«Ich bin stets für einen Spruch zu haben»

Marcel Clopath ist bereits als Bub mit dem Kindervelo über Schanzen gesprungen. Im Gespräch verrät er, wie ihn eine verlorene Wette ins Yoga-Studio brachte und wie das Vater werden die Prioritäten in seinem Leben verschoben hat.

Marcel Clopath ist seit seiner Geburt ein Adrenalin-Junkie. Am Skateboarden liebt er das Schnelle, das Fliegen und die Gefahr. (Bild: S. Furter)
Marcel Clopath ist seit seiner Geburt ein Adrenalin-Junkie. Am Skateboarden liebt er das Schnelle, das Fliegen und die Gefahr. (Bild: S. Furter)

Das tätowierte Auge auf dem Arm blickt dem Besucher direkt ins Gesicht. «Hautbemalung ist für mich reiner Körperschmuck», sagt Marcel Clopath. Der Oltner mit bündnerischem Familiennamen ist es gewohnt, seinen Nachnamen immer wieder zu buchstabieren. Aufgewachsen ist der
31-Jährige als Sandwichkind mit einem fünf Jahre älteren Bruder und einer ein Jahr jüngeren Schwester in Lostorf. «Ich war immer ein sehr lebendiges Kind und habe viel Seich gemacht», erinnert sich der Maschinenbauer. «Dr Marcel hett wieder…», sei ein häufiger Satz gewesen.
Er könne nicht aufzählen, was er alles «bosget» habe, sagt Clopath und meint lachend: «Ich habe meine Kindheit voll ausgekostet.» Nach der Schule hat Clopath alle möglichen Tätigkeitsfelder unter die Lupe genommen. Er interessierte sich für den Beruf des Koches, musste jedoch feststellen, dass er beim Schnuppern «hauptsächlich Kartoffeln schälen und Zwiebeln schneiden» durfte. Gelernt hat er schliesslich Polymechaniker und arbeitet heute als Maschinenbauer.

Ärmel reingenommen

Das Gespräch mit Marcel Clopath findet in der Trendsporthalle «momentum» statt. Von der Schokoladenfabrik Lindt strömt einem ein penetranter Kakao-Duft in die Nase. «Für mich als Schoggi-Liebhaber ist es ein bisschen eine Folter», sagt der Oltner und fügt hinzu: «Ah, Schoggi wäre jetzt gut.» Zwischen den knallig orange gestrichenen Wänden des «momentum» steht Clopath regelmässig auf dem Skateboard. Bereits als Kind sei er mit seinem Kindervelo über Schanzen gesprungen, erzählt der Trendsportler. «Ich bin seit meiner Geburt ein Adrenalin-Junkie.» Beim Skateboarden sei es so, dass er sich mit jedem Fortschritt auch mit seiner Angst auseinandersetzen müsse. Hundert Mal umfallen und sich das Knie aufzuschürfen gehöre dazu. «Tricks mit drehendem Board landen am Anfang immer auf dem Schienbein», so Clopaths Erfahrung. Die Faszination für diesen Sport könne er nicht richtig in Worte fassen. «Es hat mir den Ärmel reingenommen und mich nie mehr losgelassen.» Wenn ein Trick gelänge, würden die Kollegen sich mitfreuen, klatschen und jubeln. «Ich liebe das Schnelle, das Fliegen und die Gefahr, wenn ich auf dem Board stehe.» Clopath hat sich bei seinem Sport schon Brüche zugezogen und Bänder gerissen. Trotzdem: «Aufhören war nie eine Option.»

Jeder kennt Jeden

Sich selbst beschreibt der Maschinenbauer als aktiv, zuverlässig und als guten Kollegen. «Humorvoll bin ich auch. Zumindest teilweise», sagt Clopath und lacht. «Ich bin immer für einen Spruch zu haben.» In Olten ist der Maschinenbauer vernetzt und verwurzelt. Die Dreitannenstadt sei wie ein grosses Dorf. Jeder kenne Jeden. Zu den Hobbies des 31-Jährigen gehören Schlagzeug spielen, Zeichnen, Sprayen, Ausgang, Rock-Konzerte, Skaten und Snowboarden. Auch liebt er es, an Motorrädern herum zu schrauben. Dazu kauft er die Einzelteile. Allerdings müssen diese mindestens dreissig Jahre alt sein, um die Oldtimer-Romantik einzufangen. «Trotzdem sind die Komponenten noch voll verkehrstauglich. Voraus-gesetzt natürlich, ich baue sie richtig zusammen.»

Knackende Gelenke

Seine Freundin hat Clopath durch eine Reihe von Zufällen kennengelernt. An einer Party kamen die beiden ins Gespräch. Sie schlossen zusammen eine «filmreife Wette» ab, die jedoch beide verloren. Ihr Wetteinsatz war ein Besuch im Rollung Rock, wo sie einen Salto machen musste. Clopath besuchte im Gegenzug mit ihr zusammen eine Yoga-Stunde, da er sich zuvor über diesen Sport lustig gemacht hatte. «Alle haben mich ausgelacht, weil ich unbiegsam war und meine Gelenken knackten», so der 31-Jährige. An Konzentriertheit sei nicht zu denken gewesen und überall habe es verhaltenes Gelächter gegeben. «Mein Ansehen von Yoga hat sich durch diesen Wetteinsatz leider nicht verbessert», so Clopath schmunzelnd.

Gugus-Dada

Heute ist Clopath Vater einer einjährigen Tochter. «Dabei war ich bis vor fünf Jahren überzeugter Nicht-Kinder-Haber und wollte nie heiraten.» Doch man soll bekanntlich niemals nie sagen. Im September läuten die Hochzeitsglocken. «Es ist ein schöner Gedanke, dass dann die ganze Familie den gleichen Nachnamen trägt.» Zu Beginn ihrer Beziehung sei der Kinderwunsch diametral zwischen seiner Partnerin und ihm gestanden. Seine Freundin habe sich eigentlich in den Falschen verliebt. Aber eben: «Wo die Liebe hinfällt.» Heute sei er sehr gerne Vater, sagt Clopath, der seiner 15 Monate alten Tochter alles offenhalten möchte. Denkt er dabei auch ans Skateboard fahren? «Wichtig ist mir einzig, dass sie für etwas Leidenschaft entwickelt.» Die Prioritäten in seinem Leben hätten sich durch das Vatersein total verschoben, stellt er fest. «Oftmals plane ich, an meinem Motorrad herum zu schrauben und bleibe dann doch lieber zu Hause bei der Kleinen.» Stofftiere, Kinderwagen und «Gugus-Dada-Spiele» stehen hoch oben auf der Vater-Agenda. «Schlafe ich eine Nacht auswärts, vermisse ich sie bereits.»

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