Ein Konzept für Olten 2050 entwickeln

Rolf Schmid ist Wirtschaftsprüfer, hat Daten mit dem «Nähmaschinen»-Computer ins Rechenzentrum nach Genf gebracht, findet Olten sozial genial, macht joggend Sightseeing, hat von Island bis Indien die Welt bereist und feiert am gleichen Tag Geburtstag wie sein Sohn.

Der Wirtschaftsprüfer Rolf Schmid ist von Island bis Indien in der ganzen Welt herumgekommen. Seine Wurzeln in Olten hat er trotzdem nie verloren. (Bild: S. Furter)
Der Wirtschaftsprüfer Rolf Schmid ist von Island bis Indien in der ganzen Welt herumgekommen. Seine Wurzeln in Olten hat er trotzdem nie verloren. (Bild: S. Furter)

Bücherexperte hiess sein Beruf früher, eidgenössisch diplomierter Wirtschaftsprüfer heute. Geblieben sind die nicht ganz korrekten Assoziationen, welche die Berufsbezeichnung bei Freunden und Bekannten von ihm weckte, wie Schmid lachend erzählt. «Als Bücherexperte wurde ich gefragt, ob ich in der Bibliothek Bücher lese. Als der Name zu Wirtschaftsprüfer wechselte, meinten viele, ich sei beruflich in Restaurants und Beizen unterwegs.» Heute arbeitet Rolf Schmid selbstständig und leitet die vR verwaltungen ag, eine Gesellschaft im Treuhand- und Immobilien- bereich. Seine berufliche Laufbahn begann im Alter von 21 Jahren, als er eine Stelle bei der Schweizerischen Treuhandgesellschaft annahm und dort dreizehn Jahre lang tätig blieb. Während dieser Zeit konnte er für zwei Jahre zur EGKS nach Genf wechseln, wo er Preisprüfungen für den Handel mit Stahl und Kohle in Deutschland durchführte. «Ich wälzte Bücher und überprüfte, ob alles korrekt verrechnet worden war.» Die Daten habe er dann in einen riesigen Rechner eingegeben, erzählt Schmid. «Mit diesem «Nähmaschinen»-Computer bin ich zurück nach Genf gereist, wo die Daten im Rechenzentrum ausgewertet wurden.» Einen Drittel der Arbeitszeit habe er in Genf verbracht, einen Drittel in Brüssel und einen Drittel irgendwo in Europa. Als er für seine Arbeit in Westberlin war, machte er einen Ausflug in die DDR nach Ostberlin. «Für die Einreise musste ich ein Visum beantragen und 100 DM in 100 Ostmark wechseln», erzählt Schmid von diesem Erlebnis. Ein Ostdeutscher habe ihn herumgeführt und ihm Folgendes eingeschärft: «Wenn wir in eine Kontrolle kommen, gibst du an, mit mir verwandt zu sein.» Vieles in Ostberlin sei noch zerstört gewesen vom zweiten Weltkrieg. Strassenlampen als Beleuchtung habe es kaum gegeben und die Läden seien leer gewesen. «Das Leben in der DDR war eine komplett andere Welt.»

Doppelter Geburtstag

25 Jahre nach dem Mauerfall erlebte Schmid diese fremde Welt erneut im Jahr 2013 anlässlich einer Geschäftsreise nach Bhutan, einem Königreich in Südostasien. «Nur schon der Anflug im Flugzeug war wie im Film, wenn ich die riesigen Achttausender Berge fast neben mir sah. Das Leben in Bhutan ähnelt dem in der Schweiz vor 200 Jahren. Eine komplett andere Welt. Bhutan ist ein Beispiel, dass sich Glück nicht nur an der Leistung der Wirtschaft messen lässt, sondern auch an Menschen und Lebensgewohnheiten, wie der Happiness-Index zeigt.» Reisen und Kulturen sind eines der Hobbies von Schmid. Beruflich und privat hat er von Indien bis Island die Welt bereist. Besucht Schmid eine Stadt, macht er joggend Sightseeing und verbindet so Reisen und körperliche Betätigung. Als Ausgleich zur Arbeit spielt er im Sommer Tennis, geht joggen oder biken und fährt im Winter Ski oder Snowboard mit seinem 12-jährigen Sohn Leandro. Dieser hat 41 Jahre nach ihm am gleichen Tag das Licht der Welt erblickt. Geburtstag feiern Vater und Sohn zusammen und haben doppelt Grund, sich zu freuen. «Ich war mir sicher, dass er am gleichen Tag zur Welt kommen würde wie ich», sagt Schmid, obwohl der errechnete Geburtstermin eine Woche früher war. «Unser Sohn hat sich noch etwas Zeit gelassen.» Seine Ehefrau Angela hat er durch eine Bekannte kennen gelernt. Wirtschaftlich wie privat sei eben das Netzwerk entscheidend, lacht Schmid.

Vision Olten 2050

Am Leben schätzt Schmid das Essen, Trinken und Geniessen. Er nennt es «schöne Grund- bedürfnisse». Früchte und ein guter Käse sind für ihn eine Freude, genau wie das Thema Inneneinrichtung. Lampen in verschiedenen Formen hängen über dem Tisch und Kaffee wird in weissen Tassen mit goldenen Punkten serviert. Auch wenn er beruflich viel im Ausland unterwegs war, hat er seine Wurzeln in der Dreitannenstadt nie verloren. «In Olten bin ich aufgewachsen, gehe auf dem Markt einkaufen und habe mit meiner jetzigen Nachbarin die Schulbank gedrückt. Olten ist sozial genial, mehr ein Dorf als eine Stadt. Wenn ich etwas trinken gehe, treffe ich Leute, die ich kenne.» Es gebe viele Oltner, die etwas erreichen wollen, Denker mit guten Ideen, die aktiv seien, ist Schmid überzeugt und gibt zu: «Den Nebel bringt man nicht weg aus der «Nebelstadt», aber den Bahnhof und andere Infrastrukturen könnte man attraktiver gestalten». Olten reagiere nicht genügend auf Kritik, dabei könne man diese als Ansporn nutzen, etwas an der Stadt zu verändern. «Wenn ich irgendwann mal Zeit habe», sinniert er, «rufe ich die Visionäre der Dreitannenstadt zusammen und wir entwickeln ein Konzept für Olten 2050».

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