«Ich habe Blut geleckt»

Michaela Gurten Die Schauspielerin spielt die Rolle der Anna im Freilichttheater «Der letzte Sander von Oberried» auf der Riederalp und erzählt von ihren vielfältigen, regionalen Projekten im nächsten Jahr, in welchen sie auch mal als drogenabhängige Knastfrau auf der Bühne stehen wird.

Die Oltner Schauspielerin Michaela Gurten spielt auf der Riederalp im Freilichttheaterstück «Der letzte Sander von Oberried» die Anna. (Bild: ZVG)
Die Oltner Schauspielerin Michaela Gurten spielt auf der Riederalp im Freilichttheaterstück «Der letzte Sander von Oberried» die Anna. (Bild: ZVG)

Michaela Gurten zog es wieder auf den Berg. In der Rolle der Anna kehrte die in Olten wohnhafte Sängerin, Schauspielerin und Musicaldarstellerin bereits zum zweiten Mal auf eine Freilicht- theaterbühne in ihrem Heimatkanton Wallis zurück. «Beim Engagement «The Matterhorn Story» in Zermatt vor drei Jahren habe ich Blut geleckt und am authentischen Schauspiel Gefallen gefunden», erzählt die 38-Jährige. Dies obwohl die ausgebildete Musicaldarstellerin manchmal einen Gang zurückschalten musste. «Die Rollen in einem Musical sind um einiges «überdrehter» als die in einem Heimatschauspiel, das versucht möglichst nah an der Wirklichkeit zu sein», erklärt Gurten.

Vorzüge der Heimat

«Für das Freilichtspiel «Der letzte Sander von Oberried» wurde ich vom einstigen Produktions-Mitglied Fredy Mangisch angefragt. Mit ihm schliesst sich für mich ein Kreis», erzählt die Wahl-Oltnerin, die seit acht Jahren den hiesigen Kinder- und Jugendchor sowie den Projektchor leitet. Fredy Mangisch war es nämlich, der die Kassetten mit Walliser Kinderlieder, die Michaela Gurten als Siebenjährige mit anderen Kindern eingesungen hatte, produzierte. Die Sängerin geniesst es, einmal nicht mit ihrem Walliserdeutsch anzuecken und weiss inzwischen auch die tolle Landschaft ihres Heimatkantons zu schätzen. «An den Tagen, in denen wir auf der Riederalp Vorstellungen haben, bin ich auch dort einquartiert und geniesse gerne tagsüber die Natur», erzählt Gurten. Nicht immer hatte die 38-Jährige eine solche Verbindung zu ihrer Heimat. Bereits in jungen Jahren wurde ihr das Wallis in vielerlei Hinsichten zu eng. So zog es die in Brig ausgebildete Grundschul- lehrerin schon bald in die Innerschweiz und schliesslich für die Ausbildung zur Musicaldarstellerin nach München.

Der Kampf um das Wasser

«Der letzte Sander in Oberried» beruht auf dem gleichnamigen Roman von Catherine Bürcher-Cathrein und handelt, wie der Titel bereits sagt, vom letzten Sander, also von der letzten Person, welche «Wasserleiten» sowohl reinigen als auch reparieren kann. Eine gefährliche Aufgabe, da diese historische Form der Wasserleitung - teils aus Holz konstruiert oder in Stein geschlagen - an steilen Felswänden entlangführte. Michaela Gurten hat im Freilichttheaterstück unter der Regie von Willy-Franz Kurth und mit Beteiligung von regionalen Laienschauspielerin die Rolle der Anna inne, der Freundin des Sanders, der von Patrick Walker gespielt wird. «In der Heimat die weibliche Hauptrolle zu spielen hat mich gereizt», erzählt Gurten. Dabei sei ihr «Anna» sehr nah. «Im Buch ist die Figur als eher zerbrechlich beschrieben, doch im Stück ist sie stärker und kämpft für Freiheit sowie Gerechtigkeit. Aber auch Sander kämpft, einerseits um das Wasser, andererseits um die Gunst seiner Herzdame.

