Etwas älter, doch fast so aktiv wie eh und je
Was macht eigentlich? Der Rickenbacher Claude Belart prägte den Solothurner Politbetrieb über zwei Jahrzehnte als freisinniger Kantonsrat. Noch heute ist die Bande mit der Politik intakt. Auch seinem Beruf frönt er nach wie vor. Es nimmt sich aber mehr Zeit, um Sport zu treiben.
Bald acht Jahre ist es her, als Claude Belart nach 20 Jahren im Kantonsrat seinen Rücktritt gab. «Freiwillig», wie er beim Interview in seinem Haus in Rickenbach betont. Hinter ihm an der Wand thront das Gemälde, das ihn würdig mit seiner Tabakpfeife zeigt und überdies, betrachtet man das Bild genau, einen Hinweis auf seinen Beruf als renommierter Architekt gibt – ein Dankesgeschenk zum Ende seines Jahres als Kantonsratspräsident 2011. Pfeifenrauchen sei sein einziges Laster, hebt er deutlich hervor. Immerhin sei es besser «als diese elektronischen Zigaretten. Aber das muss jeder selbst wissen».
Sinnierend auf die Jahre in der Politik zurückblickend sagt er: «Es war eine wilde Zeit. Und es war besser als jetzt.» Damit meint er nicht sein persönliches Befinden, sondern greift die Kritik an der Debattenkultur im Kantonsparlament auf, die er schon bei seinem Rücktritt formuliert hatte. Es sei aber «noch schlimmer» geworden, meint er. «Wir haben damals miteinander gesprochen. Heute ist das fast nicht mehr der Fall. Das höre ich von meinen Kollegen, die noch im Rat politisieren.» Eingaben und Vorstösse würden gemacht, um aufzufallen, «sich selbst zu beweihräuchern und meistens ohne, dass im Vorfeld bei der Verwaltung Informationen besorgt worden sind». Es fehle nicht selten an Fraktionsdisziplin. «Früher, wenn sich Stimmen in der Fraktion gegen den Fraktionssprecher gewandt haben, wurde abgeklemmt. Das hat gut funktioniert», sagt er.
Auf dem neusten Stand
Wie er persönlich auf seine Jahre im Kantonsrat zurückblicke? «Es war eine Zeit, die ich nicht missen möchte. Das Jahr als Kantonsratspräsident habe ich in guter Erinnerung, auch wenn ich da 253 Anlässe besuchte. Die Familie musste zurückstehen, Ferien gab es nicht.» Die Zeit in der Politik habe ihm wertvolle, interessante Begegnungen beschert. Dazu ergänzt er: «Viele Bekanntschaften sind nach dem Rücktritt weg. Aus den anderen entwickelten sich Freundschaften. Erst nach einem Rücktritt weisst du, wer deine Freunde sind.» Über diese sei er noch heute mit dem politischen Betrieb verbunden, werde nach seiner Meinung gefragt oder müsste bei einigen Geschäften gar «den Segen geben», weil es auf seinem Gebiet nicht viele Fachleute im Parlament gebe. Belart ist wie sein Vater Architekt – die Architektur und das Immobilienwesen liegen der Familie im Blut.
Die Politik hat den 75-Jährigen bis heute nicht losgelassen: «Ich bin noch immer auf dem neusten Stand.» Er habe ganz unbedarft als junger Mann mit dem Politisieren begonnen, erzählt Belart. Wie schon sein Vater vor ihm, war er als 25-Jähriger in der Oltner Bürgergemeinde aktiv. 1993 hatte er das erste Mal als freisinniger Kantonsrat kandidiert und wurde 2. Ersatz. Drei Jahre später konnte er nachrücken und bei den kommenden Wahlen jeweils mit gutem Resultat abschneiden.
Sportlich Gas geben
Belart arbeitet nach wie vor als Architekt mit seiner Einzelfirma: «Ich mache noch Projekte, aber keine Bauleitungen mehr.» Claude Belarts Ehefrau verstarb an einem Krebsleiden kurz vor Beginn der Pandemie im Jahr 2020. «Wenn ich da nicht hätte arbeiten können, wäre ich wohl draufgegangen», sagt er. Jetzt könne er die Arbeit machen, auf die er Lust habe, doch Herumsitzen und Däumchen drehen kommt für ihn ohnehin nicht in Frage: «Ich muss etwas machen. Ich kann nicht herumhocken.» Im dritten Lebensabschnitt ist für ihn eine Leidenschaft, die ihn zeit seines Lebens begleitet hat, unerlässlich geworden. «Sport ist ein fester Bestandteil von mir», erzählt er. Tennis und Golf sind seine Lieblingssportarten. Schon sein Vater war Golfer. Belart war über Jahre unter anderem Präsident des Tennisclubs Olten und des Golfclubs Schinznach, dazu spielt er selbst noch heute aktiv Tennis und Golf. «Ohne Sport wäre mein Leben nicht denkbar.»
Wenn er dann doch etwas zur Ruhe kommt, beschäftigt er sich mit Geschichte, aktuell sei gerade der Zweite Weltkrieg dran. Erzählt er davon, spannt er immer wieder einen Bogen zu heute, er sagt: «Ein Politiker wie Trump wäre in der Schweiz längst im Gefängnis. Aber was soll man machen?» Weiter bereite ihm die Hektik, welche die Digitalisierung der Arbeit mit sich bringe, Sorgen: «Es muss immer alles sofort passieren. Früher war es gemütlicher.» Seine drei Söhne, die ihm drei Enkelkinder beschert haben, kümmerten sich «hervorragend um mich». Oft kommt die ganze Familie ihn in Rickenbach besuchen, bleibt über Nacht. Claude Belart erzählt das mit sichtlicher Freunde, ist er doch ein geselliger Mensch. «Im Leben braucht man Freunde. Sonst wird es schwierig.»
kurz und knapp
Dieses Buch kann ich wärmstens empfehlen
Ich muss zuerst meinen Zeitschriftenstapel auf dem Stubentisch abarbeiten. Danach lese ich vielleicht wieder ein Buch.
Auf diesen Gegenstand kann ich nicht verzichten
Auf meine Tabakpfeife natürlich.
An diesem Ort gefällt es mir ausgezeichnet
Zuhause.