Die Biscuits «My Darling» und die besten «Oltner Chräbeli»

Briefgeschichten Wer in der Region Olten das Wort Biscuits hört, denkt sofort an die «Wernli». Dabei gab es früher in Olten gleich mehrere andere Biscuitshersteller.

Frieda und Jules Altenburger-Rütti erwarben das Haus Käppelistrasse 15 und erfüllten sich den Berufswunsch einer Biscuitsbäckerei.

Frieda und Jules Altenburger-Rütti erwarben das Haus Käppelistrasse 15 und erfüllten sich den Berufswunsch einer Biscuitsbäckerei.

Die Firmentafel an Altenburgers Balkongeländer war bereits von weit her nicht zu übersehen. (Bilder: ZVG)

Die Firmentafel an Altenburgers Balkongeländer war bereits von weit her nicht zu übersehen. (Bilder: ZVG)

Jules Altenburgers Biscuitsfabrik produzierte 23 verschiedene Sorten Chrömli.

Jules Altenburgers Biscuitsfabrik produzierte 23 verschiedene Sorten Chrömli.

Im Inserat warb die Bäckerei Hans Schaller für ihre Oltner Chräbeli.

Im Inserat warb die Bäckerei Hans Schaller für ihre Oltner Chräbeli.

Charmante Biscuitsschachtel: «My Darling» aus dem Hause J. Altenburger.

Charmante Biscuitsschachtel: «My Darling» aus dem Hause J. Altenburger.

Rechnung der Bäckerei Jakob Körber von 1921 für eine Lieferung Biscuits.

Rechnung der Bäckerei Jakob Körber von 1921 für eine Lieferung Biscuits.

Frieda Altenburger-Rütti hielt das Ereignis in ihren Lebenserinnerungen fest. «Am 1. Mai 1944 konnte der erste Spatenstich gemacht werden. Ein Freudentag für uns. Endlich konnte mit dem Bau begonnen werden.» Mit dem «Bau» meinte sie die Erweiterung der Biscuits-Fabrik, welche sie und ihr Mann Jules Altenburger betrieben.

Der 1902 als Sohn eines Fuhrhalters in Zofingen geborene Julius «Jules» Altenburger machte eine Lehre als Bäcker-Konditor. In Aarburg lernte er Frieda Rütti kennen, die dort als Serviertochter arbeitete. Sie heirateten und übernahmen gemeinsam ein Ladengeschäft in Birrwil.

Berta Rütti, die bereits in Olten wohnende Schwester von Frieda, gab ihnen den Hinweis, dass an der Käppelistrasse 15 ein durch das Baugeschäft Constantin von Arx neuerstelltes Einfamilienhaus zu kaufen sei. Es gab kein Zögern; die Kaufbedingungen waren günstig. Am 2. Juni 1931 brachte die Post den Hausschlüssel, und bereits am 30. Juni 1931 kamen die Zügelmänner.

«Für uns galt es, die Biscuitsbäckerei einzurichten, mein Mann [Jules] wollte nur noch Kleingebäck herstellen. Es galt vor allem im Untergeschoss die Bäckerei einzurichten, eine Backstube und einen Maschinenraum. Im Parterre der Wohnung haben wir einen Verkaufs- und Packraum eingerichtet. Mein Mann hat sich spezialisiert auf verschiedene Sorten Biscuits, alles Spezialitäten. Es galt nun, die Eröffnung dieses Geschäftes bekannt zu machen, was durch Inserate in der Tageszeitung geschah», schreibt Frieda Altenburger in ihren Memoiren. Und die Gattin des Bäckermeisters fuhr fort: «Ich selber habe zusätzlich mit meiner Schreibmaschine Prospekte geschrieben und diese in die umliegenden Häuser vertragen. Ein Monat nach unserem Einzug in Olten war es soweit, das Unternehmen konnte starten.»

