Der Weg zur eigenen Galerie
Im Gespräch Dass sie malen will, stand für Beatrice Gugliotta schon früh fest. Nun hat sie sich in Winznau den Traum einer eigenen Galerie erfüllt.
Ein Haus in Winznau: kurz nach Ortseinfahrt über die Oltnerstrasse von Olten her steht es auf der rechten Seite, jener, die der Aare zugewandt ist. Das Haus steht just dort, wo sich unten am Bord der Fluss in zwei Arme teilt. Hier an der Oltnerstrasse 81 feierte letzten Herbst eine Galerie ihre Eröffnung, die Aare Galerie.
Auf zwei Stockwerken hängen seither über fünfzig Bilder. Auf den weissen Wänden und unter der hellen Beleuchtung treten sie bunt hervor: Löwen, Schildkröten, Elefanten, aber auch Porträts von Gandhi oder Einstein. Ausserdem stehen in den Ecken Skulpturen aus Holz und Beton.
«Das sind Werke von mir aus den letzten sieben Jahren», sagt Beatrice Gugliotta. Im oberen Stock hat die 54-Jährige nach der Eröffnung ihre Staffelei aufgestellt. Seither malt sie auch in der Ausstellung.
Dass sie mal in Winznau arbeiten würde, das hatte Gugliotta nie geplant. «Ich kannte einfach Olten, so wie viele Olten kennen. Aber Winznau kannte ich vorher nicht», gibt sie schmunzelnd zu. Ihre Tochter habe ein Haus gesucht, erzählt sie, und dann eines in Wangen bei Olten gefunden. Für Gugliotta stand fest: «Ich möchte in die Nähe meiner Tochter.»
Denn lange war Gugliotta im aargauischen Killwangen zuhause. Dort zog sie ihre beiden Kinder gross, die sie mit Anfang zwanzig bekam. «Da blieb zum Malen wenig Zeit», sagt Gugliotta.
Zahntechnikerin wie Goldschmiedin
Einmal Malerin zu werden, das hatte sie eigentlich schon lange beschlossen. Sie hatte sich für die Kunstgewerbeschule einschreiben wollen. Ihre Eltern aber winkten ab. Die Tochter solle einen rechten Beruf erlernen. So begann Gugliotta eine Lehre als Zahntechnikerin. Das sei ja ähnlich wie Goldschmiedin, fanden die Eltern, und damit auch etwas Künstlerisches. «Die Zähne, die ich da herstellte, waren meist sehr schön, aber wenig zweckmässig», erzählt Gugliotta und lacht.
Nach zwei Jahren hatte sie genug, brach die Lehre ab und wechselte das Fach: Sie liess sich zur medizinischen Massagetherapeutin ausbilden. Bald darauf eröffnete sie in Killwangen ihre eigene Praxis und bekam zwei kleine Kinder.
«Vor achtzehn Jahren begann ich wieder zu malen», erzählt Gugliotta. In Killwangen richtete sie sich ein Zimmer als Atelier ein. Zuerst beschäftigte sie sich mit Enkaustik, einer Wachsmaltechnik. Dann lernte sie Airbrush. «Dann wurde mir auch das zu wenig», erinnert sie sich. Es folgten Arbeiten mit Pinsel, mit Modelliermasse aus Marmormehl und mit der Resin- und der Pouring-Technik. «Je mehr man kann, desto mehr kann man kombinieren», sagt Gugliotta. Die fertigen Bilder hing sie in ihren Praxisräumen auf. «Manchmal fragten Patienten danach, und ein paar Mal verkaufte ich dann auch was.» Auch konnte sie ihre Werke immer wieder an Ausstellungen zeigen.
Suche nach einem neuen Lebensort
Im Jahr 2020 war Gugliotta dann auf der Suche nach einem neuen Lebensort, zusammen mit Urs Voser, den sie zuvor kennen und lieben gelernt hatte. Noch am Tag der Besichtigung entschieden sich die Beiden, das Haus gemeinsam zu kaufen. Während Voser schon im darauffolgenden Sommer einzog, benötigte Gugliotta noch bis zum letzten Frühling, um ihre Praxis, ihr Atelier und schliesslich ihren Lebensmittelpunkt nach Winznau zu verlagern. Nun hatten sie Platz, um ihre Pläne für eine gemeinsame Gallerie umzusetzen, Gugliotta als Künstlerin und Voser als Geschäftsführer. «Das Haus ist perfekt für uns», schwärmt der 61-jährige Führungsfachmann Voser. «Es hat Platz für die Galerie, die Massagepraxis und unsere Wohnung. Und alle Räumlichkeiten haben ihren eigenen Eingang.» Ausserdem habe Hund Tayro auf dem Grundstück viel Auslauf.
Die Eröffnung der eigenen Galerie letzten Herbst war ein Erfolg. «Es kamen etwa dreissig Leute», freut sich Gugliotta. Sie freue sich über das Interesse an ihrer Arbeit und gebe deshalb immer gerne Auskunft. An der Vernissage bekam sie auch drei Aufträge für Bilder. «Das hatte ich noch nie.» Die aktuelle Ausstellung läuft noch bis am 29. Januar.
Für die Zeit danach planen Gugliotta und Voser bereits. «Es ist aber noch nichts spruchreif», winkt Geschäftsführer Voser ab, stellt aber die grundsätzliche Ausrichtung der Galerie vor: «Wir wollen Künstlern die Möglichkeit bieten, eine Ausstellung zu moderaten Preisen zu machen.» Er denke da besonders auch an junge Kunstschaffende. Gugliotta ergänzt: «Momentan sind Werke von mir ausgestellt. Aber ich mache gerne Platz für andere Künstler.» Schliesslich soll das Publikum in der Galerie ein abwechslungsreiches Programm erwarten. Deshalb seien sie für Ideen offen, «Buchvernissagen oder Whiskey-Degustationen», macht Voser Beispiele.
Gugliotta hat aber nicht nur für die eigene Galerie Pläne. «Vielleicht könnte ich hier auch einmal Malkurse anbieten», überlegt sie. Und seit letztem Mai absolviert sie ein CAS-Studium in Luzern in Bildnerischem Gestalten. Ihre Maltechniken wurden ihr schon wieder zu wenig.
...und ausserdem
Diese Person möchte ich gerne mal treffen
Den Schauspieler Anthony Hopkins. Ich finde ihn sehr charismatisch, ausserdem malt er auch.
So entspanne ich mich am besten
Bei einem Spaziergang im Wald mit unserem Hund Tayro.
Dieses Verhalten ärgert mich
Der Egoismus in unserer heutigen Ellenbogengesellschaft. Besonders mit der Coronapandemie wurde der erkennbar.