«Ich suche immer neue Herausforderungen»

Florian Ulrich lebt nach dem «Learning by Doing»-Prinzip. Der Tausendsassa hat sich sowohl das Spielen von zahlreichen Instrumenten, Nähen von «Cosplay»-Kostümen als auch die Studioarbeit an Songs und Hörspielen selber beigebracht.

Als ehemaliger Jldefonser Vielharmoniker fühlt sich der Hobbymusiker und Science Fiction-Fan Floh Ulrich noch heute stark mit den Ildefonsturm verbunden. (Bild: vwe)
Als ehemaliger Jldefonser Vielharmoniker fühlt sich der Hobbymusiker und Science Fiction-Fan Floh Ulrich noch heute stark mit den Ildefonsturm verbunden. (Bild: vwe)

Tagsüber verträgt er die Briefe auf der rechten Aareseite und kriegt auf seinem gelben drei- rädrigen Motorrad den Kopf frei, um abends stundenlang konzentriert an einem neuen Song oder einem aufwendigen Kostüm in seinem Studioraum an der Industriestrasse zu tüfteln. «Viele bezeichnen ihr Hobby als Ausgleich zum Beruf. Bei mir ist es wohl eher umgekehrt», meint der gebürtige Oltner Florian Ulrich lachend, von seinen Freunden kurz «Floh» genannt.

«Alles ein wenig ausprobieren»

Musik begleitete den heute 30-Jährigen bereits als Bub. «Mein Vater war Tontechniker bei der bekannten Oltner Oldie-Band «MusikBox». Daher bin ich förmlich mit Klassikern von Deep Purple, Genesis oder meinem Idol Mike Oldfield aufgewachsen», erklärt Ulrich. Seine ersten musikalischen Schritte ging er schliesslich mit dem Schlagzeugunterricht bei Noby Lehmann. «Eine tolle Zeit, vor allem das Jammen mit ihm», schwärmt er. Nachdem er die Kanti aus notentechnischen Gründen verlassen musste und sich für eine Automobil-Fachmann-Lehre entschied, ging er den Musikerweg autodidaktisch weiter. Neben Drum kamen Gitarre, Horn, Posaune oder gar das irische Volksinstrument Bodhran dazu. «Ich wollte immer wieder etwas Neues ausprobieren», lächelt der Tausendsassa.

Ein Jldefonser im Herzen

Diese grosse Neugier konnte Ulrich vor allem während seiner Guggen-musig-Zeit ausschöpfen. «Seit Kinderbeinen an feierte ich mit den Jldenfonser Vielharmonikern an der Oltner Fasnacht mit. Meine Mutter war ein Gründungsmitglied.» Dabei nahm er praktisch jedes Instrument einmal in die Hand - ausser die Trompete. «Irgendwie ist mein Mund zu komisch für dieses Blasinstrument», lacht Ulrich. Als Jldefonser im Herzen habe es ihn sehr mitgenommen, dass die Gugge sich 2016 nach fast 30 Jahren Tätigkeit auflöste. «Wir hatten mit einem starken Mitgliederschwund zu kämpfen und die Motivation war in der Gruppe nicht mehr da», meint er enttäuscht. Zwar war es schön, die fünfte Jahreszeit nun als «Gast» erleben zu können, doch einen aktiven Wiedereinstieg könne sich der Ur-Oltner gut vorstellen. «Eventuell bei der Kleinformation «Tritt-o-Nuss».»

Musikalische «Lost»-Fans

Doch auch nebst der Guggenmusig verspürte Floh Ulrich einen grossen Drang zur Musik.
«Ich hatte stets Melodien im Kopf, die ich irgendwie auf Papier beziehungsweise schlussendlich Tonträger bringen wollte», meint der Hobbymusiker. Vor gut fünf Jahren erschien unter dem Künstlernamen «Gabe Rich» die erste Single «Wake Up Call» des Dreitannenstädter. «Damals war ich stilistisch breit gefächert unterwegs», so Ulrich, der sein Pseudonym «Gabe Rich» aus seinem zweiten Vornamen Gabriel und dem Ende seines Familiennamens zusammenschusterte. Gemeinsam mit seinem vier Jahre jüngeren Bruder Lukas und Drummer Silvio Hürzeler rief der 30-Jährige kurz darauf die Band «Goodwyn» ins Leben. «Der Name kommt von unserer Lieblingsserie «Lost», die Lukas und ich sicher einmal jährlich durchschauen», lacht Floh Ulrich. Das erste gemeinsame Album «Lights and Magic» zeigte dann bereits eine klarere musikalische Richtung. Pop-Rock mit elektronischen Elementen, der im Stile von Bands wie Coldplay gehalten ist. Nach einzelnen Auftritten vor dem Gryffe oder in der Vario Bar ist «Goodwyn» mittlerweile auf die zwei Ulrich-Brüder zusammengeschrumpft und veröffentlichte im letzten Herbst sein letztes Musikvideo.

