Ein Schluss mit Glamour und Glitzer

Nachtfieber Am vergangenen Freitag ging mit der 40. Nachtfieber-Show nach zehn Jahren ein Stück Oltner Kultur-Geschichte zu Ende und dies einmal mehr mit grossartiger Musik und tollen Gästen. Der Stadtanzeiger hat einen Blick hinter die Kulissen geworfen.

Ein Gruppenfoto zum Abschluss als Erinnerung an 10 Jahre Showtime in der Oltner Schützi. (Bild: André Albrecht)

Ein Gruppenfoto zum Abschluss als Erinnerung an 10 Jahre Showtime in der Oltner Schützi. (Bild: André Albrecht)

Beim Aufbau am Truss sind alle Hände gefragt. (Bild: mim)

Beim Aufbau am Truss sind alle Hände gefragt. (Bild: mim)

Der Einsatzplan spricht Bände. Bereits am Dienstagabend vor der Show findet die erste Probe statt, an welcher die drei Schauspieler und Moderatoren Rhaban Straumann, Matthias Kunz und Rolf Strub, aber auch Comedia Zap alias Cécile Steck und Didi Sommer sowie der Nachtfieber-Showbandleader Roman Wyss teilnahmen. Weiter ging es sogleich am Mittwoch. Bereits am Morgen herrschte emsiges Treiben. Während die Bühnenbildverantwortliche Annetta Wyss im Vorraum der Schützi mit Blumen und Schilf den Talk-Tisch einkleidete, rollten die Techniker Michael Grob, Beni Müller, Björn Müller und Manuel Suter Kisten voller Licht- und Tonzubehör aus einem Lieferwagen. Parallel dazu lud Bühnenmeisterin Daniela Hurni mit Rhaban Straumann einen Kastenwagen an der Seitenrampe aus. «Normalerweise bin ich beim Aufbau nicht dabei», erklärt Straumann. In den Anfängen habe er noch beim Auf- und Abbau mitgeholfen, dann aber schnell gemerkt, dass es neben der gesamten Planung der Show und seiner Rolle als Moderator zu viel wird. «Es sind ein paar Leute ausgefallen, weswegen ich nun eingesprungen bin», so Straumann lächelnd. Hand in Hand zu arbeiten und einander zu helfen ist beim Nachtfieber-Team eine Selbstverständlichkeit. «Ohne dieses Engagement von allen Helfern wäre die Durchführung von Nachtfieber nicht möglich», betont Annetta Wyss.

Gedrängtes Programm

Kurze Zeit später wir das Truss hinuntergefahren und anhand eines Planes, der von Daniela Hurni beaufsichtigt wird, werden die verschiedenen Lautsprecher, Videomaterial und Licht daran aufgehängt. Früher musste die Technik dies in luftiger Höhe erledigen. Mitten in den Aufhäng- arbeiten trifft das Schützi-Team rund um Oli Krieg ein, das seit einigen Jahren ebenfalls zur Nachtfieber-Crew gehört. Anschliessend werden die Deko-Artikel aufgehängt, denn selbst- verständlich dürfen der Stern und das Nachtfieber-Schild nicht fehlen. Nach einem gemeinsamen Mittagessen geht es nahtlos mit dem Aufstellen der Musikerpodeste, dem Zuschauerraum einrichten, dem Einleuchten und dem Tonaufbau weiter.

Etwas Spezielles auf die Beine stellen

Am Donnerstagmorgen um 8 Uhr können sich die Nachtfieber-Gründer, Musiker Roman Wyss und Schauspieler Rhaban Straumann, vor dem Probedurchlauf ein paar Minuten Zeit nehmen. «Wir lernten uns 2004 bei einem Engagement bei der Zäller Wiehnacht kennen. Beim verlassen der Friedenskirche diskutierten wir, dass es toll wäre, in Olten etwas Spezielles auf die Beine zu stellen», erinnert sich Rhaban Straumann und Roman Wyss fügt lachend an: «Es ist jedoch nur Rhaban’s Hartnäckigkeit zu verdanken, dass schliesslich ein erstes Treffen stattgefunden hat.» Ideen waren einige vorhanden: Von der ganz grossen Inszenierung mit einem «Openair Olten Südwest» bis zur kleinen, intimen Veranstaltung in der Vario Bar. Schliesslich wählten sie den Mittelweg und entschieden sich für die Schützi. «Damals waren die Show-Formate im Fernsehen in aller Munde. Das Show-Element wollten wir auch bei Nachtfieber einbauen», erzählt Straumann. Doch selbstverständlich funktionierte nicht alles auf Anhieb. «Der erste Abend fand mit zehn Nationalratskandidaten statt. Das funktionierte nicht besonders gut. Für uns war stets klar, dass die Satire Platz haben muss und so testeten Matthias Kunz, Rolf Strub und ich einige Rollen. Manche funktionierten, andere nicht», erinnert sich Straumann.

