Die Hüter von Schloss Wartenfels

Schlosswart-Ehepaar Am Freitag, 17. August wird auf Schloss Wartenfels in Lostorf bereits zum 20. Mal der Prix Wartenfels verliehen. Um das Ambiente sowie Speis und Trank für die Gäste ist bereits die fünfte Saison das Ehepaar Bernhard besorgt.

Annette und Stefan Bernhard, das Schlosswart-Ehepaar vom Wartenfels, schwärmt von den intensiven Wetterstimmungen hoch über Lostorf. (Bild: mim)

Annette und Stefan Bernhard, das Schlosswart-Ehepaar vom Wartenfels, schwärmt von den intensiven Wetterstimmungen hoch über Lostorf. (Bild: mim)

Wahrzeichen von Lostorf und Wohnort der Familie Bernhard: das Schloss Wartenfels. (Bild: mim)

Wahrzeichen von Lostorf und Wohnort der Familie Bernhard: das Schloss Wartenfels. (Bild: mim)

Von Zeit zu Zeit regnet es erfrischende Wassertropfen von der mit Weinreben überwachsenen Pergola. Annette und Stefan Bernhard, das Schlosswart-Ehepaar vom Wartenfels, sitzen am massiven Holztisch auf ihrer Terrasse, die einen weiten Ausblick über das Niederamt ermöglicht. Dabei sticht einem der Kühlturm des Kernkraftwerks Gösgen ins Auge. Zu Beginn sei der schon ein Diskussionspunkt gewesen, erzählen die Bernhards. «Inzwischen nehmen wir ihn kaum noch wahr», fügt Stefan Bernhard lachend an. Den Traum, ein Schloss zu pflegen und am Ort zu leben wo man arbeite, hegte insbesondere er schon eine ganze Weile. Einst lebte das Ehepaar im zürcherischen Bubikon in einem Quartier und Stefan Bernhard war als Landschaftsgärtner am Zürichsee tätig. «Wir befürchteten schon, den Traum vom Schloss aufgeben zu müssen, als wir schliesslich in einer Fachzeitschrift auf das Inserat der Stiftung Schloss Wartenfels stiessen, in dem nach einem Schlosswart-Ehepaar gesucht wurde. Dieses sollte sich um die Gartenanlage, die Vermietung des Schlosses sowie um dessen Räumlichkeiten kümmern», erinnert sich das Paar. Passender ging es kaum, hatte doch die gelernte Zierpflanzengärtnerin Annette Bernhard eine Weiterbildung im Bereich Administration und Event-Management abgeschlossen. So kam es, dass das Ehepaar und ihre zwei kleinen Kinder im Jahr 2014 ins fremde Lostorf umsiedelten, wo sie auf Schloss Wartenfels das «neue» Gärtnerhaus bezogen.

Fuss fassen in der neuen Heimat

«Zu Beginn versuchten wir, unsere Bekanntschaften aus dem früheren Umfeld rege weiter zu pflegen und lasen noch immer die Zeitung aus der einstigen Region», erzählen die Bernhards schmunzelnd. Nach und nach fand jedoch eine Abnabelung vom Alten und eine Neuorientierung statt. Dadurch, dass ihre Kinder den Kindergarten in Lostorf besuchten, entstanden schliesslich auch Kontakte, zu einigen Mitgliedern des Vereins «Freunde Schloss Wartenfels» entwickelten sich gute Beziehungen und Stefan Bernhard ist mittlerweile Mitglied im Turnverein Lostorf. «Ich hätte gerne nähere Nachbarn, doch einsam sind wir nicht. Es kommen regelmässig Wanderer vorbei, mit welchen ein Schwatz möglich ist. Sicherlich ist es jedoch so, dass Kontakte intensiver gepflegt werden müssen», weiss die 46-jährige Annette Bernhard und fügt an: «Gerade mit den Kindern wäre es manchmal praktisch, wenn wir sie nicht überallhin fahren müssten.»

