Ein Geniesser, wie er im Buche steht

Jörg Stofer verschreibt sich seit seiner Jugend den kleinen Genüssen des - Lebens und versorgt Oltner mit guten Tropfen und Rauchwaren.

Jörg Stofer gönnt sich auch selber bei Gelegenheit eine gute Zigarre. vwe)
Jörg Stofer gönnt sich auch selber bei Gelegenheit eine gute Zigarre. vwe)

Völlig zufällig begann mit knapp 16 Jahren Jörg Stofers Laufbahn in der Tabakindustrie. «Eigentlich hätte ich Metallbauzeichner werden wollen, verpasste jedoch die Bewerbungsfrist», erinnert sich der 39-Jährige und fügt an: «Irgendwann kam ich dann in Zeitdruck und bewarb mich spontan für die Lehre beim Handelsunternehmen für Zigarren Wellauer AG.» Obwohl Stofer sich als Teenager ab und zu eine Zigarette genehmigte, war die Welt der Zigarren für ihn bis dahin Neuland.

 

«Mit 23 war ich völlig ungebunden»

«Ich war damals schweizweit der einzige Lehrling, der im Detailhandel in der Zigarrenindustrie tätig war. Noch heute ist dieser Markt sehr überschaubar.» Der spezielle Fachkundeunterricht in seinem damaligen Geschäft liess Stofer schnell zu einem wahren Experten auf diesem Gebiet werden. «Mit 20 Jahren durfte ich bereits als Filialleiter in Buchs (SG) fungieren. Das war nicht einfach und ich musste so einiges an Lehrgeld bezahlen.» Wellauer AG entschied weiter zu expandieren und die Tabacaria von Charly Hofer in Olten zu übernehmen. «Als sie mich für die Stelle anfragten, dachte ich nicht lange nach und packte diese Chance. Schliesslich war ich mit 23 Jahren noch völlig ungebunden und offen für neue Wege.» So zog Stofer von seinem Heimatort Häggenschwil (SG) in die fremde Stadt Olten, anfangs gar noch ohne festen Wohnsitz. «Die ersten Wochen schlief ich im Hotel Adler und suchte vor Ort nach einem Apartment.» Allerdings sei ihm die Akklimatisierung an die Eisenbahnerstadt von Anfang an nicht schwer gefallen. «Ich empfinde die Oltner noch heute als offenes und freundliches Völkchen und fühle mich mittlerweile hier vollkommen zu Hause.» Der stetige Kundenkontakt im Detailhandel habe ihm dabei sicherlich geholfen.

Mit der Frau kam der Kaffee

Der Umzug war nicht die einzige Veränderung in Stofers Zwanzigern. «Im selben Jahr, in dem meine Oltner Zeit startete, unternahm ich eine Reise nach Kuba und lernte dort meine Frau kennen, die damals noch in ihrem Heimatdorf Laufenburg (AG) wohnte», erinnert sich der heutigeRickenbacher und ergänzt lachend: «Die Sache war jedoch nicht nur ein Ferienflirt. Unsere Beziehung startete erst richtig, als wir beide wieder zurück in der Schweiz waren.» Lange wohnten sie gemeinsam in Egerkingen, bis sich das Paar vor kurzer Zeit für den Hauskauf in Rickenbach (SO) entschied. «Wir geniessen das Ländliche dort.» Seine Frau habe in ihm schliesslich auch das Interesse an italienischem Kaffee geweckt. «Der Mädchenname meiner Ehefrau lautet Messina und sie stammt ursprünglich auch von der gleichnamigen sizilianischen Stadt.» Ihr Vater importiert seit geraumer Zeit italienischen Kaffee und steckte Stofer mit seiner Liebe dafür an. «Ausserdem passte das Getränk perfekt ins Sortiment meines Geschäftes.»

«Meine Kunden sind Geniesser»

Denn nach sechs Jahren bei derTabacaria entschied sich der damals 29-Jährige für die Selbstständigkeit und eröffnete sein Geschäft «Maduro GmbH» an der Ringstrasse. «Anfangs war mein Sortiment vor allem auf Zigarren und Rum spezialisiert. Mit der Zeit kamen Kaffee, Whisky, Grappa und sogar spezielle Schokolade dazu.» Bereits von Beginn weg setze er zu 100% auf sein neues Geschäft. «Ich konnte von Anfang sowohl finanziell als auch beim Gestalten der Ladenfläche auf meine Freunde und meine Familie zählen.» Trotz einem geringen Startbudget baute sich der «Selfmademan» sein eigenes kleines Reich auf und gestaltete dieses nach seinen Vorstellung. «Ich hatte Glück, dass mich die Kunden bereits von meiner Zeit in der Tabacaria kannten und meine Art und Beratung zu schätzen wussten.» Noch heute sind 80% der Ladenbesucher Stammkundschaft. «Meine Waren sind mehrheitlich Liebhaberprodukte. Meine Kunden sind Geniesser», erklärt Inhaber der Maduro GmbH und fügt bescheiden hinzu: «Glücklicherweise besitze ich eine ziemlich gute Nase beziehungsweise einen guten Gaumen für mein Produktsortiment.»

«Das Alte hat’s mir angetan»

Auch im Privaten gönnt sich der Geschäftsinhaber die eine oder andere Köstlichkeit. «Es muss nicht immer das Teuerste sein, aber es muss Qualität haben.» Daher besucht er auch immer wieder gerne das Land seiner Frau. «In Italien zelebriert man das Essen und lässt sich Zeit dafür.» Dies sei beim Genuss einer Zigarre oder eines guten Schluckes Rum nicht anders. «Klar gibt es Leute, die den Konsum beispielsweise von Alkohol übertreiben. Diese gehören jedoch nicht zu meinem Klientel. In meiner Sparte geht es nicht um die Menge, sondern den Geschmack.» Auch in anderen Bereichen setzt Stofer inseinem Leben eher auf Qualität und Altbewährtes. «Seit einigen Jahren habe ich einen Narren an antiken Uhren gefressen und restauriere diesehobbymässig», schwärmt er. Angefangen habe diese Leidenschaft wiederum zufällig, als er im Abstellräumchen seines heutigen Geschäfts eine vergessene Pendeluhr fand, welche nun restauriert im Laden zu begutachten ist. Auch Biedermeier-Möbel und einen Oldtimer-Töff hat er sich mittlerweile geleistet, mit welchem er ab und zu Ausfahrten durchs Juragebiet unternimmt. «Auch in dieser Hinsicht bin ich schlichtweg ein Geniesser», räumt Jörg Stofer ein und zieht an seiner Zigarre.

 

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