Er wirtet für sein Leben gern

Im Gespräch Christian Aegerter lebt für die Gastronomie: Er leitet den Gasthof Teufelsschlucht in Hägendorf nun schon bald seit 20 Jahren. Dabei schaukelt er den Familienbetrieb durch Höhen und Tiefen – und verliert dabei nie die Fassung.

Seit fast 20 Jahren ist Christian Aegerter Wirt des Gasthofs Teufelsschlucht in Hägendorf. (Bild: Cyrill Pürro)
Seit fast 20 Jahren ist Christian Aegerter Wirt des Gasthofs Teufelsschlucht in Hägendorf. (Bild: Cyrill Pürro)

Die Stammkundschaft geht ein und aus, bestellt Getränke und lässt es sich gut gehen – und das mitten an einem Donnerstagnachmittag. Hie und da fallen gutgemeinte Sprüche. Sie zielen auf den Wirt des Gasthofs Teufelsschlucht in Hägendorf, Christian Aegerter, ab. Der 42-Jährige lacht beherzt, er ist sich die Schelmereien schliesslich schon lange gewohnt. «Das läuft hier jeden Tag so», kommentiert er noch immer lachend.

Die Gäste sind das Schönste, wenn man einen Gasthof führt, ist sich Aegerter sicher. Denn kein Tag ist gleich. «Ich treffe so viele verschiedene Menschen, die von überall her und aus allen Gesellschaftsschichten kommen. Heute kommt beispielsweise ein Randständiger, morgen kommt ein Millionär», fügt der Unverheiratete an. Und gleichzeitig sind es die Stammkundinnen und Stammkunden, die Aegerter jedes Mal ein Lächeln ins Gesicht zaubern, wenn sie im Gasthof aufkreuzen. «Einige kommen schon seit Jahren hierher», weiss er zu erzählen. Sie kommen wegen der gutbürgerlichen Küche, die Aegerter und sein Team anbieten. Gutbürgerlich – so mag es der Wirt auch auf dem eigenen Teller. «Am liebsten ist mir ein Cordon bleu oder ein Pfeffersteak mit Beilagen», sagt er dazu.

Am Gastroleben nie gezweifelt

Dass es in einer Küche turbulent und manchmal auch harsch zu und her gehen kann, lernte der gelernte Koch bereits im Kindesalter. Die Eltern von Christian Aegerter führten mehrere Jahrzehnte lang das Restaurant «Chilchli» in Bärenwil. Er und sein Bruder halfen schon von klein auf im Betrieb mit. «Wenn du in einen Familienbetrieb hineingeboren wirst, weisst du, worauf du dich später einlässt», bemerkt er bestimmt, aber mit hochgezogenen Mundwinkeln. Damit spielt er auf die Präsenzzeit an, die in einem Gasthof anfällt. Schliesslich dauert hier ein Arbeitstag nicht nur neun Stunden, sondern «an manchen Tagen gar bis Mitternacht». Das würden laut Aegerter viele ausserhalb des Gastrolebens unterschätzen.

So war es für ihn nichts Neues, als er seine Lehrstelle in einem lokalen À-la-carte-Restaurant anfing und bis spätabends am Herd stand. Einen anderen Beruf auszuüben, konnte sich Aegerter in seiner Kindheit und Jugendzeit nicht vorstellen – Zweifel am Gastroleben hatte er erst recht keine. Nur den Metzger-Beruf habe er sich kurz beim Schnuppern näher angesehen. Doch dann wurde es eben doch die Kochlehre.

Als dann 2003 der vorherige Besitzer des Gasthofes Teufelsschlucht Konkurs ging, kaufte die Familie den Standort auf. Das «Chilchli» in Bärenwil übernahm Christian Aegerters Bruder. «Unsere Eltern waren der Meinung, dass sie beiden Söhnen einen Gasthof überlassen wollen. Ausserdem ist mein Vater gut in Hägendorf vernetzt», erklärt der Koch, wie er zu seiner jetzigen Position als Wirt kam. Vom Koch zum Wirt – das war eine Umstellung für Aegerter. Er sei etwas ins kalte Wasser geworfen worden. Aber: «Wie ein Wirtshaus geführt wird, haben wir schliesslich schon von den Eltern mitbekommen und über all die Jahre beobachtet. Ausserdem bekamen wir reichlich Unterstützung, was beispielsweise die Buchhaltung angeht.» Und auch dem Kochen bleibt Aegerter weiterhin treu, wenn der Küchenchef in den Ferien ist oder das Team Hilfe braucht.

Beinahe in Oslo weitergekocht

Doch klar ist, dass auch Aegerter ab und zu eine Auszeit braucht. Die verbringt er hauptsächlich damit, für den EHC Olten zu fanen oder auf dem Fahrrad zu fahren. Etwas mehr Freizeit hatte der Gastronom auch, als er fünf Saisonschichten in einem Restaurant auf den Flumserbergen arbeitete, drei Saisons im Winter und zwei im Sommer. «Da ich in einem Tagesbetrieb tätig war, lernte ich neue Freizeiten kennen, am Abend war um 18 Uhr Schluss», kommentiert Aegerter. Das war komplett neu für ihn. Die plötzlich vorhandene Freizeit nutzte er vor allem, um im Winter Ski zu fahren oder im Sommer auf Wanderungen zu gehen.

Auch nach Norwegen hätte es ihn beinahe verschlagen. «Ich habe eine gewisse Zeit lang überlegt, in Oslo weiterzuarbeiten. Ein Vertrag in einem Restaurant in Oslo wäre sogar zur Unterzeichnung bereit gewesen, nur unterschrieben habe ich dann nie», erklärt der leidenschaftliche Skifahrer. Und das alles, obwohl er bis dahin noch nie in Norwegen gewesen war. Ausserdem waren die Hemmungen vor der sprachlichen Barriere zu gross. «Es wäre sinnvoller gewesen, eine neue Stelle in einem englischsprachigen Land zu suchen, da man Englisch schliesslich fast überall brauchen kann. Dieses Lebensprojekt bin ich dann aber nicht mehr angegangen», erklärt der 42-Jährige. Für Norwegen habe er sich entschieden, weil er seit jungen Jahren von diesem Land fasziniert sei. Inzwischen war Aegerter schon ein paar Mal im Norden und stattete auch schon dem Nordkap einen Besuch ab, nachdem er quer durch Finnland gereist war. Die nordischen Länder hätten es ihm eben angetan.

Doch nun scheint Aegerter vollkommen zufrieden zu sein mit seinem Gasthof in Hägendorf, den er nächstes Jahr schon 20 Jahre lang führt. Er und sein Team haben auch der Hochphase von Corona getrotzt, wie Aegerter erzählt: «Wir haben sofort auf den Lockdown reagiert und einen Takeaway eingerichtet, der gut anlief.» Trotzdem wäre eine weitere Schliessung hart für das Restaurant. Er vergleicht die Auswirkungen der Pandemie auf den Gasthof mit dem Rauchverbot in Gaststätten, das 2010 in der Schweiz in Kraft trat: «Als das Verbot in Kraft trat, fielen 15 Prozent des Umsatzes weg.» Aber auch diese Phase hat der Gasthof überstanden. Der Gastronom sagt abschliessend: «Wir passen uns eben den aktuellen Situationen an und versuchen, die Fassung nie zu verlieren.»

 

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