Ein geborener Optimist

Antonio Trifari Für Antonio Trifari gibt es kein Problem, das nicht gelöst werden kann und auch 30-stündige Zug- fahrten im Stehen bringen ihn nicht aus der Fassung, denn für ihn steht fest: La Vita e Bella.

Antonio Trifari in seiner charmant-italienisch eingerichteten Wohnung in Trimbach. (Bild: Denise Donatsch)
Antonio Trifari in seiner charmant-italienisch eingerichteten Wohnung in Trimbach. (Bild: Denise Donatsch)

Hinter der Haustüre des gebürtigen Kalabresen erwartet einen eine andere Welt. Die Räume strotzen nur so vor zeitlosem, italienischem Charme. Die Wände sind geschmückt mit malerischen Bildern, eine Vitrine ist gefüllt mit hübschem Geschirr aus dem Heimatland und im Esszimmer hängt eine hölzerne Wanduhr. «Ich habe immer ein einfaches Leben geführt», betont Trifari gleich zu Beginn des Gesprächs, «wir mussten leben, mit dem was wir hatten, aber wir waren stets zufrieden.»

Übernachten auf dem Feld

Der 1937 geborene Italiener lebte bis zu seinem 19. Lebensjahr mit seiner Stammfamilie in Kalabrien auf dem Land. «Als Landwirte waren wir Tag und Nacht draussen auf den Feldern. Maschinen hatten wir noch keine, wir mussten alles von Hand erledigen.» Manchmal hätten sie sogar, um keine Zeit zu verlieren, auf dem Feld übernachtet, sodass sie am nächsten Morgen gleich weitermachen konnten mit der Arbeit. «Ich habe immer gerne gearbeitet», fügt der jung wirkende 83-Jährige hinzu. Noch heute stehe er jeden Morgen um 6 Uhr auf, das sei für ihn seit Kindesbeinen an normal. Seine Jugend habe er in bester Erinnerung. «Das Zusammensein mit meinen sechs Geschwistern und meinen Eltern war für mich das Schönste überhaupt.» Sie alle hätten sich stets gegenseitig geholfen. Ganz generell sei er ein Familienmensch, darum pflege er auch mit seinen drei Kindern und seinen zwei Enkeln einen regen Kontakt.

Kampfflugzeuge über Kalabrien

Einzig die Erlebnisse während des zweiten Weltkriegs, den er als kleiner Junge miterleben musste, würden seine Erinnerung an die Kindheit etwas trüben. So kam es vor, dass deutsche Flugzeuge über seinen Heimatort hinwegflogen. «Unsere Mutter hat uns Kinder dann so schnell wie möglich unter ihre Arme geklemmt und ist nach draussen gerannt, da die Bomben stets über Häusern abgeworfen wurden. Das war eine sehr schlimme Zeit», ergänzt der Trimbacher mit ernstem Gesichtsausdruck. Noch heute zucke er für einen kurzen Moment zusammen, wenn ein Doppeldeckerflugzeug über ihn hinwegfliege. «Die Kriegsflugzeuge hörten sich genau gleich an.»

Heimweh nach der mütterlichen Pasta

Als 19-jähriger Mann sei er 1956, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen, in die Schweiz gekommen. «Der Anfang war schwierig, so ganz ohne Sprachkenntnisse, und ich musste mich an das fremde Essen gewöhnen.» Er hätte die selbstgemachte Pasta seiner Mutter vermisst und das frische Gemüse aus dem Garten. Aber heute sei das kein Problem mehr, mittlerweile habe er auch selbst einen Garten und sorge dafür, dass das ganze Jahr hindurch selbst Angebautes auf den Tisch komme. Er versuche noch immer möglichst autark zu leben, aber nicht nur, weil das Gemüse besser schmecke, sondern auch, weil das Gärtnern eine seiner grossen Leidenschaften sei. «Draussen an der frischen Luft zu arbeiten hält mich fit und gesund», erklärt er lachend und fügt hinzu, dass er früher manchmal bis zu fünfzehn Stunden am Stück draussen gearbeitet hätte.

Trimbach wurde zur neuen Heimat

Nachdem er zuerst für ein Jahr in Boningen gelebt hatte, zog er nach Trimbach und blieb dort hängen. «Trimbach ist ein gutes Dorf, man ist schnell im Wald und schnell in der Stadt – was will man mehr», bemerkt Trifari zufrieden und schaut dabei aus dem Fenster, direkt ins Grüne. In Trimbach hatte der leidenschaftliche Gärtner dann auch seine Frau getroffen. «Wir haben uns bei der Arbeit im Restaurant Rössli kennengelernt, wo wir beide in der Küche gearbeitet haben», erzählte er leicht nostalgisch. Nach der Hochzeit und als dann schliesslich die Kinder da waren, sei seine Ehefrau zu Hause geblieben. So seien die Jahre in Trimbach vergangen. «Für mich kam es nie in Frage, nach Italien zurückzukehren Trimbach ist meine Heimat, hier bin ich zu Hause.»

30 Stunden stehend im Zug

Ab und zu würde er aber dennoch, in Begleitung seiner Kinder und Enkel, nach Kalabrien reisen, um seine Verwandten zu besuchen. «Das ist heute ungemein viel angenehmer und einfacher als früher. Damals, als die Kinder noch klein waren, war es eine sehr lange und beschwerliche Reise, die manchmal bis zu 30 Stunden dauerte und die ich oftmals im Stehen verbrachte», ergänzt Trifari. Damals sei es noch nicht so einfach gewesen wie heute, einen Sitzplatz zu reservieren. Seine Kinder und seine Frau hätten aber stets einen Sitzplatz gehabt, meint er nicht ohne Stolz.

Freiwilliges Vereins-Engagement

Eine weitere Leidenschaft neben dem Gärtnern ist für den noch immer sehr vitalen Senior seine freiwillige Mitarbeit in zwei Trimbacher Vereinen. «Beim Verein «Waldhütte Schoneflüeli» bin ich mit vier weiteren freiwilligen Hilfskräften für die Betreuung und Vermietung der Waldhütte zuständig.» Man könne die Waldhütte als kleinere Gruppe auch für Familienfeste oder Geburtstage mieten, es stünde draussen so wie drinnen jeweils ein Grill zur Verfügung. Manchmal würde der Verein auch selbst einen Anlass in der Hütte organisieren, wie zum Beispiel ein gemeinsames Fondue-Essen oder einen Grillplausch, worauf sich Trifari immer ausserordentlich freue. Im Rahmen des Verschönerungsvereins Trimbach würde er sich ausserdem, gemeinsam mit rund 20 weiteren Personen, um die Pflege des Trimbacher Waldes kümmern. «Wir platzieren neue Sitzbänke, schneiden Hecken zurück und kümmern uns auch um die Rasenpflege, falls nötig», ergänzt Trifari, lacht auf und betont noch einmal, dass die Arbeit unter freiem Himmel für ihn einfach das schönste auf Erden sei.

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