«Ich suche meine eigene Musik noch»

Dominique Trautweiler steht am Samstag, 7. April als Support der Schweizer Indie-Folk-Band «Neo&Neo» auf der Vario-Bühne. Im Gespräch erzählte die Wangnerin vorab, warum sie ihre Lieder in keine Schublade stecken kann, Schulmusik unter- schätzt wird und was sie mit ihren Songs bewirken möchte.

Die Wangner Musikstudentin Dominique Trautweiler wird am Samstag, 7. April zum ersten Mal mit ihrer neuen Band auf der Bühne stehen und ihre direkten, kraftvollen und selbstironischen Popsongs präsentieren. (Bild: ZVG)
Die Wangner Musikstudentin Dominique Trautweiler wird am Samstag, 7. April zum ersten Mal mit ihrer neuen Band auf der Bühne stehen und ihre direkten, kraftvollen und selbstironischen Popsongs präsentieren. (Bild: ZVG)

Mit einem Musiklehrer als Vater ist der Weg zum musischen Studium beziehungsweise Berufsweg praktisch geebnet - könnte man meinen. Obwohl sie von Xylofon bis Piano stets Instrumental- unterricht besuchte und sechs Jahre lang ein Teil des Kanti-Musicalchors ihres Vaters Ueli Trautweiler war, brauchte es für Dominique Trautweiler alias «Minique» jedoch einige Abzwei- gungen, um schlussendlich doch an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) zu landen.
«Nach der Kanti in Olten versuchte ich mich zuerst im Publizistik- und anschliessend noch in einem Tourismusstudium. Irgendwann musste ich jedoch einsehen, dass solche theorielastigen Ausbildungen einfach nicht mein Weg sind», blickt die Wangnerin zurück.

Eine von wenigen

Selbst zu ihrer Leidenschaft Gesang fand Trautweiler verhältnismässig spät. «Da uns von zu Hause nichts aufgezwungen wurde, nahm ich erst ab 17 Jahren Gesangsunterricht und auch im Kantichor besetzte ich keineswegs immer die Solos.» Erst 2011, als sie beim Musical «Hairspray» mit ihrer kraftvollen Stimme eine Hauptrolle ergatterte, kam ihr der Gedanke, das Singen intensiver zu verfolgen. Im vergangenen Sommer bestand sie schliesslich als eine von wenigen Sängerinnen die Aufnahmeprüfung für den Studiengang Pop an der ZHdK. «Das Vorsingen war psychisch sehr belastend. Schliesslich platzte für zahlreiche Bewerber innerhalb von Minuten der Traum eines Musikstudiums», meint die 23-Jährige. Besonders die Gesangsplätze seien begehrt. «Normaler- weise wird pro Jahrgang nur ein Platz vergeben.» Das Auswahlverfahren sei sehr hart und die Anforderungen hoch. «Umso glücklicher war ich, als ich es wirklich geschafft hatte. Denn ein anderes Studium hätte ich mir nicht vorstellen können.» Mit ihren 23 Jahren gehöre sie unter den Studenten bereits zum älteren Eisen. Denn bei Bewerbenden über 24 Jahren wird ein noch höheres Niveau und weitreichende Berufserfahrung vorausgesetzt.

«Popmusik ist unglaublich breit»

