Er ist mit viel Schwung dabei

Im Gespräch Philipp Felber packt nicht nur in Trimbach an: Der Gemeindeschreiber wirkt am diesjährigen Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Pratteln vom 25. bis 28. August mit allen Sinnen mit. Als Leiter der Stabstelle für Personelles steckt er mittendrin – und ist langsam ganz «kribbelig» auf den Event.

Im Helfer-T-Shirt des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests in Pratteln fühlt sich Philipp Felber wohl. (Bild: Cyrill Pürro)
Im Helfer-T-Shirt des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests in Pratteln fühlt sich Philipp Felber wohl. (Bild: Cyrill Pürro)

Grosse, stämmige Männer schwingen im Sägemehl um die Krone, der Geruch von Holzspänen gemischt mit dem von Grilladen liegt in der Luft, das Bier fliesst, hie und da wird eine Wurst verdrückt – und das alles zu urchiger Ländler-Musik. Mittendrin wird bald Philipp Felber stehen, mitwirken, organisieren, von A nach B rennen, hier noch ein fehlendes Helfer-Shirt verteilen, da noch einen Verirrten seinem Posten zuweisen. Kurzum: Vor und während des diesjährigen eidgenössischen Schwing- und Älplerfests, kurz ESAF, im baselländischen Pratteln, hat der Trimbacher Gemeindeschreiber alle Hände voll zu tun. Die Organisierenden erwarten einen regelrechten Ansturm auf das Festgelände, sie rechnen mit rund 300000 Besuchenden – so viel, wie noch nie an einem Eidgenössischen. Dazu braucht es um die 8000 Helfende und Einen, der die Helfenden staffelt und den richtigen Posten zuweist.

Ein fast undenkbarer Frieden

Trifft man sich mit Philipp Felber im Trimbacher Gemeindehaus, ist seine innere Anspannung kaum spürbar. Dennoch seufzt der Gemeindeschreiber kurz, ehe er erzählt: «Es ist wirklich sehr viel zu tun. Das eidgenössische Schwingfest füllt mein ganzes Arbeitspensum und ist momentan meine Hauptbeschäftigung.» Fürs Schwingfest hat Felber sein Pensum bei der Gemeinde Trimbach für ein Jahr auf 90 Prozent reduziert. Doch das reiche zurzeit zeitlich nie, um mit der ganzen Vorbereitung für das ESAF fertig zu werden. «Ich wende zusätzliche Ferien- und Überzeit sowie Wochenenden auf, um für das ESAF zu arbeiten», erklärt der 41-Jährige. Es ist Freizeit, die er aber gerne für das Fest aufwendet.

Felber fühlt sich schon lange mit dem ESAF und mit der Tradition des Schwingens verbunden. Und das, obwohl er selbst nicht ins Sägemehl steigt. «Dafür habe ich zu wenig Postur, viel zu wenig», sagt er lachend. Die regionalen Schwingfeste im Baselbiet und im Aargau kannte er schon lange, denn der Trimbacher Gemeindeschreiber wuchs in Bubendorf auf, absolvierte im Baselbiet eine Lehre als Kaufmann auf der Gemeinde, bildete sich weiter, fungierte dann ebenfalls im Baselbiet als Gemeindeverwalter und ist nun schon seit längerem im Fricktal mit seiner Partnerin sesshaft. In Trimbach wirkt er seit 2019 als Gemeindeschreiber. «Ein Freund hat mich an ein ‹Eidgenössisches› mitgenommen. Ich verliebte mich augenblicklich in die familiäre, friedliche Atmosphäre des Fests», fügt er an.

Felber sieht bei Schwingfesten klare Unterschiede zu anderen Sportanlässen, gerade was die Rivalität und den Konkurrenzkampf angeht. Er gibt ein Beispiel: «Im Fussball kommt leider aufgrund von Hooligans schnell einmal aggressive Stimmung auf. Das gibt es beim ESAF nicht, auch wenn die einzelnen Verbandsmitglieder ihre Leute anfeuern.» Denn trotz der Rivalität, schliesslich geht es am Ende um eine Krone, sei es an einem Schwingfest friedlicher. «Eine Bundesrätin oder ein Bundesrat kann in der Tribüne sitzen und nur wenige Meter hinten dran schneidet jemand mit einem scharfen Messer Speck auf einem Brett. An anderen Sportanlässen ist ein solcher Frieden fast undenkbar», findet Felber.