Betrunkene Gäste

Auch inhaltlich veränderte sich die Show während der vergangenen Jahre. «Anfangs legten wir den Fokus auf den Talk und die Spiele. Heute liegt er eher bei den Künstlern und der Musik», so Straumann. Live-Auftritte haben es an sich, dass Unvorhergesehenes eintreten kann und damit ein schnelles Reagieren nötig wird. Wie bei der Show, als ein Gästetrio nicht erst nach, sondern bereits während der Show betrunken gewesen war. «Als Moderator muss ich solche Situationen lenken können», so Straumann. Eine anspruchsvolle Aufgabe. Deshalb beschloss das Team 2010 mit Matthias Kunz und Rolf Strub zusätzliche Moderatoren in ihren jeweiligen Rollen auf die Bühne zu holen, um Straumann während des zweistündigen «Marathons» zu unterstützen.

Alles nach Fahrplan

«Wir beginnen in ein paar Minuten mit der Probe», gibt Daniela Hurni das Signal und Roman Wyss verabschiedet sich, um sich am Piano einzurichten. «Das Bild funktioniert nicht», ruft Michael Grob vom Mischpult hinunter. «Wir spielen es ohne durch», beschliesst Straumann und fährt mit seinem Text fort. «Was bedeutet der rot markierte Text auf dem Plan?» «Das sind die vier Punkte, die wir notfalls streichen können, wenn wir zeitlich in Verzug kommen.» Kurz darauf betritt Comedia Zap die Bühne. Sie werden die Auktion der Nachtfieber-Requisiten durchführen. «Wir benötigen Licht auf der Sanduhr und auf den Requisiten», ruft Cécile Steck. Entsprechend wird weitergeprobt, programmiert, Notizen gemacht und an einzelnen Passagen geschliffen. Bis zum Showstart, ausnahmsweise nicht um 22.01 sondern punktgenau um 21, Uhr gibt es noch viel zu tun. Am Freitagmorgen wird die Pyro montiert, schliesslich soll das Ende auch mit ein Paar Spezialeffekten aufwarten und am Nachmittag stehen die Musiker der Nachtfieber-Showband im Einsatz. Gemeinsame Proben mit den geladenen Gästen stehen zeitlich dicht gedrängt auf dem Programm. Ein anstrengendes und straffes Programm, dass das über die Jahre auf 40 Personen angewachsene Nachtfieber-Team in den Anfängen vier bis fünf Mal jährlich zu bestreiten hatte.

Nach 10 Jahren ist Schluss

Zur letzten Ausgabe eingeladen waren Kabarettist und Geschichtenerzähler Jess Jochimsen, das Duo Luna-Tic mit ihrem Klavierakrobatikliederkabarett, die Oltner Slam-Poetin Lisa Christ und bereits zum vierten Mal der Stille Has-Frontmann Endo Anaconda. Bei ihrer Abschlussshow zeigte das Nachtfieber-Team der komplett ausverkauften Schützi mit einigen Best-Off-Einlagen nochmals unvergessliche Nachtfieber-Momente. Dabei schwappte hie und da auch etwas Wehmut mit. Doch es ist längst nicht so, dass nach der geglückten dreistündigen Show mit viel Glamour, Glitzer und Wehmut alles erledigt wäre. Am Samstagmorgen muss wieder alles abgebaut und abtransportiert werden. «In den Anfängen haben wir anschliessend an die Show während sechs Stunden abgebaut und uns schliesslich um 6 Uhr morgens zum Ausklang im Oltner Bahnhofbuffet getroffen», so der Techniker Michael Grob schmunzelnd und fügt an: «Selbstverständlich haben sich die Abläufe eingespielt. Wir sind heute viel schneller geworden.» Annetta Wyss fügt augenzwinkernd an: «Wir sind auch alle zehn Jahre älter geworden und die Show ist nur durch einen grossen Kraftakt möglich. Zudem haben alle durch individuelle Projekte viel zu tun.» Und nennt damit einen Grund, wieso nun nach zehn Jahren Schluss ist. Schluss mit etwas Wehmut, aber auch vielen unvergesslichen Erinnerungen im Gepäck.

Mehr Fotos zum Blick hinter die Kulisse finden Sie auf unserer Facebook-Seite: <link http: www.facebook.com stadtanzeiger.olten>www.facebook.com/stadtanzeiger.olten

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