Die Tage an der ZHdK seien mit den vielen Proben zwar lang, aber dafür sehr praxisbezogen. «Wir sitzen eigentlich nie nur im Schulzimmer und büffeln Theorie. Die Atmosphäre ist enorm kreativ und inspirierend» schwärmt Trautweiler. Obwohl die passionierte Sängerin einst auch mit einem Jazzstudium in Luzern liebäugelte, bereue sie den Schritt Richtung Pop nicht. «Popmusik ist unglaublich vielseitig. Sie kann sowohl Elemente aus Reggae, Hip Hop, Soul oder gar Rock enthalten. Die Musikrichtung ist viel breiter als medial dargestellt und lässt sich nur unschwer in eine exakte Schublade stecken. Von Prince bis zu Britney Spears wird alles dem Pop zuge- schrieben.» Als Vertiefungsfach hat sich die Wangnerin für Schulmusik entschieden und tritt damit in die Fussstapfen ihres Vaters. «Ich finde es sehr schade, dass die Schulmusik oftmals von Künstlern belächelt wird», meint Trautweiler und zeigt auf: «Schliesslich wurden wir alle einmal von einem Musiklehrer inspiriert oder gar in unserer Kunst gefördert.» Allerdings müsse sie selbst einräumen, dass Schulmusik auch nicht ihr Lieblingsfach gewesen sei. «Oftmals ist es zu Klassik-lastig und theoretisch. Dadurch wird den Jugendlichen der Zugang zur Musik nicht gerade einfach gemacht.» Mit modernerer Musikgeschichte könnte der Unterricht laut Dominique Trautweiler viel spannender gestaltet werden.

Direkt und unverblümt

Ihre selbst geschriebenen Songs seien schwer in eine Schublade zu stecken. «Pop wird oftmals mit einfachen, leicht einprägsamen und eher oberflächlichen Lyrics verbunden. Meine eigenen Songtexte besitzen jedoch meist eine direkte, selbstironische Botschaft oder gar ein kritisches Statement», erklärt «Minique». Ihre Texte seien gar gewissen Kollegen zu direkt, zu krass für einen Popsong. «Da ich sehr gerne schreibe, sind die Lyrics teilweise auch noch zu lang und komplex für ein Lied.» Sie sei noch auf der Suche nach dem optimalen Mittelweg zwischen aussagekräftigen Texten und gut komponierten Songs. «Ich bin noch mitten im Findungs- und Definitionsprozess, wo meine eigene Musik hingehen soll.»

Minique und ihre Gurken

Seit letztem Sommer wird sie auf diesem Weg von ihrer neuen Band unterstützt. «Bis anhin bin ich an Hochzeiten oder kleinen Konzerten alleine aufgetreten. Da ich eigentlich ein geselliger Typ bin, war das immer ein wenig einsam. Mit einer Band auf der Bühne zu stehen liegt mir eher.» Diese bestehe zu 100 Prozent aus ZHdK-Studenten, darunter auch der Oltner Bassist Andy Wyss. «Eigentlich spielt jetzt die halbe Klasse in meiner Band», schmunzelt die Sängerin. Wie sich das fünfköpfige Gespann nennen wird, sei noch unklar. «Minique and the Gherkins», was so viel bedeutet wie «Minique und die Gurken», ist die aktuellste Idee», lacht Trautweiler.

Support von «Neo&Neo»

Ihre Bühnenpremiere feiern «Minique and the Gherkins» am kommenden Samstag, 7. April in der Vario Bar. «Wir dürfen als Support der Indie-Folk-Band «Neo&Neo» ein kurzes Set zeigen», freut sich die Wangnerin. Dabei wird Trautweiler ihre neuen Eigenkompositionen singen. Obwohl sie in der Vergangenheit mit Musical- oder auch Theaterproduktionen zwar Bühnenerfahrung sammeln konnte, werde sie sehr aufgeregt sein. Vor allem weil bestimmt einige bekannte Oltner Gesichter im Publikum sitzen. «Ich hoffe, dass ich die Zuschauer emotional erreichen und ihnen etwas mitgeben kann. Das ist mir das Wichtigste», meint die 23-Jährige. Berühren wird wohl auch der Hauptact «Neo&Neo». Die vierköpfige Band rund um den Basler Singer-Songwriter Dominik Robin kam gerade erst von ihrer Russland- und Deutschlandtournee zurück und präsentiert als eines der letzten Konzerte für diese Saison ihr aktuelles Album «Before The Birds Start To Sing». Mit ihrem internationalen Indie-Folk und ihren durchdachten Arrangements bringt «Neo&Neo» waschechtes Sixties-Feeling nach Olten.

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