Eine Kindheit auf hoher See

Charlotte Soumeire Gantenbein Die gebürtige Welschschweizerin berichtet von ihrer Kindheit auf einem Segelschiff, Rettungsaktionen von Schildkröten und - ihrer Liebe zum Gesang.

Ihre Oltner Freunde nennen Charlotte Soumeire liebevoll «Charlie». (Bild: B. Beyeler)
Ihre Oltner Freunde nennen Charlotte Soumeire liebevoll «Charlie». (Bild: B. Beyeler)

Charlotte Soumeire strahlt eine unglaubliche Zufriedenheit aus. Voller Begeisterung erzählt sie dem Stadtanzeiger ihre beeindruckende Lebensgeschichte. «Meine Kindheit verbrachte ich zum grössten Teil auf einem Segelschiff», erzählt die Oltnerin lachend. Gemeinsam mit ihren Eltern segelte sie rund neun Jahre lang durch die Weltmeere und bereiste die abgelegensten Flecken dieser Erde. «Meine Mutter unterrichtete mich auf dem Schiff», erklärt Soumeire. «Ich profitierte sehr von dieser langen Weltreise», so die 35-Jährige. Sie erhielt Einblick in die Kulturen dieser Welt, lernte unterschiedliche Weltansichten kennen, konnte mit Walen und Robben tauchen und versuchte, Schildkröten vor Fischern zu beschützen. «Ich verbrachte eine Nacht auf einer Insel am Strand, um die Schildkröten ins Wasser zu treiben. Meine Mutter machte sich grosse Sorgen um mich», erinnert sich Soumeire.

Ausbildung zur Opernsängerin

Nach der Weltreise liess sich die Familie zunächst im Waadtland nieder. «Ich studierte an der Universität Lausanne Russisch, Englisch sowie Kunstgeschichte. Das Studium brach ich jedoch ab, als mir bewusst wurde, dass ich etwas mit Musik machen wollte», erklärt die Oltnerin. Schliesslich wechselte sie nach Genf, um sich den Traum vom Gesangsstudium zu verwirklichen. Damit sie das Studium finanzieren konnte, ging sie verschiedenen Gelegenheitsjobs nach. Während des Studiums zog sie gemeinsam mit ihrem Deutschschweizer Lebenspartner in die zweisprachige Stadt Biel. «Mein Traum war es, einen Teil meines Studiums in Paris absolvieren zu können», erinnert sich Soumeire. Der Wunsch wurde wahr, sie pendelte für vier Tage in der Woche von Biel in die französische Hauptstadt. Ihr Studium schloss sie in Florenz ab, wo sie ihren Gesang verfeinern konnte. «In Italien hatte ich meine ersten Opernauftritte», schwärmt die Oltnerin.

Stadtführungen

«Mein Mann konnte ein Haus in Olten kaufen und so verschlug es uns 2009 in die Eisenbahner- stadt», berichtet Charlotte Soumeire. Zu dieser Zeit arbeitete sie in Lausanne und ihr Mann in Zürich, daher erschien den Beiden Olten als Wohnort ideal. Um ihre neue Heimat besser kennen zu lernen, machte Soumeire ein Selbststudium zur Stadtführerin, für welches sie von Olten Tourismus angefragt wurde. «Ich kannte hier niemanden, die Stadt war mir fremd und ich musste die Deutsche Sprache erlernen», erinnert sich Soumeire an die ersten Tage in Olten. «Ich wollte mich über die Stadt informieren und wissen, wo ich genau lebe», erklärt die Sängerin. «Ich bin offiziell als Stadtführerin zugelassen und habe bereits Führungen auf Deutsch, Englisch, Italienisch und Französisch abgehalten», so die Oltnerin lachend. Wenn sich Charlotte Soumeire mit etwas befasst, dann richtig.

Yoga-Lehrerin

Im Jahre 2003 schloss die rastlose Französin ihre Ausbildung zur Yoga-Lehrerin ab. Aus den Yogakursen entwickelte sich eine Leidenschaft zur Luftartistik. «Meine Schwerpunkte liegen auf dem Trapeztuch und dem Seil», erklärt das Multitalent. Jeden Sonntag erteilte sie seit 2012 private Artistikkurse in Biel. «Obschon die Zusammenarbeit mit meiner Kollegin, einer ehemaligen Zirkusartistin, gut verlief, wurden mir die regelmässigen Kurse nebst den Gesangengagements, meinem eigenen Training und meinen beiden Kindern zu viel. Weshalb ich die Leitung der Kurse in diesem Jahr beendete», erklärt Soumeire. Yoga unterrichtet sie aber nach wie vor in Olten, Biel und in anderen Städten.

Mehrere Projekte

Zurzeit geht Charlotte Soumeire verschiedenen Tätigkeiten nach. «Natürlich kümmere ich mich um meine beiden Kinder. Zudem trainiere ich Yoga sowie Luftartistik und verfolge mehrere Gesangsprojekte», berichtet die Oltnerin begeistert. Mit ihren ehrenamtlichen Gesangsprojekten für den guten Zweck will Soumeire etwas Sinnvolles tun. «Die Musik ist etwas wunderschönes, sie ist meine Leidenschaft. Es ist ein tolles Gefühl, wenn ich mit der Kunst etwas Gutes bewirken kann», schwärmt die ausgebildete Opernsängerin.

Prägende Kindheit

«Auf der Weltreise mit meinen Eltern habe ich viele Kulturen und die unterschiedlichen Sichtweisen kennen gelernt», erinnert sich die 35-Jährige. Da sie in ihrer Kindheit ausser ihren Eltern keine festen Bezugspunkte hatte und sich immer wieder an neuen Orten zurecht finden musste, verfügt Soumeire über ein grosses Selbstvertrauen. «Ich lernte Flexibilität und Toleranz gegenüber anderen Kulturen und meinen Mitmenschen», erklärt die Oltnerin. Da sie - wie sie selbst sagt - keine «08/15-Kindheit» erlebte, könne sie verstehen, wenn sie auf andere Menschen etwas seltsam wirke. Ihre abenteuerlustigen Eltern, mittlerweile 70-jährig, wohnen im gleichen Haus wie Soumeire und ihre Familie. «Sie verreisen regelmässig für einige Monate mit einer Mietyacht», erklärt die Sängerin lachend. Ab und zu sind auch die Enkelkinder für einige Tage auf den Reisen mit dabei.

 

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