Ein Leben für die Geschichte

Was macht eigentlich? Peter Heim, langjähriger Kantonsschullehrer und ehemaliger Stadtarchivar sowie Begründer des historischen Firmenarchivs, wurde mit dem Solothurner Anerkennungspreis ausgezeichnet. Nach wie vor frönt er seiner Leidenschaft.

Peter Heim stöbert nach wie vor am liebsten in historischen Archiven. (Bild: CAR)
Peter Heim stöbert nach wie vor am liebsten in historischen Archiven. (Bild: CAR)

Manche Menschen gehen bis zu ihrer Pensionierung einer Arbeit nach, schliessen beim Übertritt ins Rentenalter alles Vorherige ab und wenden sich gewissermassen einem neuen Leben zu. Andere dagegen brennen für ein Thema, machen es zu ihrem Beruf, bleiben bis ins hohe Alter mit ihrer Leidenschaft verbunden und erreichen im glücklichsten Fall dafür sogar öffentliche Anerkennung. Zu dieser zweiten Gruppe gehört der Oltner Historiker Peter Heim, zwischen 2003 und 2012 als Stadtarchivar bekannt und zuvor seit Anfang der 1970er-Jahre als Hauptlehrer für Geschichte und Deutsch an der Kantonsschule Olten tätig.

Ende vergangenen Jahres hat der 78-Jährige den Anerkennungspreis des Kantons Solothurn erhalten. Heim beschäftigt sich seit seiner Pensionierung als Kantonsschullehrer vorwiegend mit regionalgeschichtlichen Themen. Noch heute publiziert er unermüdlich kleinere und grössere wissenschaftliche Beiträge. «Olten ist durch seine Rolle als Verkehrsdrehscheibe ein Ort, in welchem sich Teile der schweizerischen und der internationalen Geschichte spiegeln. In meiner Zeit als Stadtarchivar bot ich auch Stadtführungen an. Dabei interessiere ich mich weniger für lokale Kuriositäten als für grössere Zusammenhänge.»

Der Industriegeschichte auf der Spur

Neben seiner Tätigkeit als Lehrer gründete Heim 1997 das Projekt Firmenarchive des Historischen Vereins des Kantons Solothurn. Teile der Industriegeschichte drohen vergessen zu werden, weil Firmen ihre Archive oft entsorgen. Durch sein Engagement im Rahmen dieses Projekts wurden zahlreiche Unternehmensarchive vor der Vernichtung bewahrt. Die bis weit ins 19. Jahrhundert zurückreichenden Archive von Firmen wie der Von Roll’schen Eisenwerke oder der Cellulose Attisholz stehen heute der historischen Forschung zur Verfügung.

Noch heute betreut Heim gemeinsam mit der Historikerin Verena Schmid Bagdasarjanz das Projekt mit grosser Hingabe: «Mittlerweile lagern wir die Archivbestände von rund 40 Firmen», erzählt Heim.

Langwierige Arbeit

Viele der einst berühmten Flaggschiffe der Solothurner Industrie existieren heute nicht mehr, weshalb Verhandlungen über Firmenarchive gelegentlich mit den Rechtsnachfolgern der einstigen Eigentümer geführt werden. Auf die Frage, wie er und seine Kollegin dabei vorgehen, antwortet Heim: «Wir bringen unser Anliegen jeweils an oberster Stelle einer Firma vor. Manchmal stossen wir dabei auf Verwunderung, weil vielen nicht bewusst ist, welchen ideellen Wert alte Firmendokumente darstellen. Nun müssen wir den Verantwortlichen bewusst machen, dass sie mit ihrem Archiv über einzigartige kulturhistorische Quellen verfügen.» Dabei sei keine Firma verpflichtet, ihre Akten preiszugeben, schliesslich handelt es sich dabei um ihr privates Eigentum. «Deshalb müssen wir Verständnis für die Sache wecken. Das braucht Zeit.

Es kam auch schon vor, dass wir erst zehn Jahre nach dem ersten Kontakt ein Telefonat erhielten und nun plötzlich Interesse bekundet wurde.» Anschliessend wird eine Offerte für die Erschliessung erstellt und über die Möglichkeit der Endlagerung diskutiert: «Firmen können ihr Archiv natürlich auch selber aufbewahren, wovor wir aber eher abraten. Es kam vor, dass bei einem Firmenverkauf der ganze historische Bestand an Akten vernichtet wurde und nichts übrigblieb. Deshalb empfehlen wir, uns die Archive als Schenkung zu überlassen.» Dabei könne die Firma für die Kosten selbst aufkommen, was aber nur selten der Fall sei. «Ansonsten übernimmt der Solothurnische Lotteriefonds die Finanzierung.»

Vernichtung verhindern

Besondere Bedeutung kommt der Frage zu, welche Akten tatsächlich erhaltungswürdig sind. Dazu gehören vorab die Protokolle des Verwaltungsrates, die Akten der Direktion und der einzelnen Abteilungen, besonders die Sitzungsprotokolle und die Korrespondenz. Wichtig sind auch die Bereiche Produktion und Marketing, Verkauf, Finanzen, Steuern, Versicherungen, Personal sowie Sachanlagen. Auch Bilddokumente verdienen besondere Aufmerksamkeit.

«In manchen Fällen», so erzählt Heim, «kommen wir mit unseren Bemühungen leider zu spät. Einem eigentlichen Trauerspiel kommt das Ende des einst bedeutenden katholischen Walter Verlags in Olten gleich. «Dort wurde anlässlich der Liquidation des Unternehmens in den späten 1990er Jahren das gesamte Geschäftsarchiv unter den Augen des amtlichen Nachlassverwalters vernichtet.» Heim glaubt nicht, dass damals bewusst versucht wurde, etwas zu verbergen. «Ich denke, dass es schlicht einer gewissen Ahnungslosigkeit der damals Verantwortlichen zuzuschreiben ist, dass dieses wichtige Archiv verloren gegangen ist.»

 

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