Die Welt am Steuer entdecken

Im Gespräch Joshua Lischetzki arbeitet im fünften Jahr als Buschauffeur. Dem «Stadtanzeiger» erzählt er von seinem Alltag und seinen beruflichen Plänen.

Joshua Lischetzki fährt gerne durch schöne Naturlandschaften – ob im Bus mit BOGG-Uniform oder mit seinem Privatauto. (Bild: Caspar Reimer)
Joshua Lischetzki fährt gerne durch schöne Naturlandschaften – ob im Bus mit BOGG-Uniform oder mit seinem Privatauto. (Bild: Caspar Reimer)

Wenn er mit dem Bus Fahrgäste befördert, kommt es ihm manchmal vor, als würde er auf einem sehr grossen Bildschirm Fernsehen schauen. Irgendeinen Kanal, der schöne Landschaftsbilder zeigt. Gerade die Linie 505, die er oft fährt und Reisende von Olten bis nach Oensingen bringt, biete viel Abwechslung, malerische Landschaften. «Diese Strecke an einem sonnigen Tag zu fahren, ist immer ein schönes Erlebnis», sagt Joshua Lischetzki, der seit Februar dieses Jahres beim Busbetrieb Olten Gösgen Gäu (BOGG) als Chauffeur arbeitet. Der 33-Jährige kommt aus dem Berner Oberland, hat in Thun bereits vier Jahre als Buschauffeur gearbeitet und ist der Liebe wegen nach Oberbuchsiten gezogen.

Olten sei für Chauffeure ein gutes Pflaster: «Mit Thun verbindet man die Idylle von Bergen und See. Zum Fahren ist Olten aber viel angenehmer, der Verkehr fliesst, man ist schnell draussen. Das ist mir sofort aufgefallen, als ich hier angefangen habe.» Das Gefühl, einen solchen Bus zu steuern, sei schon «sehr speziell». Seine Mission sieht er darin, den Bus «so pünktlich wie möglich, mit einem guten uns sicheren Fahrstil» ans Ziel zu bringen.

Nur gute Erlebnisse

Immer mal wieder ist in Zeitungsberichten von unerfreulichen Zwischenfällen im Öffentlichen Verkehr die Rede, so werde etwa in Zügen das Fahrpersonal beschimpft. Darauf angesprochen, sagt Lischetzki: «Ich habe in den ganzen Jahren nie einen unangenehmen Zwischenfall mit Fahrgästen erlebt.» Wenn ein Fahrgast verärgert ist, sei es wichtig, freundlich und verständnisvoll zu reagieren: «So lässt sich die Situation rasch entschärfen. Wie man in den Wald ruft, so kommt es auch zurück. Die Fahrgäste merken, wenn man freundlich und gut gelaunt ist. Oftmals wird dies automatisch erwidert.»

Dass es im Verkehr zu hektischen Situationen kommen kann, erklärt sich von selbst: «Der Charakter mancher Leute ist tatsächlich etwas anders, wenn sie im Auto sitzen.» Grundsätzlich seien die Fahrgäste bei Staus oder anderen Verkehrsbehinderungen meistens auf der Seite des Chauffeurs.

Der Branche treu bleiben

Lischetzki hat ursprünglich eine kaufmännische Ausbildung absolviert, im Bereich Finanzen und Controlling bei verschiedenen Firmen – in Banken, in der Versicherungs- oder in der Pharmabranche – gearbeitet. Dann wollte er einmal etwas ganz anderes machen: «Grosse Fahrzeuge haben mich immer schon interessiert. Angefangen hatte ich mit der Lastwagenprüfung, dann ging es Schritt für Schritt weiter bis zum Buschauffeur.»

Damit ist der berufliche Weg des vielseitigen Mannes aber nicht beendet – im Gegenteil, absolviert er doch aktuell neben seiner Teilzeitanstellung als Buschauffeur ein Studium in Betriebsökonomie an der Fernfachhochschule Schweiz (FFHS). Er besucht Vorlesungen in Bern und Zürich, kann aber einen grossen Teil des Studiums von zuhause aus betreiben. «Die Arbeit als Buschauffeur gibt mir ein grosses Mass an Flexibilität und lässt sich bestens mit meinem Studium kombinieren.» So sei es etwa auch möglich, Fahrdienste zu wählen.

Eigentlich sieht Lischetzki das Busfahren als Ausgleich zu seinem Studium: «Ich schätze das Repetitive. Die Arbeit ist anspruchsvoll, aber auch, wenn man es richtig macht, plan- und berechenbar.»

Nach seinem Studium möchte Lischetzki der Branche treu bleiben: «Ich freue mich schon jetzt, meine Kompetenzen als Betriebsökonom im Öffentlichen Verkehr einzubringen. Das ist eine Branche mit Zukunftspotenzial. Sie ist eine grosse Errungenschaft hier in der Schweiz. Darauf können wir stolz sein.» Die Wichtigkeit des ÖV’s werde angesichts der Klimakrise weiter zunehmen, ist der junge Mann überzeugt. «Für mich persönlich ist das ein Motiv, in dieser Branche tätig sein zu wollen.» Er kann sich gut vorstellen, später in anderer Funktion bei der BOGG zu arbeiten: «Dabei profitiere ich von meinen Erfahrungen als Chauffeur. Ich kenne die Mentalität, weiss, was draussen los ist.»

Natur als Kraftort

Die Entscheidung, in die Region Olten zu ziehen, bereut Lischetzki keineswegs: «Ich mag die Berge, diese haben mir auch etwas gefehlt, als ich von Thun weggezogen bin. Mittlerweile habe ich aber die Weite schätzen gelernt», erzählt er. Die idyllisch gelegene Mietwohnung, die er mit seiner Lebenspartnerin belebt, ist umgeben von malerischer Natur. «Mir war es einfach wichtig, nicht in der Stadt zu wohnen.»

Wenn er nicht gerade Bus fährt oder seinem Studium nachgeht, verbringt er gerne Zeit in der Natur, von der es in Oberbuchsiten reichlich gibt. In früheren Jahren war er Gleitschirm geflogen und Mountainbike gefahren: «Heute ist die Natur für mich einfach ein Kraftort. Wir gehen auch oft wandern. Gelegentlich gehe ich zurück in die alte Heimat.»

 

...und ausserdem

Diese Person möchte ich gerne mal treffen

Dieter Lange. Ökonom, Psychologe, Unternehmensberater und Trainer – ein starker Impulsgeber fürs Leben.

So entspanne ich mich am besten

Zuhause. Sei es auf dem Sofa, beim Lesen oder Hören eines Podcast oder einfach in der Ruhe der Natur.

Dieses Verhalten ärgert mich

Undankbare Menschen.

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