Spiel im Neoprenanzug

Mit der Zusage der Musicaldarstellerin als einzige professionelle Mitwirkende schrieb der Autor des Stückes kurzerhand sechs Musikstücke, damit auch Gurtners gesangliches Talent zur Geltung kommt. «Die Arbeit mit den Laiendarstellern empfinde ich als sehr bereichernd. Meinerseits biete ich Unterstützung und bewundere andererseits die Spielfreude meiner Kollegen, die mich an meine Wurzeln erinnert», erklärt die Schauspielerin. Am vergangenen Mittwoch hat die geglückte Premiere stattgefunden und bereits am Samstag trotzte das Ensemble den Tücken des Freilicht- theaters. «Es hat während des Stücks nur ein Mal geregnet», erzählt Gurten lachend. Die Zuschauertribünen seien jedoch gedeckt und sie habe vorgesorgt und trage unter dem Kostüm ein Neoprenanzug. Schliesslich sei die Gesundheit das Wichtigste und einen Ausfall ohne Zweitbesetzung könne und wolle sie sich nicht leisten.

Einige Projekte am Start

Doch wer nun denkt, dass sich die gebürtige Walliserin wegen ihrer gewonnen Begeisterung für die Heimat bald von Olten verabschieden wird, irrt sich. Die Sängerin, die seit acht Jahren in Olten wohnt und seit 2016 mit dem Pianisten Jean-Jacques Schmid als Duo «FACETTENreich» Konzerte bestreitet, hat in der Region einige Projekte in Planung. Nach dem Konzert im Duo am Mittwoch, 24. Oktober in der Johanneskirche in Trimbach wird sie am Sonntag, 25. November ebenfalls gemeinsam mit Schmid und dem Schauspieler und Sprayer Rémy Pfeiffer das interdisziplinäre Kunstprojekt «INIK» in Begleitung des Projektchores Olten im hiesigen Kunstmuseum iniziieren. Anspruchsvoller dürfte es jedoch im nächsten Jahr werden, in dem die Schauspielerin gleich in drei Projekten mitwirken wird. «Ich übernehme im Freilichttheater «Titanic» der «Gäuer Spielleute» die Rolle der französischen Sängerin Ninette. Das Stück wird unter der Regie von Christoph Schwager im August und September zur Aufführung kommen», erzählt die 38-Jährige erfreut und fügt an: «Ausserdem mime ich neben dem Berner Musiker und Kabarettisten Mike Baader die Sonja in Georg Kreislers zynischer Zweipersonen-Beziehungskiste «Du sollst nicht lieben». Die Idee dafür stammt von Jean-Jacques Schmid, der uns am Klavier begleiten wird.» Christoph Schwager übernimmt auch für dieses Projekt, mit welchem das Trio ebenfalls im Herbst 2019 auf Schweizer Tournee gehen wird, die Regiearbeit. Ihr Können als Musicaldarstellerin stellt Gurten schliesslich im Frauenknast-Musical «Captured» in der Rolle der drogenabhängigen «Traitor» unter Beweis, das voraussichtlich im Oktober 2019 Premiere feiert. «Da es sich um drei sehr unterschiedliche Projekte handelt, wollte ich alle übernehmen», so Gurten und ergänzt lachend: «Um alle Rollen in den Griff zu bekommen, werde ich wohl bereits zu Beginn des Jahres mit den Vorbereitungen beginnen müssen.» Zuerst allerdings wird Gurten noch bis 18. August auf der Freilichttheaterbühne der Riederalp zu sehen sein. «Es würde mich sehr freuen, wenn sich auch ein paar Oltner ins Wallis «verirren» würden», so Michaela Gurten lächelnd.

Mehr Informationen und Tickets zum Stück erhalten Sie unter: <link http: www.derletztesander.ch>www.derletztesander.ch

<link http: www.michaelagurten.ch>www.michaelagurten.ch

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