«Ich geniesse den Winterdienst. Immer»
Im Gespräch Wir alle sind dankbar für die Arbeit jener Leute, welche im Winter Strassen und Gehsteige vom Schnee befreien. Einer von ihnen ist der Kappeler Simon Gutherz, der beim Werkhof in Olten als Landschaftsgärtner angestellt ist.
Sommer. Oder vielleicht noch Frühling. Aber Winter? Die meisten Leute bevorzugen die Jahreszeiten mit mehr Wärme und Licht. Nicht so Simon Gutherz. Ohne jegliches Zögern nennt er den Winter als Lieblingsjahreszeit. «Ich schwitze oft, der Sommer ist für mich eher mühsam. Meine Betriebstemperatur ist 15 Grad und kühler. Dann ist mir wohl, dann funktioniere ich am besten.» Er liebt auch das veränderte Landschaftsbild im Winter. «Es ist alles ruhiger. Und Schnee mag ich enorm gerne.»
Der 31-jährige Gutherz arbeitet seit Herbst 2019 als Landschaftsgärtner beim Werkhof in Olten. Der Kappeler zeichnet auf der rechten Aareseite des Oltner Stadtgebiets verantwortlich für Pflege und Unterhalt der Grünanlagen, unter anderem auch für jene bei den Schulanlagen und auf dem Friedhof Meisenhard. Und im Winter, wenns mal schneit, ist er im selben Gebiet stets an vorderster Front im Winterdienst im Einsatz. Und zwar sehr gerne. «Es gibt nichts Schöneres als Winterdienst», meint der Vater einer Tochter mit einem strahlenden Gesicht. «Du hast dein Fahrzeug, du hast dein Einsatzgebiet, du hast deine Ruhe.» Eine derartige Ausgeglichenheit wie beim Winterdienst spüre er ansonsten nie. «Ich geniesse ihn. Immer.»
Er schiebt gerne mal Extraschichten
Seinen Vorgesetzten ist das natürlich nicht verborgen geblieben. So ist kaum jemand so häufig beim Schneeräumen im Einsatz wie Gutherz. Ist es für manche seiner Kollegen ein Müssen, ist es für ihn immer ein Dürfen. Bei einem Starkschneefall lässt er einer Schicht auch mal eine zweite oder sogar dritte folgen. Nach spätestens 24 Stunden schreibt das Gesetz aber eine Ruhepause vor. Auch das Aufstehen mitten in der Nacht kann ihm nichts anhaben. Wenn der diensthabende Pikettleiter anruft, der von zuhause aus die Daten von verschiedenen Messstationen konsultieren kann, fährt Gutherz so schnell wie möglich zum Dienstantritt im Werkhof. Zu jeder Tages- und Nachtzeit.
In diesem Winter gab es bis Redaktionsschluss zwei – eher kurze – Winterdiensteinsätze: Anfang Dezember und Anfang vergangener Woche. Sie kommen in den letzten Jahren selten vor. Aber wenn, verlangen sie von den im Einsatz stehenden Personen viel Umsicht und Konzentration. «Man muss auf enorm vieles achten. Es gibt Fussgänger, Velofahrer, Rollstuhlfahrer, Kinderwagen, Autos, Lastwagen, Busse», erläutert Gutherz. Auf sämtliche Verkehrsteilnehmer und deren Bedürfnisse gilt es Rücksicht zu nehmen. Und natürlich versuchten er und seine Kollegen auch, auf Wünsche der Anwohnerschaft einzugehen. Aber da seien, nicht zuletzt aus Zeitgründen, Grenzen gesetzt. Allzu schnell lässt sich das Räumfahrzeug nicht manövrieren.
«Es wird sehr schnell sehr eng»
Gutherz würde sich wünschen, dass gerade bei Schneefall die Leute ihr Auto bei Seitwärtsparkplätzen möglichst nahe am Trottoirrand abstellten, damit die Werkhofmitarbeiter mit ihren Räumfahrzeugen auch bei recht schmalen Strassen ihre Arbeit verrichten können. «Denn es gibt sehr viele Ecken, bei denen es sehr schnell sehr eng wird.» Dazu können zum Beispiel auch Kehrichtsäcke oder sogar falsch parkierte Autos die Tätigkeit des Winterdienstes erschweren. «Dann regt man sich kurz darüber auf, und weiter geht’s.»
Er höre beim Winterdienst, verrät der 31-Jährige, stets Musik zum Entspannen. Harte, eher düstere Rockmusik hauptsächlich. Seine Einsätze leistet er immer auf seinem Kommunalfahrzeug, das er auch das ganze übrige Jahr als Landschaftsgärtner nutzt. Im Winter wird am 4,5 Tonnen schweren Fahrzeug vorne ein 2.60 Meter breiter Schneepflug montiert, hinten ein Salzstreuer.
Ohne zu priorisieren geht es nicht
Wenn es mal intensiv schneit, sind in Olten parallel bis zu 35 Werkhofmitarbeitende im Winterdienst im Einsatz. Manche auf grossen, schweren Fahrzeugen auf den Strassen, andere auf kleineren auf Trottoirs oder auch zu Fuss, um beispielsweise Treppen oder die 95 Bushaltestellen auf Oltner Stadtgebiet von Schnee und Eis zu befreien. Gutherz muss in seinem Gebiet priorisieren. Als erstes kommt der Busbahnhof an die Reihe, dann die Strassen rund um die Hauptpost, gefolgt vom «Kantihoger» und allen weiteren Strassen. Hat der Schneefall zwischenzeitlich aufgehört, ist seine Arbeit nach rund sechs Stunden erledigt. Bei anhaltendem Schneefall geht die Arbeit von vorne los. «Dann ist es wie beim Leiterlispiel. Man fängt wieder auf Feld 1 an.»
Kommt nochmals eine Ladung Schnee?
Am Tag, als wir uns treffen, ist weder Schnee gefallen noch angesagt. Simon Gutherz geht also seiner alltäglichen Winterarbeit nach, dem Bäumeschneiden. Und auch wenn der Landschaftsgärtner auch diese Arbeit mag, betont er zum Schluss unseres Gesprächs nochmals: «Es wäre schön, wenn es nochmals Schnee gäbe.»
Mitte Januar ist noch nicht mal Halbzeit des Winters. Sein Wunsch dürfte also in Erfüllung gehen. Und wer weiss, vielleicht schneit es ja sogar mal anhaltend über längere Zeit. Winterliebhaber Simon Gutherz jedenfalls wäre der Letzte, der etwas gegen einen «Leiterlispiel-Winterdiensteinsatz» einzuwenden hätte.
...und ausserdem
Diese Person möchte ich gerne mal treffen
(überlegt lange) Da kann ich niemanden nennen. Was ich gerne mal tun würde: mit der Mannschaft des HC Davos ein Bier trinken gehen. Ich bin HCD-Fan.
So entspanne ich mich am besten
Ich zeichne gerne und relativ oft. Da kann ich mich gut entspannen.
Dieses Verhalten ärgert mich
Ich empfinde mich als sehr kollegialen Menschen. Falsches, hinterhältiges Spiel kann ich überhaupt nicht ausstehen. Wenn man mit jemandem ein Problem hat, soll man das direkt ansprechen.