Ein Oltner durch und durch

Was macht eigentlich? Fredi Köbeli war 16 Jahre lang Redaktor respektive Redaktionsleiter der Neuen Oltner Zeitung. Sein Abgang vor sechs Jahren erfolgte unfreiwillig. Inzwischen gefällt es ihm im «Rentnermodus».

Fredi Köbeli geniesst seinen Ruhestand. Fast täglich, sagt er, sei er in der Stadt anzutreffen. (Bild: Achim Günter)
Fredi Köbeli geniesst seinen Ruhestand. Fast täglich, sagt er, sei er in der Stadt anzutreffen. (Bild: Achim Günter)

Viele sagen, sie wählten Olten als Wohnort, weil es so zentral liege und man schnell überall hinkomme. Aus dem Mund von Fredi Köbeli, dessen Wohnort Olten heisst, wird man solche Worte nichthören. Ihm gefällt es in der Dreitannenstadt so gut, dass er kaum je woanders hinwollte oder hinwill. Und ausserdem hat Köbeli nicht Olten gewählt, sondern Olten Köbeli. Er kam vor gut 68 Jahren bereits in dieser Stadt zur Welt und blieb ihr bis heute treu.

In den 16 Jahren von 2000 bis 2016 wurde sein Name über die Stadtgrenzen hinaus einem grösseren Publikum vertraut. Als Redaktionsleiter und Kolumnist war er das prominenteste Gesicht der NOZ, der Neuen Oltner Zeitung. Die Stelle als Redaktor, fraglos die liebste seiner Berufslaufbahn, hatte er mit Mitte 40 angetreten. Nach rund fünf Jahren stieg er zum Redaktionsleiter auf. «Mir gefiel dieser Job enorm gut. Ich konnte über verschiedene Bereiche berichten, vor allem auch oft über Sport.» Er schwärmt von Interviews mit Ottmar Hitzfeld, Köbi Kuhn, Karl Odermattoder Andy Egli. Allesamt ehemalige Fussballgrössen.

Der Fussball ist seine grosse Leidenschaft – oder war es zumindest in der ersten Lebenshälfte. Mit Ende 30 fühlte er sich gar zu Höherem berufen. «Ich hatte ziemlich viel Erfolg als Fussballtrainer, wurde sechsmal Solothurner Cupsieger – dreimal mit den A-Junioren und dreimal mit den B-Junioren des FC Olten. Mein Ziel wäre damals der Profifussball gewesen», erinnert er sich. Doch in der Ausbildung zum A-Diplom verletzte er sich schwer am Knie. Er zeigt eine gut sichtbare Narbe am Bein. In der monatelangen Regenerationsphase begrub Köbeli seine Ambitionen als Fussballtrainer. «Ich habe mich danach nicht mehr getraut, das Knie stark zu belasten.» Dem FCO aber blieb er vorderhand treu.

Viel Resonanz auf die Kolumnen

Einst hatte der Ur-Oltner eine Anlehre als Uhrmacher gemacht, dann als Kaufmännischer Angestellter und als Werbetexter gearbeitet, ehe er die letzten zehn Jahre vor dem Wechsel in den Journalismus sein eigenes Schreibbüro betrieb: «Köbelis Sekretariat». Für Privatpersonen und Firmen führte er zu jener Zeit Schreibarbeiten aus und verfasste auch schon gelegentlich Zeitungsartikel. Parallel dazu wirkte er in einem bezahlten Teilpensum als Funktionär beim FC Olten. Er war Juniorentrainer, Technischer Leiter, Juniorenobmann und Spiko-Präsident in Personalunion. Erst als er im Jahr 2000 die Stelle bei der NOZ antrat, legte er sämtliche Aufgaben beim FC Olten nieder.

Die vielseitige Aufgabe als Redaktor behagte ihm sehr. Und er genoss wohl auch die Aufmerksamkeit, die ihm vor allem wegen seiner Kolumnen zuteilwurde. Auf diese sei er oft angesprochen worden, erzählt Köbeli. Die meisten Reaktionen seien positiv gewesen. So positiv gar, dass er sich entschloss, sie in Buchform herauszugeben. «Schenkelklopfer» heisst das Werk. «Ich habe ziemlich viele Exemplare davon verkauft», merkt er stolz an. Mehrere hundert Bücher seien über den Ladentisch gegangen. Das war 2016, unmittelbar vor dem Abgang bei der NOZ.

Abruptes Ende bei der NOZ

Der Abgang erfolgte in jenem Sommer unfreiwillig und plötzlich. Köbeli erinnert sich: «Ich überwarf mich mit dem damaligen Geschäftsführer, die Trennung war unausweichlich.» Auf die Gründe mag er nicht näher eingehen, zumindest nicht in der Öffentlichkeit. «Aber wenn das nicht passiert wäre, wäre ich heute noch da.» In der Folge schlug er sich als Freelancer für verschiedene Presseprodukte durch.

Mittlerweile nimmt er solche Aufträge nicht mehr an. Das einzige Schreibengagement, das er noch innehat, ist die Pressearbeit beim Schwingklub Olten-Gösgen. Ein früherer Weggefährte aus gemeinsamen FCO-Zeiten hatte ihn im Hinblick auf das 100-Jahr-Jubiläum des SKOG 2021 angefragt. Bis Ende 2023 will er das Amt weiterführen. Aber eigentlich sagt Köbeli schon jetzt: «Ich bin imRentnermodus. Ich plane nicht, anderesolche Engagements anzunehmen.Allerdings soll man ja nie ‹nie› sagen.» Gesundheitlich stünde einer Verpflichtung nichts im Weg. Er fühle sich ausgezeichnet, meint er.

Angekommen im Rentnerleben

Seine Tage verbringt der 68-Jährige heute ohne Hektik, ohne Stress. Oder in seinen eigenen Worten: «Gepflegte Langeweile.» Quasi täglich sehe man ihn in der Stadt, wo er häufig im Café Ring einkehre. Daneben lese er viel, vor allem Bücher, er schaue gerne TV und liebe es, mit seiner Lebenspartnerin zu kochen und zu essen. Mit ihr ist Köbeli seit 44 Jahren zusammen. Geheiratet hat das Paar nie, Kinder hat Köbeli keine.

Die Schreibaufträge vermisst er nicht. Nach der zweijährigen Pause wegen der Pandemie hat er sich an sein neues Leben gewöhnt und schätzt es. «Damals, als ich nach 18 Jahren im Fussball aufgehört habe, hätte ich nicht gedacht, dass mir das leicht fallen würde. Aber nachdem ich es getan hatte, verschwendete ich nicht einen Gedanken daran, dass mich ein Wiedereinstieg reizen würde.» Beim Schreiben verhalte es sich nun ähnlich. Ganz sein lassen kann er das Texten indes noch nicht. Er verrät, dass er für sich hin und wieder Geschichten verfasse. «Wenn man fast das ganze Leben hinter einer Tastatur verbracht hat… Ich tue das, damit ich nicht einroste.»

kurz und knapp

Dieses Buch kann ich wärmstens empfehlen

«Lecko mio» von Helge Timmerberg. Der berühmte Reiseschriftsteller feiert Geburtstag und hat ein Buch zum Thema «Siebzig» geschrieben.

Auf diesen Gegenstand kann ich nicht verzichten

Der Computer. An dem verbringe ich immer wieder Zeit.

An diesem Ort gefällt es mir ausgezeichnet

In Olten. Hier wurde ich geboren und erlebte eine gute Zeit. DasInteresse, woanders zu wohnen, hatte ich nie. Gerne bin ich auchim Tessin.

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