Die Insektenfachfrau
Im Gespräch Viele Menschen trennen Beruf und Hobby. Nicht so Katrin Luder. Die Biologin beschäftigt sich fast rund um die Uhr mit Flora und Fauna.
Katrin Luder ist ein Energiebündel. Reden tut sie schnell, die Punkte und Kommata muss man suchen. Einen Grossteil ihrer Schaffenskraft setzt sie in der und vor allem für die Natur ein. Die 31-jährige Oltnerin, aufgewachsen in Trimbach, ist Biologin. Ihr Studium der Ökologie und Evolution an der Uni Bern schloss sie 2016 ab. Seitdem arbeitet sie in einem Zürcher Naturschutzbüro.
Sie macht primär Aufwertungen, um die Artenvielfalt zu erhöhen. Luder betreut zum Beispiel ein Glögglifroschprojekt, ein Projekt zur Förderung von Sommerwurzen, eines zur Förderung des Glühwürmchens. Die jeweiligen Projekte verantwortet sie meist von A bis Z. Sie hält Vorträge, leitet Kurse, schreibt Zeitungsberichte, stellt Infotafeln auf, bekämpft Neophyten, schneidet Hecken oder sammelt die Gelder für die Projekte ein. «Ich arbeite etwa zu 50 Prozent im Büro, zu 50 Prozent draussen in der Natur. Durch diese Mischung ist das der ideale Job für mich. Nur drinnen sitzen – das wäre nichts für mich.»
Als «Käfer & Kundig» unterwegs
Auch in ihrer Freizeit ist sie oft und gerne in der Natur unterwegs. Das schlägt sich auch in ihren Vereinsmitgliedschaften nieder. Luder ist Mitglied beim Ornithologischen Verein Olten, bei der Naturforschenden Gesellschaft des Kantons Solothurn und Präsidentin des Vereins Artenförderung Schweiz. Vor Jahresfrist hat sie zudem das Kajakfahren für sich entdeckt.
Ihr liegt viel daran, auch anderen Menschen die Schönheit der Natur näherzubringen. Das tut sie seit vergangenem Jahr nicht nur im beruflichen, sondern auch im privaten Rahmen. Zusammen mit dem Journalisten Bähram Alagheband bildet sie das Duo «Käfer & Kundig». Der Solothurner und die Oltnerin zeigen seit Herbst 2021 in gemeinsamen Multivisionsvorträgen die bunte Welt der Insekten. Alagheband präsentiert seine Fotografien und erzählt Geschichten dazu, Luder ordnet das Ganze wissenschaftlich ein, erläutert biologische Zusammenhänge. «Wir halten keinen Schulvortrag. Wir wollen die Leute spielerisch dazu bringen, die Augen zu öffnen, wenn sie unterwegs sind», sagt die 31-Jährige.
Das Publikum soll durch Bilder und Schilderungen emotionalisiert und so stärker für die Bedürfnisse der Natur sensibilisiert werden. Und der Zeigefinger, kommt der dabei nie zum Einsatz? «Indirekt moralisieren wir natürlich schon auch ein wenig, etwa wenn wir das Insektensterben erläutern oder über Lichtverschmutzung sprechen», gibt Luder zu. Die teils sehr positiven Rückmeldungen bestärken die beiden, auch künftig als «Käfer & Kundig» aufzutreten. Ab November wollen sie wieder gemeinsam auf eine kleine Tournee gehen.
«Den Spinnenläufer finde ich eklig»
Während viele Menschen gegenüber Insekten eine Abneigung haben, trifft das bei Luder überhaupt nicht zu. «Das Interesse an der Natur hatte ich schon immer. Sonst hätte ich nicht Biologie studiert. Aber bei gewissen Tieren empfand ich vor dem Studium auch Ekel.» Nun, nach dem Studium, in dem sie sich intensiv mit allen möglichen Tierarten befasst hat, ist das anders. Eine Ausnahme aber gibt es. «Den Spinnenläufer finde ich eklig. Das ist ein Insekt, das aus dem mediterranen Bereich immer mehr zu uns kommt. Vor dem graust es mich richtig.» Der sehr flinke Spinnenläufer, der schmerzhaft beissen kann, ist eine Mischung aus Tausendfüssler und Spinne.
Den Insekten widmet sich Luder vor allem deshalb prioritär, weil sie so eine Nische besetzen kann. «Ornithologen oder Froschkenner gibt es sehr zahlreich. Und Insekten bilden ein Gebiet, in dem sich in der Schweiz noch viel entdecken lässt und mit dem man die Leute packen kann.»
Auf den ersten Blick mag es erstaunen, dass ein so naturverbundener Mensch wie sie in einer Altstadtwohnung zuhause ist – ohne eigenen Garten. Doch in Olten sei man überall schnell in der grünen Natur. Vögel beobachten an der Aare oder Neues entdecken in Olten SüdWest, das mag sie besonders. Und lachend ergänzt sie: «Meine Eltern haben ausserdem einen genug grossen Garten, damit ich mithelfen kann.»
Und auf die Natur verzichtet sie auch in ihrem Wohnumfeld nicht. Auf ihrer Dachterrasse fände sich reichlich Grün, ebenso in der Wohnung. «Die ist ein Dschungel», sagt sie. Aber bei aller Liebe: Käfer braucht sie dort nicht. Spinnenläufer schon gar nicht.
...und ausserdem
Diese Person möchte ich gerne mal treffen
David Attenborough, den bekannten Tierfilmer. Er konnte mit seinen Tierfilmen viel erreichen und wüsste sicher sehr viele spannende Storys zu erzählen.
So entspanne ich mich am besten
Ganz einfach: draussen in der Natur. Ob das nun beim Jäten ist, beim Beobachten von Geiern irgendwo in den Bergen oder auf dem Balkon beim Lesen eines Buches.
Dieses Verhalten ärgert mich
Littering. Und insbesondere all jene Raucher, die ihre Zigarettenkippen gedankenlos auf den Boden schmeissen. Vor allem jene «Experten», welche die Stummel in die Kanalisation werfen – den schlimmstmöglichen Ort überhaupt. So gelangen die Substanzen direkt ins Wasser. Das nervt mich enorm.