Intensive Hauptsaison

Zu tun gibt es im und ums Schloss stets genug. Besonders die Hauptsaison von April bis Oktober sei intensiv. Während Stefan Bernhard sich um die Gartenanlage und Reparaturen kümmert, übernimmt seine Ehefrau Annette die Betreuung der Kundschaft, die Administration und Reinigung. Das Schloss kann sowohl für Geburtstagsfeiern und Firmenevents als auch für Hochzeiten bis zu 45 Personen gemietet werden. Ausserdem werden an bestimmten Daten bis zu fünf zivile Trauungen auf dem Schloss Wartenfels durchgeführt. «Der Umgang mit den Menschen bereitet mir besonders viel Spass», erzählt Annette Bernhard. Doch auch ihr Ehemann ist gefordert. «Bei diesem Hitzesommer war es nötig, während sieben Tagen, frühmorgens zu wässern», erzählt der 48-Jährige. Dabei mussten aber auch die Bernhards aus Wasserspar- gründen gewisse Prioritäten setzen. «Es ist ein schwieriges Gartenjahr. Zuerst der Hagel im Juni, bei dem einiges zerstört wurde und nun diese Trockenheit, die einigen Pflanzen sehr zugesetzt hat», zeigt der Landschaftsgärtner auf. In den Wintermonaten finden hingegen keine Veranstaltungen statt. Da könne ein etwas ruhigerer Alltag von Montag bis Freitag stattfinden, Überzeiten des Sommers kompensiert und Ferien geplant werden. Trotzdem stünden bei einem solch grossen und alten Anwesen immer irgendwelche Arbeiten an. Ausserdem habe sich im riesigen Fundus über die Jahrzehnte das eine oder andere angesammelt. «Wir sind immer wieder daran, diesen zu entrümpeln.»

Verleihung Prix Wartenfels

Fünf Tage vor der Verleihung des Prix Wartenfels 2018 stehen noch einige Arbeiten an. Es geht darum, Schloss und Garten herzurichten. Die Bestuhlung und die Infrastruktur müssen bereit- gestellt und die Vorkehrungen für die beiden Apéros getroffen werden, damit schliesslich am Freitag, 17. August um 19 Uhr die öffentliche Verleihung durch Stiftungsratspräsident Prof. Dr. Peter André Bloch vorgenommen werden kann. Der Prix Wartenfels wird verdienten Persönlich- keiten und Institutionen der Region verliehen. In diesem Jahr sind dies die Netree AG und Betoncoupe Arena aus Däniken, Musiker Tobias von Arb aus Olten, Brigitte Itel und ihre Martins Galerie in Olten sowie Kilian Ziegler aus Trimbach.

Ein Job wie jeder andere

Das Wohnen und Arbeiten am selben Ort bietet sowohl Vor- als auch Nachteile, ist sich das Ehepaar Bernhard einig. Er schätze es sehr, dass er nicht mehr wie einst einen einstündigen Arbeitsweg auf sich nehmen müsse. Auch seine Ehefrau sieht die Vorteile, da die Kinder nicht fremdbetreut werden müssen, sie aber trotzdem die Möglichkeit hat, zu arbeiten. «Nach vier Jahren haben wir nun den Betrieb im Griff, jetzt müssen wir noch lernen uns rauszunehmen und zwischendurch auch abzuschalten», nennt Stefan Bernhard einen der Nachteile. Grundsätzlich fühlen sich die Bernhards aber sehr wohl «auf dem Schloss». «Schlussendlich ist es ein Job wie jeder andere auch. Zwischendurch müssen wir deshalb bewusst die Landschaft betrachten, damit wir sie wieder wahrnehmen», so das Ehepaar. Was aber für beide speziell geblieben ist, sind die Wetterstimmungen. «Wir sehen das Abendglühen oder das nahende Unwetter und im Herbst ist es manchmal so neblig, dass das Schloss nicht mehr sichtbar ist. Hier oben erleben wir das Wetter und die Natur viel intensiver», kommen die Bernhards ins Schwärmen. «Wir sehnen uns zwar manchmal das Ende der kräftezehrenden Sommersaison herbei und zählen die letzten Tage, doch jeden Frühling freuen wir uns auch wieder auf die neue Saison, die dem Schloss Wartenfels Leben einhaucht.»

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