Der Event der Superlative

Zu dieser friedlichen Atmosphäre darf er nun als Leiter der Stabstelle für Personelles selbst beitragen. In die Rolle des Personalchefs der Helferinnen und Helfer ist er, wie er selbst sagt, «einfach reingerutscht». Felber wurde für den Posten angefragt, da er als Baselbieter sehr in der Region rund um Pratteln vernetzt ist und so auch die verschiedensten Leute aus den unterschiedlichsten Vereinen kennt. Felbers Netzwerk half ihm, die vielen Helfenden zu rekrutieren. «So besuchten wir unter anderem Präsidentenkonferenzen im Baselbiet, um den Hilfseinsatz den regionalen Vereinen schmackhaft zu machen. Doch wegen der Pandemie fand dann das meiste Informelle über die medialen Wege statt», erklärt er. Corona fiel mitten in die Planungsphase des Fests, die 2019 mit dem letzten ESAF in Zug begann. Nachdem Felber und sein Team die Helfenden rekrutiert hatten, machte er die ersten Hilfspläne und teilte die Freiwilligen in Bar, Service, Sicherheit und andere Dienste ein. Das kostete etwa zwei Wochen Arbeit, wie Felber sagt. «Es sind teilweise wirklich extreme Zahlen, was die Personen, aber auch den Aufwand betrifft», gibt der in Zeiningen Wohnhafte zu und lacht.

Dieses «Jonglieren» mit so hohen Zahlen ist gleichzeitig enorm spannend, wie Felber findet. «Ich lerne sehr viel, zum Beispiel wie der Transport organisiert werden muss, um so viel Ware von A nach B zu bringen, wie die Besuchermengen durch das Festgelände geschleust werden müssen, damit es kein Chaos gibt oder wie wir Wasserversorgung und Entsorgung sicherstellen. Wir bauen eben eine kleine Stadt auf», erzählt er weiter. Und das seien genau die reizvollen und spannenden Einblicke.

Ein «Troubleshooter» sein

Beim Managen dieser «extremen Zahlen», wie Felber die Daten nennt, mit denen er als Personalchef jongliert, profitiert er von seiner langjährigen Erfahrung als Gemeindeverwalter und durch die Organisation von diversen Festen. Denn dazu nutzt er Programme, die ihm im Alltag mehr als geläufig sind. «Ich denke wirklich, dass der Posten als Personalchef ohne fortgeschrittene Büro- und Organisationskenntnisse, nicht machbar ist. Man muss das Organisieren lieben, überall mitdenken und gewissermassen ein ‹Troubleshooter› sein», meint der Baselbieter. Ähnlich also wie im Gemeindeleben, in dem sich Felber in allen Bereichen über den aktuellen Stand der Dinge informieren muss.

Gemeindeschreiber zu sein ist aber nicht die Voraussetzung für den Posten. Es gelte hauptsächlich, gut mit schnellen Wechseln und hoher Arbeitsbelastung umgehen zu können. Denn Felber wird so kurz vor dem Fest regelrecht mit Anrufen, SMS und Mails bombardiert. «Über den Nationalfeiertag gönnte ich mir zwei Tage frei, auch vom ESAF. Als ich danach in meine Mailbox schaute, waren da 311 ungelesene Nachrichten im Postfach», erläutert er. Allesamt mit Fragen von Helfenden, An- und Abmeldungen oder Informationen von der OK-Leitung. Gleichzeitig ist Felber auch auf Platz und begutachtet regelmässig zusammen mit den anderen Mitgliedern des Organisationskomitees die entstehende Arena. Die laufende Entwicklung des Festgeländes zu sehen, beeindruckt ihn sehr.

Trotz der Vorfreude kann Felber das Schlusslicht der ganzen Vorbereitungen kaum abwarten. «Es ist momentan wirklich etwas viel, die Belastung ist hoch», gibt er zu. Dennoch würde er den ehrenamtlichen Posten wieder übernehmen, hingegen kein zweites Mal. Am Fest selbst wird er den letzten Helfenden, welche nicht im Vorfeld ausgerüstet werden konnten, die Polo-Shirts mit dem ESAF-Logo sowie Rucksäcke und Verpflegungsgutscheine verteilen. Dann wird er vor allem im Helferbüro und auf dem Festgelände sein und von da aus alles managen. Je näher das ESAF rückt, desto «kribbeliger» wird er. Felber sagt abschliessend: «Wir sind alle nervös, aber auf eine gute Weise.»

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Den Alt-Bundesrat Adolf Ogi. Ich bewundere seine Bodenständigkeit sehr.

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Beim Musizieren in der Blasmusik oder beim Joggen. Letzteres mache ich in dieser stressigen Zeit häufiger. Ich kann Joggen jeder Person empfehlen, die etwas abschalten und herunterkommen will.

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Wenn Personen zu vorschnell urteilen, ehe sie sich über einen Sachverhalt informiert haben.

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