Eine Mischung aus Kopf und Gefühl

Dominique Scherer wuchs in Olten auf, spielte als Kind neben der Burgruine auf dem Robinson-Spielplatz, ist angehende Ärztin und erlebte in Nepal einen medizinischen Kulturschock. Ihre grosse Liebe lernte sie dank einer Oltner Jugendfreundin am Gurtenfestival kennen.

Dominique Scherer ist in Olten aufgewachsen, hat auf dem Robinson-Spielplatz neben der «Burgruine» gespielt und wird auch bei einem Wegzug ein Stück Olten mitnehmen. (Bild: Sonja Furter)
Dominique Scherer ist in Olten aufgewachsen, hat auf dem Robinson-Spielplatz neben der «Burgruine» gespielt und wird auch bei einem Wegzug ein Stück Olten mitnehmen. (Bild: Sonja Furter)

Die Schweizer Berge sind berühmt, ein Wahrzeichen des Landes und eine Touristenattraktion. Noch höher sind jedoch die Berge in Nepal, wo Dominique Scherer Ferien verbrachte und im Rahmen ihres Medizinstudiums ein einmonatiges Praktikum absolvierte. «Die Gipfel ragten doppelt so hoch in den Himmel wie in der Schweiz», erzählt sie über ihre Aktivferien mit Wandern und Trekking und fügt an: «An die Natur in Nepal sowie die Gastfreundschaft der Menschen erinnere ich mich gerne zurück.» Anschliessend an die Bergtour absolvierte sie in Kathmandu, der Hauptstadt von Nepal, ein Praktikum in einem Spital auf der Notfallstation. Am häufigsten seien ihr Schnittverletzungen, Magendarm- und Lungenprobleme begegnet. «Wenn ich in Kathmandu aus dem Haus ging, habe ich eine Maske getragen, weil die Luftqualität so schlecht war», erzählt sie. Als medizinischen Kulturschock empfand sie die begrenzten Mittel, die den Ärzten zur Verfügung stehen. «Die Menschen in Nepal müssen für medizinische Leistungen selber aufkommen.» Entsprechend werde ein Ultraschall nur im Notfall gemacht – wegen der Kosten. Die Kranken bekämen ein Rezept, mit dem sie zuerst in der Apotheke das Medikament besorgen müssten, bevor es im Spital verabreicht werde. «Das Praktikum in Nepal hat mir aufgezeigt, dass es nicht selbstverständlich ist, dass wir Zugang zu einer guten Ausbildung und hoch technologisierter Medizin haben.»

Mischung aus Kopf und Gefühl

Sich selbst beschreibt die 24-Jährige als begeisterungsfähig, aufgestellt und als Person, die gerne diskutiert. Sie ist die älteste von drei Schwestern, der Vater arbeitet als Musikschulleiter und Cellist, die Mutter ist als heilpädagogische Früherzieherin tätig. Aufgewachsen ist Scherer am Waldrand in Olten. «Ein schöner Ort, um gross zu werden», findet sie. Bereits als Dreijährige wollte Scherer die Geige spielen lernen. Im Alter von sechs Jahren durfte sie mit dem Musik- unterricht beginnen. «Drei lange Jahre musste ich warten, bis mein Wunsch erfüllt wurde», lacht sie. Das Musizieren ist noch immer ein grosses Hobby von ihr. Seit vier Jahren spielt sie im Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchester und seit drei Jahren im selbst gegründeten Streichquartett, das aus zwei Medizinern, einer Biochemikerin und einem Wirtschaftsinformatiker besteht. «In der Prüfungsphase legte ich die Geige schon mal zur Seite», gesteht Scherer, «dafür spielte ich nachher umso mehr.» Geige zu spielen löse bei ihr Freude und Glück aus. Zu musizieren sei etwas Gestalterisches. Auch wenn die Noten vorgegeben seien, könne man ein Stück auf verschiedene Weise spielen und ihm so eine persönliche Färbung geben. «Geige zu spielen ist für mich eine Mischung aus Kopf und Gefühl – das macht es spannend und schön.» Wenn neben Studium und Musik noch freie Zeit bleibt, trifft Scherer gerne Freunde, geht joggen oder besucht Konzerte und Museen.

Olten mitnehmen

Eine Kindheitserinnerung sei für sie das Spielen auf dem Robinson-Spielplatz, wo einzelne Steine der Burgruine zu sehen sind, erzählt Scherer. «Als Kind habe ich mir immer versucht vorzustellen, wie diese Burg einmal ausgesehen hat.» Mit ihren Schwestern baute sie Hütten, mit Freundinnen planschte und tauchte sie im Wasser der Oltner Badi. So auch mit Jugendfreundin Lea, mit der Dominique Scherer seit ihrem siebten Lebensjahr befreundet ist. Im Jahr 2014 trafen sich die beiden Frauen am Gurtenfestival wieder. Mit dabei war auch Wirtschaftsstudent Jan. «Dank meiner Jugendfreundin sind wir uns überhaupt begegnet. Verkuppelt hat sie uns allerdings nicht. Das war auch gar nicht nötig», lacht Scherer. «Jan und ich fanden uns von Anfang an sympathisch.» Heute sind die beiden ein Paar, planen ihre Zukunft, wünschen sich Kinder – irgendwann einmal. Zuerst will Scherer, wenn alles klappt, im nächsten Jahr mit dem Staats- examen ihr Studium an der Universität Bern abschliessen. Sie interessiert sich für innere Medizin, könnte sich vorstellen, einmal Hausärztin zu werden: «Als Hausarzt kennt man seine Patienten, man kann sie über eine längere Zeit begleiten und baut eine Beziehung auf.» Aktuell pendelt Scherer zwischen ihrem Wohn-, Studien- und Arbeitsort. Sie arbeitet als Pflegeassistenz und Sitzwache am Inselspital Bern. Durch die medizinischen Praktika an unterschiedlichen Orten schätzt sie Olten auch als Eisenbahnerstadt mit zentraler Lage und guter Anbindung an den öffentlichen Verkehr. Jedoch nicht nur: «In Olten bin ich verwurzelt, mein ganzes Leben habe ich hier verbracht. Selbst wenn ich einmal ganz von hier wegziehen sollte, werde ich immer ein Stück Olten mitnehmen.»

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