Die Zügel in den Händen

Barbara Junker «Ich mag es halt, zu managen», sagt Barbara Junker. Also tut sie es: als Vereinspräsidentin in Egerkingen, in der Kirchgemeinde Oberbuchsiten, in der kantonalen Kulturförderung oder als dreifache Mutter.

Arbeit, Verein, Familie, Haus und Gemeinde: Barbara Junker hält gerne die Zügel in den Händen. «Managen», nennt sie es. (Bild: Franz Beidler)
Arbeit, Verein, Familie, Haus und Gemeinde: Barbara Junker hält gerne die Zügel in den Händen. «Managen», nennt sie es. (Bild: Franz Beidler)

Ihr Lieblingstag sei eigentlich der Donnerstag, sagt Barbara Junker, «weil wir da abends proben». Junker spielt Querflöte und die wöchentlichen Proben der Musikgesellschaft Konkordia Egerkingen liegen ihr besonders am Herzen, nicht nur wegen dem gemeinsamen Musizieren, sondern vor allem wegen der Menschen. Doch mit der Coronaepidemie mussten die Proben bis auf weiteres abgesagt werden. «Die Leute fehlen mir am meisten», sagt sie seufzend und wirft einen Blick aus dem Fenster, das Aussicht über ganz Oberbuchsiten bietet. Junkers Haus steht am Hang oberhalb des Dorfes. Durch die Fensterfront flutet das vormittäg-liche Sonnenlicht den Wohnbereich. Auf dem hölzernen Tisch, an dem Junker sitzt, steht hübsch hergerichtet eine Topfpflanze auf einem gestrickten Untersetzer. Junker senkt den Kopf und knubbelt an ihren Fingern herum: «Es funktioniert ja alles trotzdem irgendwie.» An den Donnerstagen bleibt ihr ihre morgendliche Joggingrunde: zum Tonishüttli. Etwa eine Stunde joggt sie die Juraflanke oberhalb Oberbuchsiten hoch, bis sie dort ankommt. «Klar ist das anstrengend», sagt sie lachend, «aber die Aussicht lohnt sich bei jedem Wetter.» Junker greift zum Mobiltelefon und zeigt ihre Fotos vom Tonishüttli: Bei Sonnenschein reicht die Aussicht über das ganze Gäutal, andernfalls über die weiche Nebeldecke. «Das ist mein Kraftort», sagt Junker mit einem Lächeln. Drei- bis viermal pro Woche joggt sie zum Tonishüttli, immer morgens nach sieben Uhr.

«Diese Zeit nehme ich mir»

«Dann sind die Kinder aus dem Haus», erklärt die dreifache Mutter, «diese Zeit nehme ich mir.» Denn wegen der Kinder steht sie mittags in der Küche, «täglich um 11.30 Uhr.» Kochen, waschen, bügeln, putzen, gärtnern und einkaufen nehmen viel Zeit in Anspruch. Das erledigt Junker neben den dreissig Prozent, die sie im Sekretariat der römisch-katholischen Pfarrei Oberbuchsiten arbeitet. Und auch neben ihrem Engagement im Kuratorium für Kulturförderung des Kantons Solothurn. Und auch neben ihrem Einsatz für die Musikgesellschaft Konkordia Egerkingen. «Managen», nennt es Junker mit unternehmungslustigem Blick. Neben der Familie und der Arbeit lebt sie das auch im Verein aus. Seit acht Jahren amtet sie als Präsidentin der Musikgesellschaft.

In der Konkordia zu Hause

Mit der Konkordia ist Junker seit Kindesbeinen verbunden. In Egerkingen aufgewachsen, erhielt sie im Alter von neun Jahren ihre erste Querflöte. «Das Instrument hat mir einfach gefallen», erinnert sie sich. Als Zwölf-jährige füllte sie deshalb in den Schulferien die Regale vom Coop in Egerkingen auf und kaufte sich vom Lohn eine neue Querflöte. Zur Konkordia durfte sie aber erst mit fünfzehn. «Eine Jugendabteilung gab es damals nicht.» Junker selbst sollte das später ändern: Mitte der 90er-Jahre, sie war inzwischen als Querflötenlehrerin tätig, absolvierte sie einen mehrjährigen Dirigentenkurs und rief daraufhin die Jugendmusik Egerkingen ins Leben. In ihrer Jugend hätte es in Egerkingen aber eben nur zwei Vereine gegeben: den Turnverein und die Konkordia. «In den Turnverein musst du mir nicht etwa wollen», habe ihr Vater, selber in der Musikgesellschaft, bald klar gestellt. Bis heute musizieren Vater und Tochter gemeinsam in der Konkordia Egerkingen. Als Junker dann endlich in der Musikgesellschaft war, wollte sie dort nicht mehr weg. «Eigentlich wollte ich Krankenschwester werden», erinnert sie sich an die Zeit der Berufswahl. Schichtarbeit in einem Spital wäre aber nicht mit den Proben der Musikgesellschaft zu vereinbaren gewesen. Also entschied sich Junker für eine Lehre als Dentalassistentin. Als Kind hatte sie eine Spange tragen müssen und war daher oft beim Zahnarzt. «Die Dame an der Rezeption hat mich beeindruckt», erinnert sich Junker, «wie sie die Leute empfangen, Termine vereinbart und bei Eingriffen assistiert hat.» Diesen Beruf würde sie heute wieder wählen.

Über Olten nach Oberbuchsiten

Nach der Lehre arbeitete Junker in Olten, heiratete ihre Jugendliebe und lebte in Egerkingen. Als sie 28 Jahre alt war, ging ihre Ehe in die Brüche. «Das warf so ziemlich all meine Lebens-pläne über den Haufen», erinnert sie sich. Junker wechselte die Arbeitsstelle und zog nach Olten. Dort lernte sie ihren heutigen Ehemann kennen, mit dem sie 2004 nach Oberbuchsiten zog. Ein Jahr später brachte sie ihren ersten Sohn Martin zur Welt. 2009 folgten Tochter Anina und 2011 Sohn David. «Sie sind alle in der Jugendmusik», sagt Junker stolz. «Ich weiss, wie lohnenswert das Vereinsleben ist, das will ich meinen Kindern mitgeben.» Ebenfalls geht sie mit ihrer Familie gerne Ski fahren. «An der Bergwelt kann ich mich nicht satt schauen.» Weil Junkers jüngerer Bruder Asthmatiker ist, verbrachte sie in ihrer Kindheit viel Zeit in den Bergen. «Die Eltern steckten uns jeweils in die Skischule», erzählt sie vergnügt, «zum Glück.» So verbringt Junker seit fast vierzig Jahren jeden Winter ein paar Wochen in Davos. Damit sie für den Rest des Jahres das Berggefühl nicht vermisst, ist sie in einer Wandergruppe. Jede Woche treffen sich die sieben Leute abends um sieben Uhr bei ihrem Haus. «Dann wandern wir zur Blüemlismatt ob Egerkingen, zum Roggen oberhalb Oensingen oder zur Alp über Oberbuchsiten», erzählt Junker und fügt bestimmt an: «Bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit.» Solche Rituale seien ihr wichtig, die würden ihr sonst fehlen. «Wie meine tägliche Siesta», fügt sie schmunzelnd an. Den halbstündigen Mittagsschlaf habe sie sich nach der Geburt ihres ersten Sohnes angewöhnt. «Danach bin ich wieder einsatzbereit.» Zum Glück, denn neben Familie, Haus, Job, Verein und Kuratorium waltet Junker auch noch als Vizepräsidentin der Kirchgemeinde Oberbuchsiten. «Ich mag es halt, zu managen.»

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