Holz im Blut und Menschen im Herzen

Markus Zimmermann: Als Schreiner kam er bis nach Saudi-Arabien, sein Sinn für Gemeinschaft führte ihn zurück nach Hauenstein. Markus Zimmermann kocht, segelt, hütet und wünscht sich einen neuen Chor.

Nur als Automechaniker verletzte er sich an einem Finger: Der Schreinermeister Markus Zimmermann vor seinem Haus in Hauenstein. (Bild: Franz Beidler)
Nur als Automechaniker verletzte er sich an einem Finger: Der Schreinermeister Markus Zimmermann vor seinem Haus in Hauenstein. (Bild: Franz Beidler)

Sein Name ist zwar Zimmermann, er aber ist Schreiner. «Für mich war schon immer klar, dass ich Schreiner werde», sagt Markus Zimmermann mit ruhiger Stimme und faltet die Hände auf der unlackierten Holzplatte zusammen. Der 65-Jährige sitzt an einem kleinen, hölzernen Tisch in der Mitte des Arbeitszimmers in seinem Haus in Hauenstein. An der Wand steht ein Pult, darauf ein Computer, ein Telefon und ein paar Notizen. Durch das Fenster dahinter fallen an diesem Vormittag die hellen Sonnenstrahlen des nahenden Frühlings. Zimmermann, der Älteste, und seine zwei Brüder und zwei Schwestern hatten von Kindesbeinen an viel Zeit in der Werkstatt des Vaters in Hauenstein verbracht. «Er gab uns immer was zum Klemperen», erinnert er sich. Trotzdem riet ihm der Vater, den Berufswunsch nochmals zu überdenken, denn der war ebenfalls Schreiner und wusste also, was den Sohn erwarten würde, sollte er den elterlichen Betrieb übernehmen. «So ging ich zuerst als Automechaniker in die Schnupperlehre.» Zimmermann schmunzelt, hebt seine linke Hand und deutet auf den Ringfinger. «Den habe ich mir in einer Autotüre so fest eingeklemmt, dass der Nagel bis heute gespalten wächst.» Vom Schreinern dagegen habe er in all den Jahren nie einen bleibenden Schaden davongetragen.

«Ich war bei allen Vereinen dabei»

Nicht nur seinen Beruf legte Zimmermann früh fest, sondern auch den Ort, an dem sich sein Leben abspielen sollte. «In Hauenstein gab es damals nur vier Vereine und ich war bei allen dabei», erinnert er sich amüsiert an seine Jugendjahre. Er war bei der Feuerwehr, den Schützen, dem militärischen Vorunterricht und dem Kirchenchor. Bei der Feuerwehr sollte er für fünfundzwanzig Jahre bleiben, im Kirchenchor für fast fünfzig, zwölf davon als Präsident. «Der Chor hat sich kürzlich mangels Mitglieder aufgelöst», berichtet Zimmermann besorgt. So suche er momentan einen Neuen. «Egal wie aufgewühlt ich bin, beim Singen geht alles vergessen.» Trotz aller Verbundenheit mit seiner Heimat, die Schreinerlehre machte Zimmermann in Trimbach und seine Wanderjahre führten ihn bis auf die Arabische Halbinsel. «Per Zeitungsinserat suchten die nach Leuten für Auslandsarbeiten», erinnert er sich an seinen späteren Arbeitgeber. Sich für fünf Jahre in Brasilien zu verpflichten, war ihm zu lange. Stattdessen entschied er sich, während eines halben Jahres am neuen Sportministerium in Riad, der Hauptstadt Saudi-Arabiens mitzubauen. «Die Freundschaften von damals sind mir bis heute geblieben», schliesst Zimmermann, nachdem er von dem Gemeinschaftswohnhaus und Übernachtungen unter freiem Himmel in der Wüste berichtet hat. Zurück in der Schweiz legte er die Prüfung zum Schreinermeister ab, heiratete und stieg beim väterlichen Betrieb ein. Da war Zimmermann 29 Jahre alt. «Mein Vater liess mich machen», erzählt er. «Ich hatte stets viel zu tun, aber die Freiheit war mir das immer wert.» Im selben Jahr zog er mit seiner Ehefrau in das neugebaute Haus in Hauenstein.

«Die Familie gibt mir Boden»

Drei Jahre später, im Jahr 1987, kam seine Tochter Stefanie und 1989 sein Sohn Thomas zur Welt. «Ich wollte immer eine Familie gründen», sagt Zimmermann, «sie gibt mir einen Rückzugsort und Boden.» So habe er auch schon seine elterliche Familie erlebt. Schliesslich übernahm er im Jahr 1990 die Schreinerei des Vaters, zusammen mit seinen beiden Brüdern, die ebenfalls den Schreinerberuf erlernt haben. Zur gleichen Zeit wurde er Mitglied und später Vizepräsident des Kirchgemeinderats Ifenthal-Hauenstein. «Ich bin schon ein gläubiger Mensch», erklärt Zimmermann, «auch wenn ich nicht jeden Sonntag in die Kirche gehe.» So habe er zum Beispiel vor der Geburt seines ersten Enkels in der Kirche Zuflucht gesucht, um Zuversicht zu gewinnen. «Die Kirchgemeinde tut viel Gutes für die Gemeinschaft», stellt er klar. Wenn Menschen aus der Kirche austreten würden, nur um die Kirchensteuer einzusparen, «dann tut mir das weh.» Wie viel Halt eine Gemeinschaft geben könne, das merke man vielleicht besser, wenn es einem schlecht gehe. «Das war bei mir zum Glück nie der Fall.»

Kochen und Hüten

Diesen Sommer will Zimmermann in Pension gehen. Die Schreinerei haben er und seine Brüder auf den 1. Januar 2019 seinem Sohn und dessen Geschäftspartner übergeben. «Jetzt baue ich noch Überzeit ab», sagt er schmunzelnd. Jeden Dienstag arbeitet er in der Werkstatt, «oder wenn mich Thomas braucht.» Weniger sind seine Aufgaben aber nicht geworden: Seit er beruflich kürzergetreten ist, kocht er jeden Mittag. «Ich habe schon immer gerne gekocht, aber früher hatte ich nur sonntags Zeit dazu.» Er suche jeweils im Internet nach neuen Rezepten und koche sie dann nach, «da bin ich sehr strikt.» Erst vergangene Woche habe er zum ersten Mal Kaninchen gekocht. Mehr Zeit will Zimmermann auch dem Segeln widmen. Vor fünf Jahren kaufte er ein eigenes Schiff, ohne davor jemals gesegelt zu sein. Noch im gleichen Jahr absolvierten er, seine beiden Kinder und eine seiner Schwestern die Segelprüfung. Das Schiff liegt auf dem Thunersee, wo Zimmermann den Sommer vermehrt verbringen möchte. Ausserdem plant er einen Segeltörn in Schweden. Am liebsten verbringt Zimmermann aber Zeit mit seinen drei Enkelkindern, auf die er mindestens zwei Mal pro Woche aufpasst. «Zum Hüten bin ich immer bereit», sagt er schmunzelnd. Früher habe er dem Geschäft stets Vorrang geben müssen. «Jetzt geniesse ich die Familie.»

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