Ein Faible für Mord und Totschlag

Tina Moll Die Oltnerin ist stolze Inhaberin des Cronos-Shop. Den Beruf der Kosmetikern hat sie als Jugendliche ihrer Mutter zuliebe gelernt.

Ihre Hündin Polly hat Tina Moll zur Selbstständigkeit bewegt. (Bild: B. Beyeler)
Ihre Hündin Polly hat Tina Moll zur Selbstständigkeit bewegt. (Bild: B. Beyeler)

Schon im Kindergarten habe sie sich nicht für «Bäbis», sondern für Grusel und Spuk interessiert, erzählt Tina Moll. Lachend fügt sie an: «Ich bin ein Horror-Fan, seit ich denken kann». Bei ihrem langjährigen Lebenspartner sei es dasselbe. «Das kann man sich nicht aussuchen, entweder man hat Freude an diesen Sachen oder eben nicht», stellt die Geschäftsfrau klar. Sie und ihr Partner zählen sich zu der Industrial EBM-Szene. «Mit Gothic hat das eigentlich nicht viel zu tun, es ist eine eigene Szene. Wir dürfen auch mal lachen», erklärt Moll mit einem Augenzwinkern.

Diskriminierung erlebt

Noch vor 20 Jahren sei sie mit ihren dunklen, auffälligen Kleidern und Frisuren auf der Strasse schräg angeschaut worden. «Man kann schon sagen, dass wir früher diskriminiert wurden», hält Tina Moll fest. Die Zeiten hätten sich glücklicherweise geändert, heute sei die Gesellschaft offener und toleranter.

Kaum Berührungsängste

Tina Moll ist in Dulliken aufgewachsen und absolvierte eine Ausbildung zur Kosmetikerin. «Den Beruf habe ich nur meinem Mami zuliebe gelernt. Mir war von Anfang an klar, dass ich niemals auf diesem Beruf arbeiten möchte. Meine Mutter hat mich dann in Ruhe gelassen», erzählt die
41-Jährige lachend. Später hat sie im Pflegebereich in diversen Oltner Altersheimen gearbeitet. «Es waren anstrengende Jobs, aber mit den Bewohnern habe ich es immer sehr gut gehabt», sagt Moll. Dass sie kaum Berührungsängste habe, sei ihr bei dieser Tätigkeit entgegengekommen. «Da ich aber keine Ausbildung in diesem Bereich habe, stand ich in der Hierarchie immer ganz unten. Das ging mir mit der Zeit an die Nieren», erklärt Tina Moll ihre Entscheidung, diesen Berufszweig zu verlassen.

Mädchen für alles und Begegnungen mit Promis

Danach fand Tina Moll durch einen Bekannten eine neue Herausforderung bei einer Filmfirma in Zürich. «Ich war dort Mädchen für alles», erzählt die Oltnerin lachend. Sie habe im Büro geholfen und sei für die TV-Spots zuständig gewesen. Ab und zu konnte sie auf ihren erlernten Beruf zurückgreifen, um die Models zu schminken. Auf dem roten Teppich der Filmfestivals hat die Geschäftsfrau mehrere Promis getroffen. Am Besten in Erinnerung ist die Begegnung mit der Schauspielerin Rose McGowan. «Ich wollte ein Selfie mit ihr machen und meine Kamera machte nicht mit. Da wartete sie, bis es klappte», erinnert sich Tina Moll begeistert.

Gemeinsame Sache mit dem Freund

Nach zwei anstrengenden Jahren in Zürich entschloss sich die Oltnerin, das Walhalla von Urs Wüthrich und Eda Dick zu übernehmen. «Ich war langjährige Kundin und half ab und zu bei ihnen aus», erzählt Moll. Ausschlaggebend für den Entscheid zur Selbstständigkeit war ein Hund. «Ich bin mit Hunden aufgewachsen und hegte bereits lange den Wunsch, mir ein eigenes Tier zuzulegen. Das war fast nur mit einem eigenen Geschäft möglich», erklärt die aufgestellte Oltnerin. Hinzu kam, dass sich auch ihr Freund Daniel Rothen als Tätowierer selbstständig machen wollte. «Das Walhalla war für uns ideal, da er den hinteren Teil des Lagers zu seinem Tattoo-Studio umbauen konnte», erklärt die Geschäftsfrau. 2014 eröffnete sie ihren Cronos-Shop. Immer mit dabei ist ihre kleine «Kampfhündin» Polly. «Ich liebe sie sehr, sie ist ein Ersatz für alle schlechten Kollegen», sagt die 41-Jährige lachend.

Mord und Totschlag

Tina Moll steckt viel Herzblut in ihr Geschäft mit der «dunklen Mode». «Ich hoffe, wir können noch lange bestehen bleiben», sagt die Oltnerin mit Blick auf die Szene. Viele Geschäfte in der Schweiz mussten in den letzten Jahren schliessen. «Ich kann nicht genau sagen, woran das liegt. Vielleicht verändert sich die Szene», sagt Moll nachdenklich. Wenn sie sich mal nicht um ihr Geschäft kümmert, liest die Oltnerin gerne Horrorstorys oder Kriminalgeschichten, die auf echten Begeben- heiten basieren. «Es muss immer etwas mit Mord und Totschlag sein», so die 41-Jährige Tina Moll schmunzelnd.

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