«Gib das, was dir wichtig ist nicht auf, nur weil es nicht einfach ist»

Celina Schärli schätzt die Begeisterungsfähigkeit der Kinder und das naturverbundene Leben auf dem Hof in Winznau, weiss aber auch welche Arbeit damit verbunden ist.

Celina Schärli ist es ein Anliegen, den respektvollen Umgang mit der Natur auch ihrem Sohn weiterzugeben. (Bild: Jenny Brupbacher)
Celina Schärli ist es ein Anliegen, den respektvollen Umgang mit der Natur auch ihrem Sohn weiterzugeben. (Bild: Jenny Brupbacher)

Der Weg zum Hof in Winznau, wo Celina Schärli wohnt, ist nicht ganz ohne. Die Strasse wird immer steiler. Wenn man es dann aber geschafft hat, wird man mit einer wunderschönen Aussicht und einem Naturparadies belohnt.

Wilde Kinder in der Natur

Celina Schärli ist in Lostorf auf dem Land in einem Bauernhaus aufgewachsen. Als Kinder verbrachten sie und ihre Geschwister ihre Freizeit draussen in der Natur. Sie spielten im Wald und erlebten viele Abenteuer miteinander. Sie seien allgemein eher «wilde Kinder» gewesen, so Schärli mit einem Schmunzeln. Zu ihren Geschwistern, einem Bruder und einer Schwester, pflegt sie heute noch einen engen Kontakt. Das Aufwachsen in der Natur und das Draussensein hat sie in ihrer Kindheit stark geprägt, weshalb Schärli auch heute sehr naturbezogen lebt. «Heutzutage verbringen viele Kinder zu wenig Zeit draussen, was sehr schade ist», findet die 27-Jährige. Sie sei dankbar, auf diese Weise aufgewachsen zu sein und so viel Gutes auf den Weg mitbekommen zu haben. Als Lehrerin weiss sie heute, wie wichtig solche Erfahrungen in der Kindheit sind. Schärli beschreibt sich selbst als begeisterungsfähig, natur- und umweltbewusst, offen und lebensfroh. Sie sei ein aktiver Mensch und könne schlecht still sitzen. Sie setzt sich für das ein, was ihr wichtig ist, nimmt oft kein Blatt vor den Mund und lebt nach dem Motto: «Gib das, was dir wichtig ist, nicht auf, nur weil es nicht einfach ist.» Ihr Lebensziel ist es in erster Linie, ein sinnvolles und erfülltes Leben zu führen und dankbar dafür zu sein.

Das Leben auf dem Hof

Als Kind seien ihr die Erkenntnisse über die Natur eher egal gewesen. Später habe sie sich vielmehr diesem Thema gewidmet und sich autodidaktisch Wissen angeeignet. Das Leben auf dem Hof, auf welchen sie vor zwei Jahren mit ihrem Partner gezogen ist, habe ihr diese Möglichkeit gegeben. So setzte sich Schärli mit der Permakultur auseinander und absolvierte eine Ausbildung zur Wildnispädagogin. Das Leben auf dem Hof sei jedoch auch eine Herausforderung. «Es geht nicht mehr nur darum, sich Wissen anzueignen, sondern vor allem, dieses Wissen anzuwenden», erläutert die junge Frau. Das Leben auf einem Hof bringe viel Verantwortung gegenüber der Umgebung mit sich. In der Vorstellung vieler Leute sei dieses Leben sehr idyllisch. Es sei aber nicht immer nur schön, sondern es stecke auch viel Arbeit dahinter. Die Obstbäume, der Garten und die Tiere müssen betreut und gepflegt werden. Es gebe anstrengende Phasen. Zu wissen, was man am Ende des Tages geschafft habe, sei aber auch sehr erfüllend. «Wir haben viele Obstbäume und bieten im Sommer den Leuten an, die Kirschen, Äpfel und Zwetschgen selber zu pflücken. Die Leute kommen gerne und geniessen das Naturerlebnis», erzählt Schärli und fügt an: «Es ist schön, zu beobachten, wie die Leute diese Zeit in der Natur suchen und wieder eher saisonal einkaufen.» Die Familie Schärli lebt selbst teilweise selbstversorgend. Ihrem Sohn möchte die junge Mutter den Naturbezug weitergeben. Mit der Erhaltung des Hofes schafft sie gemeinsam mit ihrem Partner Plätze für die Artenvielfalt und ein Naturparadies. «Im Garten hat es viele heilende Kräuter, die wir nutzen können.» In Zukunft möchte Schärli vielleicht einen Naturhort oder ein anderes Naturangebot für Kinder auf dem Hof anbieten. Das liege aber noch in den Sternen. Sie möchte vor allem ihr Wissen, einen respektvollen Umgang mit der Natur sowie einen guten Bezug zu ihr weitergeben. «Die Artenvielfalt ist enorm und durch Achtsamkeit kann man einen Blick dafür lernen. Wer die Schönheit der Natur begreift, findet Kraftreserven, die einen durch das ganze Leben tragen», bringt die Winznauerin ihre Ansichten mit einem passenden Zitat auf den Punkt.

Begeisterungsfähige Kinder

Für Schärli war schon früh klar, dass sie Lehrerin werden möchte. Nach der Kantonsschule in Olten besuchte sie die Pädagogische Hochschule in Luzern. Sie habe sich schon immer gerne unter Menschen aufgehalten und schätze die Arbeit mit ihnen, insbesondere mit Kindern. «Kinder lassen sich noch leicht für etwas begeistern und ich kann ihnen Werte mitgeben, da sie ihren Rucksack erst noch zu packen haben. Sie entdecken gerne, lachen viel und sind enorm dankbar», freut sich die Lehrerin, die ihre Arbeit als sei sehr Sinn stiftend und wertvoll beschreibt. Schärli selbst ist kreativ, bastelt, zeichnet und hält sich nach wie vor gerne draussen auf. «Eigentlich mache ich alles gerne, was Kinder gerne machen», meint die 27-Jährige lachend. Als Lehrerin habe sie viel Bewegung und sei ihre eigene Chefin, diese Freiheit gefalle ihr besonders. Ausserdem lerne sie selbst auch immer wieder dazu und entwickle sich weiter. «Als Kind war ich immer diejenige, die viele Fragen gestellt hat. Nun möchte ich selbst eine Lehrerin sein, die auf die Fragen Antworten geben kann», betont Schärli. Das Bewertungssystem hingegen gefalle ihr weniger an ihrem Job. Es sei schwierig ein Kind zu bewerten und das System sei auch nicht mehr gesellschaftskonform. Schärli ist aber positiv gestimmt, dass sich das System künftig ändern wird. Sie habe zum Beispiel ein Schulgarten-Projekt zusammen mit der Stadt Zürich gestartet, wo sie arbeitet. «Dadurch lernen die Kinder viel über den Kreislauf der Natur, die Ernte und die nachhaltige Entwicklung. Sie erleben direkt mit, welche wertvollen Dinge einem die Erde schenkt und auch wie viel Arbeit dahintersteckt», freut sich Schärli, die bedauert, dass es in der Schule leider oft an der Anwendung fehle. Es stehe vor allem das Wissen im Vordergrund.

www.früchte-selberpflücken.ch

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