23 verschiedene Kleingebäcke

Die neue Oltner Biscuits-Fabrik J. Altenburger stellte eine ganze Reihe verschiedener «Chrömli» her. Und in dem anno 1944 am Buchenweg 1 erstellten Erweiterungsbau konnten grössere Maschinen eingesetzt werden. Schliesslich umfasste das Sortiment der Altenburger «Biscuitsfabrik feinster Qualitäten» 23 verschiedene Kleingebäcke. Neben Waffeln, Dreieckwaffeln, Sablés, Baslerleckerli, Macerönli und Petit Beurres buken Jules Altenburger und sein Geselle süsse Naschwerke mit Namen wie Fortuna, Mandelbeinli, Säntisprügeli, Butter-S, Berner Biscuits, Harlekin oder Butterrädli. Eine Spezialität aus dem Hause Altenburger waren die knusprigen «My Darling», ideal als Geschenk.

In Olten und Umgebung bedienten Ausläufer die Läden und Gastwirtschaften. Zudem hatte Altenburger jeweils einen Hausierer engagiert. «Wir belieferten ihn mit ganzen Packungen, Biscuitsmischungen zu 200 und 500 Gramm, welche grossen Anklang fanden. Täglich benötigte er bis zu 60 Pfund, die wir jeden Abend in einer grossen Kiste per Bahnexpress an den jeweiligen Ort spedierten. Er hat immer alles bar bezahlt, für uns eine grosse Einnahmequelle», beschrieb Frieda Altenburger den Vertrieb. Sie hatte jedoch nicht immer Glück – mehr als einmal blieben die Detaillisten das Geld schuldig.

1955 wollte Firmenchef Altenburger erstmals in seinem Berufsleben Ferien machen. Die Familie hatte bereits ein Ferienhaus am Thunersee gemietet und es am ersten Juliwochenende besichtigt. Jedoch erlitt der erst 53-Jährige in der Nacht auf den Samstag vor der Abreise einen Herzinfarkt und verstarb. Mutter Frieda Altenburger führte das Geschäft noch zwei Jahre weiter, gab es dann aber auf.

Schallers «Oltner Chräbeli»

Unweit vom Käppeli wurde das 1903 als Bäckerei erbaute Haus Aarauerstrasse Nr. 122 bereits zwei Jahre später um eine Biscuitsfabrik erweitert. Nach verschiedenen Besitzerwechseln übernahm Hans Schaller-Iseli das Unternehmen.

Der 1891 in Bolligen geborene Hans Schaller lernte das Bäckerhandwerk im Betrieb seines Vaters und begab sich anschliessend auf Wanderschaft, wo er die Fachkenntnisse eines Konditors erwarb. Vom Juni 1928 an führte er die Oltner Bäckerei-Konditorei samt Waffeln- und Biscuitsfabrikation. Der Spezialitäten-Bäcker rühmte sich als «einzigen Hersteller der bekannten Oltner Chräbeli». 1955 veräusserte er die Bäckerei und zog sich aus dem Geschäftsleben zurück.

Etwas weiter unten, an der alten Aarauerstrasse 50 neben dem «Barcelona», betrieb Bäckermeister Alfred Nydegger-Fahrni bis in die 50-er Jahre ebenfalls eine Biscuitsbäckerei.

Bäckermeister Körber aus Niederbipp

Am 15. Juni 1921 lieferte die Bäckerei und Konditorei «Neumatt» von Jakob Körber eine ganze Kiste Biscuits an Albert Wiss ins Restaurant zum Frohsinn nach Kappel. Die Sendung enthielt 266 Stück Biscuits à 7 Rappen und 182 Stück à 8 Rappen; der Totalpreis betrug 33.65 Franken.

Der 1870 geborene Bäckermeister Jakob Körber kam im Mai 1901 von Niederbipp ins Neumattquartier nach Olten. Er erwarb das Haus Ziegelfeldstrasse Nr. 9. Gleichzeitig liess er einen Bäckereiladen einrichten und auf der Rückseite eine Backstube anbauen. Jakob Körber engagierte sich auch im lokalen Bäckermeisterverband und übernahm im Vorstand das Amt des Beisitzers. Anfang April 1923 zog Jakob Körber-Tanner mit seiner Familie von Olten weg an die Speerstrasse nach Basel.

Quellen: Stadtarchiv Olten; freundliche Auskunft und Bilder Heidi Altenburger, Doris Aeberhard.

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