Hundsrose und Himbeerblätter

Fabienne Hurni hält flüchtige Momente mittels Fotografie authentisch fest, ist mit zwölf Jahren Tante geworden, brüht Tee aus Garten-Kräutern und arbeitet nicht nach Schema X.

Zitronenverveine, Erdbeeren, Frauenmantel, Hundsrose und Himbeerblätter. Als Coop-Kind schätzt Fabienne Hurni die Marke «Miini Region» und kreiert eigene Teemischungen. (Bild: Claude Hurni)
Zitronenverveine, Erdbeeren, Frauenmantel, Hundsrose und Himbeerblätter. Als Coop-Kind schätzt Fabienne Hurni die Marke «Miini Region» und kreiert eigene Teemischungen. (Bild: Claude Hurni)

Ich packe in meinen Rucksack … die Entwicklung analoger Fotografien im Labor 8, die Erinnerungen an die Jungschar Trimbach, das Musik-Festival OltenAir und den Natur- und Vogelschutzverein Härkingen. «Eine unserer Aufgaben dort ist das Ausreissen von Neophyten, also artfremden Pflanzen im Wald», so die angehende Sozialarbeiterin Fabienne Hurni. Neben Studium, Teilzeitanstellung bei der offenen Kinder- und Jugendarbeit Trimbach und festem Freund ist sie in verschiedenen Vereinen tätig. Dieses Engagement bezeichnet sie als Hobby und betont: «Das Ehrenamtliche ist mir sehr, sehr wichtig. Die gesammelten Erfahrungen sind kostbar und ich kann sie in meinen Lebensrucksack packen.» Vielleicht werde sie im Alter von dreissig Jahren einmal aufhören, sagt sie, um gleich hinzuzufügen: «Für wahrscheinlich halte ich dies jedoch nicht.» Ihre Freizeit verbringt die 25-Jährige gerne mit Freund/innen oder geniesst ein Glas Wein. Im eigenen Garten züchtet sie Kräuter wie Hundsrose und Himbeerblätter. Daraus kreiert sie unterschiedliche Teemischungen. Eine weitere Leidenschaft von ihr ist die Fotografie. «Mit einem Schnappschuss kann ich einen flüchtigen Moment authentisch festhalten.» Die Leidenschaft für Bilder hat sie in die Wiege gelegt bekommen. Schon ihre Grossmutter hat anfangs der 1960er-Jahre mit einer Kodak Instamatic Kamera Fotos gemacht. Heute verknurrt Hurni ihre drei Brüder dazu, jährlich mehrere Geschwister-Bilder zu schiessen. Und verrät augenzwinkernd: «Meine Brüder finden es zwar nur mässig toll, aber ich bestehe darauf.»

«Ich bin ein Coop-Kind»

Ihren Freund Matthias hat Hurni bei der Arbeit im Kinderheim Christhof kennen gelernt. Sie war dort Praktikantin, er Zivildienstleistender. «Damals war er noch Polymechaniker, heute ist er auch ein Sozi», schmunzelt sie. Dem Beziehungsglück auf die Sprünge geholfen hat ihr älterer Bruder Alain. «Wäre das nicht einer für dich?», hatte er seine Schwester gefragt. Damals war Hurni aber noch nicht an einer Beziehung mit Matthias interessiert. Erst ein Ausflug mit den Kindern ins Ikea änderte dies. Hurni sollte dort einen Zeitungsständer für Matthias besorgen. Doch aus dem Kauf wurde nichts, da kein passendes Modell im Sortiment war. Dafür begannen sich die beiden Nachrichten zu schreiben. «Ich glaube, er hat den ersten Schritt gemacht. Aber sicher weiss ich es nicht mehr», sagt Hurni. Der Rest ist Liebesgeschichte. Seit über vier Jahren sind die beiden ein Paar. «Mein Bruder findet es nach wie vor super, dass er mit seinem Hinweis ins Schwarze getroffen hat», lacht die 25-Jährige. Ebenso witzig und prägend wie ihre eigene, ist die Liebes- geschichte ihrer Eltern. Diese haben eine kaufmännische Ausbildung bei Coop gemacht und sich dort kennen gelernt. Seither ist auch die Liebe von Fabienne Hurni zum Detailhändler gross. «Ich bin ein Coop-Kind.»

Den Rumpel rauf und runter

In Trimbach ist Hurni geboren und aufgewachsen. «Das verbindet mich stark mit dem Dorf.» Ihre Grosseltern haben ein Bauernhaus am Fusse des Berges «Rumpel». «Als Kind waren die Spazier- gänge auf den Rumpel eine sonntägliche Pflicht, heute spaziere ich freiwillig hoch und runter», erinnert sich die angehende Sozialpädagogin lachend und erzählt eine weitere Geschichte: «Meine Brüder hatten die Aufgabe, mich zu betreuen. Da war ich ungefähr zwei Jahre alt. Als wir zusammen auf einer Bank im Garten sassen, standen Alain, Claude und Yves alle gleichzeitig auf. Die Bank kippte und ich zog mir eine Schürfwunde am Randstein zu.» Heute hat Hurni drei Nichten und zwei Neffen. Zum ersten Mal Tante wurde sie im Alter von zwölf Jahren. «Das war eine grossartige und eindrückliche Erfahrung.» Neben dem Studium ist Hurni in einem Teilzeitpensum bei der offenen Kinder- und Jugendarbeit Trimbach angestellt. «Auch das scheinbar gleiche Problem braucht in der sozialen Arbeit eine andere Herangehensweise, weil Menschen unterschiedlich sind.» Es ist diese Herausforderung, immer wieder aufs Neue einen Zugang zu den Jugendlichen zu finden, die Hurni fasziniert. «Nach Schema X arbeite ich nicht. Das wäre zum Scheitern verurteilt.»

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