«Die Zeit im Kapuzinerkloster hat mich als Mensch weitergebracht»

Christoph Pfefferli entschied sich mit gut 20 Jahren für den Eintritt ins Kapuziner- kloster. Heute blickt er als dreifacher Familienvater in Trimbach gerne auf seine Zeit als franziskanischer Bruder zurück.

Der ehemalige Kapuziner-Bruder Christoph Pfefferli erfreut seine fünfköpfige Familie regelmässig mit Brotkreationen aus seinem selbst gebauten Holzbackofen. (Bild: vwe)
Der ehemalige Kapuziner-Bruder Christoph Pfefferli erfreut seine fünfköpfige Familie regelmässig mit Brotkreationen aus seinem selbst gebauten Holzbackofen. (Bild: vwe)

Umgeben von viel Grün, mitten in einem lebhaften , bunt durchmischten Quartier und wohnhaft in einem über 60-jährigen Einfamilienhaus lebt der 53-jährige Christoph Pfefferli mit seinen drei Kindern und seiner Ehefrau Petra im idyllischen Trimbach. Ein Familienvater durch und durch, der die Zeit mit seinen Kindern und das Zusammenleben in der familiären Gemeinschaft schätzt und intensiv pflegt. Dass seine Lebensplanung mit Anfang 20 noch in eine völlig andere Richtung deutete, überrascht und sein Werdegang sucht seinesgleichen. Denn Christoph Pfefferli trat nur ein Jahre nach seiner Hafner- und Plattenlegerlehre in den Kapuzinerorden ein.

«Die Brüderlichkeit untereinander hat mich fasziniert»

Aufgewachsen in Wangen bei Olten kam Pfefferli erstmals durch die Jugendseelsorge Olten mit den zentralen Themen des franziskanischen Ordens, zu welchem das Kapuzinerkloster zählt, in Berührung. «Ich war vom brüderlichen und religiösen Lebensstil der Franziskaner sowie dem Werdegang des Ordensbegründers Franz von Assisi fasziniert und wollte mehr darüber erfahren», blickt der heutige Trimbacher zurück und fügt an: «So nahm ich an den angebotenen Schnupper- wochen im Kapuzinerkloster Solothurn teil und traf auf zahlreiche Gleichgesinnte in meinem Alter.» Auch junge und neue Ideen seien bei den Kapuzinern willkommen gewesen und der Zusammen- halt sowie gegenseitige Respekt im Kloster hätten es dem jungen Christoph Pfefferli angetan. So entschied sich der gut 20-Jährige sein Leben in neue Bahnen zu lenken und vollständig nach dem franziskanischen Orden auszurichten. Nach einer gut zweijährigen Ausbildungszeit in unter- schiedlichen Klostern der Schweiz verpflichtete sich der damalige Wangener für mindestens drei Jahre dem Klosterleben treu zu bleiben. «Obwohl ich die altersübergreifende Brüderlichkeit unter den Kapuzinern nach wie vor als bereichernd empfand, engten mich die vorgegebenen Lebens- strukturen immer mehr ein und ich stellte meine Entscheidung infrage.» Nach sechs Jahren beendete Christoph Pfefferli somit seine Zeit als franziskanischer Bruder und wagte den Schritt aus dem Kloster zurück ins Berufs- beziehungsweise «normale» Leben. «Meine Familie war sowohl von meinem Klostereintritt als auch -austritt überrascht, doch sie gaben mir die Freiheit, meinen eigenen Weg zu gehen.» Er sei bei seinen Eltern zwar katholisch aufgewachsen, kann aber dem Begriff Frömmigkeit nichts abgewinnen. «Ich mag den Ausdruck fromm oder streng gläubig generell nicht, da er einen Leistungsgedanken in der Religiosität suggeriert. Doch genau in diesem Bereich hat ein solcher nichts zu suchen», stellt Christoph Pfefferli klar.

Verbundenheit zu Menschen blieb

Nach dem Kloster sei ihm der Einstieg in einen selbstbestimmten Tagesablauf nicht nur einfach gefallen. «Bei den Kapuzinern hatte ich klare Strukturen, nach denen ich mich richten konnte. Anschliessend war ich quasi wieder auf mich alleine gestellt.» Da die Kapuziner eine intensive Verbindung und einen regen Austausch mit der Bevölkerung pflegen, wollte Pfefferli auch nach seiner Klosterzeit weiter mit Menschen arbeiten und nicht wieder auf seinen handwerklichen Beruf zurück. «Ich startete eine Ausbildung zum Krankenpfleger, merkte jedoch bald, dass die starre Hierarchie in Spitälern nicht meine Welt war.» Trotz Lehrabbruch sollte dieser Ausbildungsanfang jedoch eine entscheidende Wendung in sein Leben bringen. «Während meiner Schulzeit als Krankenpfleger lernte ich meine heutige Frau kennen und lieben», erklärt er lächelnd. Nach mehreren Jahren als diplomierter Sozialpädagoge bei der Stiftung Arkadis in Olten, ist der dreifache Familienvater heute als HR-Fachmann bei einer Sozialversicherung in Olten tätig und erfreut sich an der Arbeit mit seinen Klienten.

«Brot hat eine ganz spezielle Bedeutung für mich»

Trotz seinem Austritt aus dem Kapuzinerkloster ist Christoph Pfefferli noch heute eng mit der franziskanischen Gemeinschaft verbunden. «Ich bereue meine Zeit als Kapuzinerbruder keineswegs, denn sie hat mich als Mensch weitergebracht.» So engagiert sich der 53-Jährige noch heute im FG-Rat der Franziskanische Gemeinschaft der deutschen Schweiz und singt die Bassstimme im Kirchenchor St. Mauritius in Trimbach. Nebst seinem religiösen und gesell- schaftlichen Engagement hat der Trimbacher eine ganz eigene Entspannungsquelle für sich entdeckt. «Bereits seit 20 Jahren backe ich für mein Leben gerne Brot und probiere immer wieder neue Rezepte aus», erzählt der Hobbybäcker und fügt schmunzelnd an: «Der Pfefferli-Zopf beispielsweise enthält eine spezielle Geheimzutat, die natürlich nicht verraten wird.» Zur perfekten Vollendung seiner Brotkreationen baute sich der Trimbacher in seinem Garten kurzerhand einen eigenen Holzbackofen. «Dabei konnte ich endlich meine Fähigkeiten als Hafner wieder ein wenig anwenden.» Doch woher rührt diese enorme Faszination am Brot backen? «Brot hat für mich eine ganz besondere Bedeutung. Seit Jahrhunderten wird es oftmals in der Gemeinschaft gegessen, gebrochen und geteilt. Durch Brot entstehen Beziehungen und Kontakte - dieser Gedanke gefällt mir sehr.» Ausserdem habe sich bis jetzt zum Glück noch niemand über die selbstkreierten Brote, Holzofenpizzas oder auch Flammkuchen beschwert. «Ich habe gute Esser in der Familie», lacht Christoph Pfefferli. Vom Bruder im Kapuzinerkloster zum brotbackenden Familienvater in Trimbach - so kann das Leben spielen.

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