Die universelle Sprache der Musik

Mike Fischer lässt das Leben spontan auf sich zukommen, kann aber im Zusammenhang mit kreativen Projekten auch zielstrebig sein. Doch ganz egal in welchem der beiden Modi er sich gerade befindet, die Cowboystiefel an Mike Fischers Füssen dürfen auf keinen Fall fehlen.

Der leidenschaftliche Gitarrist Mike Fischer konnte in der Jugend seine Gitarre zeitweise gar nicht mehr aus der Hand legen. (Bild: Denise Donatsch)
Der leidenschaftliche Gitarrist Mike Fischer konnte in der Jugend seine Gitarre zeitweise gar nicht mehr aus der Hand legen. (Bild: Denise Donatsch)

Die Worte «bin noch kurz draussen, um eine Zigarette zu rauchen», erreichten mich, kurz bevor ich mit eiligen Schritten beim vereinbarten Treffpunkt eintraf. Schon von Weitem war mir klar, welche der wartenden Personen der Absender der soeben erhaltenen Nachricht war – der Mann mit Hut und Gitarrenkoffer musste Mike Fischer sein. Bereits auf dem Weg zum Tisch begann er zu erzählen, um kurze Zeit später und mit einem Glas Rotwein in der Hand damit fortzufahren.

Bäume als Energiequelle

«Seit meiner Kindheit bin ich ein Baumliebhaber», bemerkt der junge Mann auf meine Frage, was ihm im Leben besonders wichtig sei, und fügt hinzu, dass sein Lieblingsbaum der Mammutbaum sei. «Es gibt sogar einen solchen im Stadtpark Olten», so Fischer und erklärt eifrig, es sei jener Baum, der wie eine perfekt ausgeschnittene Tanne bolzengerade zum Himmel rage. Schon als Kind habe er die meiste Zeit draussen im Wald oder an der Aare verbracht. Seine Eltern seien glücklicherweise der Meinung gewesen, dass ein Kind sich draussen schmutzig machen dürfen sollte. Was er dann auch regelmässig umgesetzt habe. Aufgewachsen sei er in Obergösgen, ganz in der Nähe des Landgasthofs Fähre, also mitten in der Natur, was er sehr genoss und ihm die Möglichkeit gab, die energiespendende Kraft der Bäume für sich zu entdecken. Ganz generell sind diese Lebewesen, für die er grosse Ehrfurcht empfinde, für ihn sehr inspirierend, gerade auch für die Musik, seine Leidenschaft Nummer eins. «Ein alter Baum ist wie ein altes Instrument», so Fischer und immer wieder frage er sich, was so ein Baum wohl alles schon erlebt habe.

Blue Grass im Probelokal

«Generell bin ich von alten Dingen sehr angetan, das ist auch im Bereich Musik nicht anders», erzählt der gelernte Musikinstrumentenverkäufer. So habe er sich während des Lockdowns und der coronabedingt konzertarmen Zeit wieder einmal ganz intensiv an die Gitarrensaiten gesetzt und sich unter anderem mit dem Repertoire der «good old» Jazzstandards auseinandergesetzt. «Jazz ist für mich nicht bloss ein Musikstil, sondern vor allem eine Herangehensweise an musikalische Arbeiten.» So würde er beim Komponieren neuer Songs keine Noten niederschreiben, sondern frei und auf Improvisations-basis neue Ideen entwickeln. Eine weitere Sache, die sich Fischer während der vergangenen Monaten nicht hat nehmen lassen, sind die regelmässigen Proben mit der Blue Grass Band «Happy Castle Express». «Wir haben einen grossen Proberaum, achten auf genügend Abstand und verzichten darauf, in das gleiche Mikrofon zu singen», erklärt Fischer. Auf diese Art wäre es wenigstens möglich, sich zu treffen und die Lust auf das Musikmachen ausleben zu können. Auch ein paar kleinere Gigs hätten trotz der Corona-Massnahmen stattfinden können, halt vor weniger Publikum, aber dieser Aspekt sei für ihn sowieso noch nie relevant gewesen.

Rückkehr zur Musikkassette

Ein weiteres Projekt, in dem Mike Fischer seinen Hang zu alten Dingen ausleben kann, ist die Zusammenarbeit mit dem Sänger und Liedermacher «Wolf». «Wir haben uns vorgenommen, 20 Minuten Musik auf Musikkassetten auf-zunehmen und diese dann weltweit an Musikläden zu verschicken», erklärt Fischer. In der Musikszene gäbe es Tendenzen die zeigten, dass die Kassette wieder an Beliebtheit gewinne. Dies sei einer der Gründe, warum Wolf und er sich für dieses Medium entschieden hätten, aber auch, weil sie von der mechanischen Funktionsweise dieses «Relikts» fasziniert seien. «Die Musik und die Texte für dieses Projekt liefert Wolf, ich bin im Anschluss für den Gitarrenpart verantwortlich», so Fischer, der sogleich ergänzt, dass sich die Bandbreite der Stilistik von smoothen, melodiösen Klängen bis hin zu Punk-Rock aus-dehnen würde. Für die beiden Beteiligten war aber von Anfang an klar ge-wesen, dass es sich hier um ein Non-Profit-Projekt handelt. «Es geht uns viel mehr um das gemeinsame Aus- probieren und Ausloten neuer Möglichkeiten, als um das Finanzielle», erzählt Fischer. Für das Jahr 2021, sofern dies wieder möglich sei, seien bereits Gigs zu zweit geplant.

Wünsche für die Zukunft

Beruflich befinde er sich gerade in einer Umbruchphase, so der Gitarrist. «Die Musik ist mein zweiter Beruf, den ich absolut seriös ausübe, aber hauptberuflich möchte ich etwas anderes machen». Gerade befände er sich in einer Schnupperphase als Sozialpädagoge und könne bereits nach kurzer Zeit sagen, dass dies genau das Richtige für ihn sei. Die Arbeit mit Menschen, die er auf ihrem teils sehr anspruchsvollen Weg unterstützen und begleiten dürfe, bereite ihm grosse Freude und er spüre auch, dass er die richtigen Voraussetzungen dafür mitbringe. Nun hoffe er, dass es mit einer Anstellung klappen werde, so dass er sich definitiv auf diesen Weg begeben könne. Seine Leidenschaft für die Musik würde er sehr gerne auch in dieses Berufsfeld miteinfliessen lassen und sofern möglich, wäre er mehr als bereit dazu, auch dort musikalische Projekte auf die Beine zu stellen. Bevor Fischer schliesslich in seinen Cowboystiefeln davon spazierte ergänzte er noch, dass Musik für ihn eine universelle Sprache sei, die einfach guttue und von allen Menschen verstanden werden könne.

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