Ein Holziger mit viel Herz

Meinrad Schmid Der 79-jährige Trimbacher setzt sich aktiv für die Menschenrechte ein und hilft beim alljährlichen Oltner Fackellauf mit. In seiner freien Zeit geniesst der Pensionär seine grosse Familie und schnitzt Holzfiguren.

Meinrad Schmid inmitten einer Kleinstauswahl seiner hölzernen Kunstwerke. (Bild:  B. Beyeler)
Meinrad Schmid inmitten einer Kleinstauswahl seiner hölzernen Kunstwerke. (Bild: B. Beyeler)

Aufgewachsen in Herznach im Fricktal, machte Schmid seine Erstausbildung zum Schreiner. Anschliessend zog es ihn nach Basel, wo er sich stark für die Jugendarbeit engagierte. Durch diese Arbeit motiviert, liess er sich zum Psychiatriepfleger ausbilden. Dort lernte er seine zukünftige Ehefrau kennen und lieben. Er schloss die Zweitlehre zum Psychiatriepfleger ab und arbeitete in Basel. Anschliessend zog es die Familie Schmid in die Region Olten, wo Meinrad Schmid das Angebot erhielt, im Kantonsspital eine weitere Lehre zum Anästhesiepfleger zu absolvieren. Diese spannende Herausforderung nahm der gebürtige Aargauer gerne an. In Trimbach stiess die Familie auf das alte Haus eines Naturliebhabers, in welchem Schmid und seine Gattin hoch heute leben. Der damalige Besitzer unterbreitete der Familie ein tolles Angebot, angeknüpft an die Bedingung, den grosszügigen Umschwung des Häuschens möglichst natürlich und grün zu belassen.

Jugendarbeit in Trimbach
Als die Familie Schmid das rustikale Haus 1978 kaufte, bedurfte es dringender Umbauarbeiten. Diese konnte sich die fünfköpfige Familie jedoch kaum leisten. Da sich Meinrad Schmid zu dieser Zeit bereits aktiv für die Trimbacher Jugend einsetzte und regelmässig zwischen den Jungen und den Behörden vermittelte, zeigte sich die Dorfbevölkerung sehr dankbar. Etliche Jugendliche halfen bei den Umbauarbeiten am Haus mit, und dies umsonst. «Die Eltern brachten häufig ein Znüni vorbei», erinnert sich der 79-Jährige. Noch heute steht Schmid mit vielen Jugendlichen von damals in Kontakt. «Zum Teil entstanden lebenslange Freundschaften», schwärmt der Menschenrechtler.

Reise nach Lateinamerika
Ein prägendes Erlebnis für den Trimbacher war die mehrwöchige Reise nach Lateinamerika anfangs der 80er-Jahre. Als einziger Nicht-Akademiker wurde er von der Theologischen Fakultät Fribourg aufgrund seiner sozialen Aktivitäten als Begleiter angefragt. Die Gruppe besuchte verschiedene soziale Projekte. «Es war beeindruckend, wie viel kleine Projekte bewirken können», berichtet Schmid. Die Reisegesellschaft hatte gar die Möglichkeit, eine Hochzeit zu besuchen. «Wir hatten Mitleid mit diesen Menschen, weil sie in einer heruntergekommenen Kirche heiraten mussten. Doch die Einheimischen erklärten uns, dass Mitleid fehl am Platz sei. Sie waren voller Hoffnung und Lebensfreude», schwärmt Schmid. Nach seiner Rückkehr eröffnete er gemeinsam mit seiner Frau und einem neugegründeten Verein einen Drittweltladen in Trimbach. Dies stellte zu jener Zeit etwas Neues und Unbekanntes dar, da Recycling noch kaum ein Thema war. Der Laden lief sehr gut, viele Freunde der Familie halfen tatkräftig mit. «Wir hatten zum Ziel, den Laden so lange zu führen, bis es uns nicht mehr braucht», erklärt der Trimbacher. Durch das Aufkommen von Recyclingprodukten und Marken wie Max Havelaar geriet der Drittweltladen zunehmend unter Konkurrenzdruck. 2009 beschloss der Verein, diesen zu schliessen.

Unzählige Holzschnitzereien
Mit dem Übertritt in den Ruhestand beschäftigt sich Meinrad Schmid intensiv mit dem Rohstoff Holz. «Meine Kinder schenkten mir zur Pensionierung einen Schnitzkurs im Freilichtmuseum Ballenberg», berichtet er strahlend. Im und rund um das Haus finden sich etliche Holzfiguren, von kleinen Tischdekorationen bis zu zwei Meter grossen Statuen. Ein Hingucker bildet zu dieser Jahreszeit die selbstgefertigte Krippe im Garten der Schmids. Der jüngste Enkel half dem stolzen Grossvater beim Dekorieren tatkräftig mit. Hinter dem Haus stehen bereits die Osterhasen für die nächste Saison bereit. Nach wie vor macht sich der 79-Jährige für die Menschenrechte stark: «Ich engagiere mich, so lange ich noch kann.»

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