«Ich bin kein Bühnenmensch»

Erich Vezzaro schiebt die Regler, wenn auf der Bühne das Licht angeht. Seit über sechzehn Jahren ist der 46-Jährige als Techniker im Stadttheater Olten tätig. Mit seiner Arbeit hinter der Bühne leistet er einen Beitrag an den Kulturstandort Olten.

Erich Vezzaro weiss, welche technischen Knöpfe er im Stadttheater Olten zu drücken hat. (Bild: Sonja Furter)
Erich Vezzaro weiss, welche technischen Knöpfe er im Stadttheater Olten zu drücken hat. (Bild: Sonja Furter)

Licht, Ton, Bühne, Sicherheit - dafür ist Erich Vezzaro als Techniker im Stadttheater Olten zuständig. «Ich muss Scheinwerfer so befestigen, dass sie dem Künstler während der Vorstellung nicht auf den Kopf fallen», sagt er. «Front of the House» und «Backline» nennen sich seine zwei Aufgabenbereiche: Alles, was vor der Bühne liegt und die Zuschauer betrifft, und alles, was auf oder hinter der Bühne stattfindet. «Tritt eine Theatergruppe auf, erkundige ich mich, was sie mitbringen und was sie noch brauchen». Für eine englische Band hat er einmal Schlagzeug, Keyboard und Mikrofone organisiert, weil sie es mit dem Flugzeug nicht in die Schweiz transportieren konnten. «Für diesen Beruf braucht man nicht nur technisches Wissen, sondern man muss auch gut mit Menschen kommunizieren können.» Selber auf der Bühne zu stehen hat sich Erich Vezzaro hingegen noch nie gewünscht. «Ich bin froh, darf ich hinter der Kulisse und hinter den Knöpfen sein. Ich bin kein Bühnenmensch», sagt er. Ihm liegt Technik mehr als Theater. Dennoch schaut er sich rund 70 Prozent aller Aufführungen an, auch wenn er dabei meistens hinter dem Mischpult sitzt und überprüft, ob Licht und Ton stimmen.

Auf Umwegen zum Traumberuf

Ein Schlüsselerlebnis war für ihn das Mithelfen beim Aufbau einer Dorf-Disco im Alter von
14 Jahren. «Da kam ich Licht und Ton näher und habe mein erstes Kabel gezogen. Damals gab es noch Coca Cola und Sinalco für 1.50 Franken pro Becher», erinnert er sich. Nach der Schule schlug er aber zuerst eine ganz andere Richtung ein. Er machte eine Lehre als Maler auf dem Bau. Anschliessend arbeitete er während sechs Jahren als Ersatzteilverkäufer in der Autobranche. Sein Weg führte ihn weiter ans Kongresszentrum Hotel Arte in Olten, wo er als Hauswart und Techniker tätig war, bis ihm im Stadttheater Olten eine feste Stelle angeboten wurde. «Ich habe sofort zugesagt.» Das nötige Wissen für seine Tätigkeit hat er sich bei der Arbeit angeeignet. Eine Ausbildung als Bühnenmeister gab es damals noch nicht. Einzig für das Bedienen der Mischpulte hat er Kurse besucht. «Mischpulte für Licht oder Ton sind so verschieden wie Mac und PC. Sie haben die gleichen Funktionen, aber eine unterschiedliche Bedienung», erklärt Vezzaro.

Keine festen Arbeitszeiten

Feste Arbeitszeiten gibt es in seinem Beruf nicht. «Ich bin hier, wenn es mich braucht und so lange es mich braucht», sagt er dazu. An einem normalen Tag trudeln die Theaterleute zwischen 10 und 13 Uhr ein. Danach wird der Lastwagen ausgeladen und die Bühne eingerichtet. «Um 19.30 Uhr öffnet sich der Vorhang. Bis dahin muss alles bereit sein. Es muss», betont er. Eine Aufführung dauert rund zwei bis drei Stunden. Danach folgt der Abbau. Dieser dauert bis nach Mitternacht, manchmal sogar bis zwei Uhr morgens. Doch trotz langen Schichten und Nachtarbeit sagt Vezzaro: «Ich liebe meinen Beruf und würde nichts anderes machen wollen. Kein Arbeitstag ist gleich wie der andere. Zudem lernt ein Techniker viele Leute kennen.»

Nachts im Wald zur Ruhe kommen

Um nach der Arbeit abzuschalten, macht er gerne Geocaching. Dabei geht es darum, mittels GPS einen Schatz an einem bestimmten Ort zu finden. «Ich mag Herausforderungen: Zum Beispiel auf Bäume klettern oder Nacht-Caching. Dann ist man im Wald für sich, hat Ruhe und kann abschalten», erklärt Vezzaro. Auch das Fahren ferngesteuerter Autos pflegt er als Hobby. «Das Schrauben und tüfteln gefällt mir und meinen Kindern», sagt er. Mit seinen zwei Söhnen im Teenager-Alter fährt er seit vier Jahren Auto-Rennen. «Meine Kinder sind italienisch-schweizer- ische Doppelbürger.» Er selber hat den roten Pass bisher noch nicht beantragt. «Erich Vezzaro ist Erich Vezzaro. Mit grünem, blauem oder rotem Pass», findet er. Der Secondo ist das Kind italienischer Einwanderer und versteht Italienisch, spricht die Sprache aber nur wenig. Mit seinen eigenen Kindern spricht er darum Schweizerdeutsch. «Es heisst ja auch: Muttersprache», erklärt er jeweils, wenn er gefragt werde, warum er seinen Kindern die italienische Sprache nicht beigebracht habe.

Nicht zu klein und nicht zu gross

Olten habe bei vielen Leuten einen schlechten Ruf. «Zu Unrecht», findet Vezzaro. «Olten ist nicht zu klein und nicht zu gross. Die Stadt liegt verkehrstechnisch gut und die Anbindung an den öffentlichen Verkehr ist hervorragend», erklärt der zweifache Familienvater. Olten sei zudem eine Kulturstadt und für den Ausgang finde sich für jede Altersgruppe etwas, betont er. Kulinarisch schätzt er die Hamburger und Pommes vom «Chöbu». «So habe ich meine Kinder von McDonald’s weggebracht», schmunzelt er.

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