettaufführungen im Fernsehen bekannt. «Mich faszinierte jedoch nicht in erster Linie die Reproduktion von Schritten. Tanz als Virtuosität ist das eine, aber der Tanz als Kunstform und das Spiel mit dem Raum ist das andere», schwärmt Ursula Berger noch heute, Jahrzehnte später, von ihrer Liebe zum modernen Tanz. 1980 kehrte die Tänzerin nach Los Angeles zurück, um an der University of California in Los Angeles die Fächer Modern Dance, Ballett, kreativer Tanz und Tanztheater, Tanzgeschichte, Pädagogik, Choreografie, Improvisation, Komposition und Körperwahrnehmung zu studieren. Hinzu kamen Körperwahrnehmungstechniken wie Yoga, Pilates oder Feldenkrais. In der Schweiz folgte schliesslich noch die Verbandsprüfung des SBTG, die Ausbildung als dipl. Spiraldynamik-Assistentin und später das Tanzkulturstudium an der Universität Bern.

Im Schneckentempo

Ein halbes Jahr nach der Eröffnung der Tanzschule stand Berger gemeinsam mit ihren Schülern für die erste Aufführung auf der Bühne. Bereits zwei Jahre später fasste die junge Tänzerin den Mut mit «Der alte Garten» von Marie Louise Kaschnitz, einer grossen Produktion mit anspruchs- voller Inszenierung und aufwändigem Bühnenbild, im Stadttheater aufzutreten. «Mein zweijähriger Sohn Denis spielte, verpackt in Pappmaché, eine Schnecke. Vor der Aufführung betonten wir nochmals, dass er ganz langsam von einem Bühnenrand zum nächsten kriechen soll. Er nahm uns beim Wort und blieb ungeplant die gesamte Aufführung auf der Bühne und bewegte sich sprichwörtlich im Schneckentempo», erzählt Ursula Berger lachend. Ebenfalls bei der Aufführung dabei waren Schüler wie Roger Merguin, der den Neptun spielte und heute die Leitung der Gessnerallee in Zürich innehat.

Alles unter einem Hut

Kurz nach der Eröffnung der Schule gründete Ursula Berger die Compagnie «Tanzart», mit welcher sie mit der Produktion «A la Recherche du bonheur» auf Tournee ging und unter anderem an der Expo 2000, in Zürich, Basel, Aarau, Brugg, Ascona, Grenchen und Solothurn auftrat. «Die Compagnie, Tanzschule und das Familienleben unter einen Hut zu bringen war schwierig und nicht ohne die grossartige familiäre Hilfe möglich», erzählt die zweifache Mutter dankbar. Nach etlichen Aufführungen und Auftritten im In- und Ausland übernahm Berger 1994 die Choreografie von «My Fair Lady» mit vielen Profi-Tänzern von der Opernbühne, Live-Orchester und bis zu
40 Aufführungen. «Daneben war ich mit der eigenen Compagnie mit dem «Gauklermärchen» von Michael Ende und Live-Musik auf Tournee. Eine extrem anspruchsvolle Zeit», erinnert sich die Präsidentin von «Tanz in Olten». Eine Zeit, die sie schliesslich schweren Herzens dazu bewog die Compagnie aufzugeben, da die zeitliche Belastung zu gross wurde.

Tanz bekannter machen und fördern

Ihrem persönlichen Anliegen, den modernen Tanz bekannter zu machen und zu fördern, kam Ursula Berger mit der Gründung der Oltner Tanztage vor 22 Jahren nach. Durch diese konnte sie zahlreiche hochkarätige Tänzer und Compagnien nach Olten holen. Seit 30 Jahren unterrichtet ausserdem Rosmarie Grünig im Dance Studio Olten klassisches Ballett. Vor 13 Jahren zog die Tanzschule an den heutigen Standort am Katzenhubelweg in Olten um.

Mitwirken beim Jubiläumsstück

Ins Jubiläumsjahr startete Berger mit einem Flashmob, welchen sie anlässlich des Welttanztages anfangs Mai mit ihren Schülern auf der Oltner Kirchgasse initiierte. Als nächster Schritt sollen nach den Sommerferien die Proben zu der Jubiläums-Produktion «Von den wilden Dingen» beginnen. «Für das Stück habe ich mich von den Erzählungen von Maurice Sendak «Wo die wilden Kerle wohnen» und von Amos Oz «Der Zauberer von Oz» inspirieren lassen. Das Stück handelt von Furchtlosigkeit und davon Ängste mit Liebe und Freundschaft zu überwinden», erzählt Berger. Insgesamt sollen 80 bis 100 Mitwirkende aller Altersstufen auf der Bühne stehen. «Einen Teil werden wir mit Dance Studio Olten-Schülern und Ehemaligen jeglichen Alters abdecken können», erzählt Berger, die den Wunsch hat, ein modernes Tanztheater als Generationen-Projekt für Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf die Bühne zu bringen. «Es ist toll, wenn sich zusätzlich Kinder ab vier Jahren und Erwachsene mit Tanzerfahrung bei Interesse melden würden», so Berger strahlend und voller Tatendrang.

Anmeldung/Infos:T 062 212 30 44 oder E<link>info@dancestudio-olten.ch
<link http: www.dancestudio-olten.ch>www.dancestudio-olten.ch

 

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