Sphärische Klänge

«Obwohl neue Stücke von «Goodwyn» nicht ausgeschlossen sind, möchte ich mich momentan auf mein neues Solo-Projekt «Gabe Tronix» fokussieren.» Wie der Name «Tronix» - von Elektronic abgeleitet- bereits vermuten lässt, wird sich Ulrich damit noch mehr in die elektronische Richtung bewegen. «Vermehrt arbeite ich mit Synthesizern und nähere mich klanglich dem Synthwave-Stil aus den 1980er-Jahren an, der vor allem in Filmen und Video Games verwendet wurde», so «Gabe Tronix». Der Gesang rückt bei diesem Stil eher in den Hintergrund. Kein Problem für den früheren Frontsänger? «Nein, überhaupt nicht. Ich mag auch selbst sehr gerne instrumentlastige Stücke. Und ganz ehrlich: Ich höre mich sowieso nicht wirklich gerne singen», meint Ulrich augenzwinkernd. Sphärisch, träumerisch bis zu düster beschreibt der Hobbymusiker seinen neuen Sound. «Obwohl 80er-Jahre-Elektro-Pop mit Schweizer Künstlern wie «Crimer» momentan ein Revival erlebt, besitzt Synthwave oder der düstere Cyberpunk hierzulande nur eine sehr kleine Szene. Die meisten Klicks auf meinen bisherig veröffentlichen Stücken auf Youtube erhalte ich aus den USA oder Ungarn.» Dennoch möchte er seine im eigenen Studio entworfenen Lieder bald auf einer Schweizer Bühne präsentieren. «Für die Electro-Stücke spiele ich mir zwar nicht mehr die Hände an Instrumenten blutig, dennoch steckt stundenlange Arbeit darin. Ich kreiere die Songs teilweise mit bis zu 40 Jahre alten Synthesizern. Daher würden mich die Live-Reaktionen darauf sehr interessieren.»

100 Stunden Arbeit für ein Kostüm

Die sphärischen Soundteppiche verwendet Floh Ulrich jedoch nicht nur für seinen Electro-Pop, sondern auch für das Hörspiel-Projekt «Jaxe Knight: A Star Wars Story». «Dabei vertone ich die Geschichte, die mein Cousin Jan Gutknecht für seine Maturaarbeit zum Thema Cosplay verfasst hat», zeigt er auf. Die meisten musikalischen Elemente und Geräusche gestaltet der 30-Jährige dabei selbst. «Zeitweise rüttele ich dafür minutenlang an meinen Storen zu Hause herum, um die Klangkulisse eines Sturmes nachzustellen. Meine Nachbarn sind sich schon einiges gewohnt», lacht der Science Fiction-Liebhaber. Mittlerweile ist der zweite Teil kostenlos auf Youtube erschienen und das Hörspiel darf sich bereits über eine kleine Fanbase freuen. «An der letzten Fantasy Basel, einem Treffen für Comic- und Cosplay-Fans, wurden wir erkannt und auf Jaxe Knight angesprochen», erzählt Ulrich nicht ohne Stolz. Dass er an einer sogenannten «Comic Con» angesprochen wird, überrascht indes nicht. Denn wie sein jüngerer Cousin frönt auch Floh Ulrich dem Cosplay, sprich dem «Kostümspiel». In teilweise über 100 Stunden Arbeit näht, malt, nietet oder verkabelt der Oltner seine Science Fiction-Kostüme. «Schliesslich will man sich mit leuchtenden oder beweglichen Elementen an jeder Con wieder selber übertreffen.»
Eines ist nach dem Gespräch klar: Die Ideen und neuen Herausforderungen werden Floh Ulrich wohl nie ausgehen.

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