Der Lebensdurstige

Dominik Hug machte als Kind keinen Unterschied zwischen Trimbach und Olten. Sein unbändiges Interesse an der Welt stillt er ebenso auf Mountainbike-Trails, wie beim Lesen. Und er stellt nie einen Wecker.

Dominik Hug auf dem Areal des Kantonsspitals in Olten an der Grenze zu Trimbach, wo ihn der Einkaufsweg als Kind durchführte. «Ich bemerkte den Ortswechsel nicht, das war alles eins.» (Bild: Franz Beidler)
Dominik Hug auf dem Areal des Kantonsspitals in Olten an der Grenze zu Trimbach, wo ihn der Einkaufsweg als Kind durchführte. «Ich bemerkte den Ortswechsel nicht, das war alles eins.» (Bild: Franz Beidler)

Der Einkaufsweg habe ihn als Kind jeweils von Trimbach über das Areal des Kantonsspitals nach Olten geführt. «Das war alles eins», beschreibt Dominik Hug, wie er damals die Gemeindegrenzen nicht wahrgenommen hat. Und noch heute steht er nicht nur seinem Wohnort Trimbach nahe. «Ich bin der Region sehr verbunden», so Hug, der für sieben Jahre in Olten am Ildefonsplatz wohnte. Er benötige hier kein Auto, da die Eisenbahnerstadt zentral gelegen und sehr gut erschlossen sei. «Ich bin schnell in Bern, Basel oder Zürich.» Als leidenschaftlicher Radler legt er jede Strecke wenn möglich mit dem Velo zurück. In Trimbach lebt Hug mit seiner langjährigen Partnerin Danila. Er studierte Geologie an der Uni Basel und arbeitet als freischaffender Geologe und Mountainbike-Instruktor, spielt E-Bass und Eishockey, fotografiert gerne und liest abends vorwiegend Sach- bücher. Wecker findet er ungesund. «Man muss nur auf den eigenen Rhythmus hören und ihn einhalten», so Hug, dann klappe das mit dem Aufstehen. Im selben Haus ein Stockwerk darunter lebt sein Vater. «Dadurch haben wir viel Kontakt», sagt Hug. Auch sein jüngerer Bruder Matthias lebt in Trimbach, wo die beiden Brüder zusammen aufwuchsen. Ihre Eltern liessen sich scheiden, als Hug acht, sein Bruder sechs Jahre alt war. «Das war ein einschneidendes Erlebnis für uns», erinnert sich der 35 Jährige. «Wir waren damals gegenseitig auf uns angewiesen. Deshalb ist unsere Beziehung bis heute sehr eng», ist er überzeugt.

Raus aus der Komfortzone

Nach dem Studium arbeitete Hug in einem Ingenieurbüro in Muttenz (BL). Vor eineinhalb Jahren wagte er dann den Schritt in die Selbstständigkeit. «Ich fragte mich, was ich denn eigentlich will im Leben», zeigt er seine nachdenkliche Seite. Er kam zum Schluss, dass das Leben zu schade sei, um den Eigenerwerb nicht zu wagen. «Das ist ein anderes Mindset: Die Eigenverantwortung zwingt mich aus der Komfortzone», beschreibt Hug sein neues Lebensgefühl. Oftmals werde er für Zweitmeinungen angefragt oder für Abklärungen, ob eine Liegenschaft noch mit umweltschäd- lichen Altlasten kontaminiert ist. «Bevor ich deswegen Bodenproben nehme, forsche ich in Archiven über das jeweilige Gelände», beschreibt Hug seine Arbeit. Die andere Hälfte seines Berufslebens bestreitet er als Mountainbike-Guide. «Die Touren, für die ich gebucht werde, dauern von wenigen Stunden bis ganze Wochen.» Dabei sei er sowohl als Fahrtechnik-Instruktor, wie auch als Touren-Guide gefragt. Neben seiner Tätigkeit als Guide bei den «Bikebuebe» amtet Hug auch als Vorstandsmitglied des Bike Clubs Olten.

Aus Ehrgeiz aufs Bike

Zum Mountainbike kam der Trimbacher als junger Teenager. «Ich fand mich damals zu dick.» Als er die Sorge mit seinem Vater teilte, unternahm dieser mit ihm Velofahrten, anfänglich nur kleine, dann immer ausführlichere. «Als Velo- und Motorradmechaniker konnte mir mein Vater immer tolle Fahrräder beschaffen», erinnert sich Hug, der schon bald mit dem Bike-Virus infiziert war. Er begann intensiv zu trainieren und an Rennen teilzunehmen. «Ich tat das aus Eigenantrieb und Ehrgeiz», erzählt Hug. Mit dem Velo in die Welt hinaus zu fahren und sie zu entdecken, das sei Freiheit. «Auf dem Trail geniesse ich die Natur mit allen Sinnen: Ich sehe Landschaften, höre Tiere, rieche den Wald.» Da sei ihm auch sein Wissen als Geologe nützlich. «Wissen ist ein Mehrwert», sagt er. Das merke er nicht zuletzt als Mountainbike-Guide. «Die Leute schätzen es, wenn ich über Flora und Fauna Auskunft geben kann.» Und auch für ihn selber werde die Welt fassbarer, wenn er etwas über die Dinge wisse, die ihm begegnen. Seinen Wissensdurst stillt Hug beim Lesen. Er lese vorwiegend geschichtliche Sachbücher, momentan über die beiden Amerikas. «Ab und zu lese ich aber auch Belletristik», erzählt er lächelnd. Da könne er gut abschalten.

«Das Leben ist ein Playoff»

Ebenfalls zum Abschalten trifft er sich mit seinen Kollegen zum Eishockey. «Ich bin kein Einzelgänger», sagt Hug von sich. Der Mensch sei ein Herdentier und trage immer eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Als ihn Mannschaftskollegen wegen seiner Gesichtsbehaarung fragten, ob er die ganze Saison durch einen Playoff-Bart trage, antwortete
Hug im Ulk lapidar: «Das Leben ist ein Playoff. Dann merkten wir, dass da schon etwas dran ist», reflektiert Hug. «So etwas wie Sicherheit gibt es eigentlich gar nicht.» Das Leben sei nicht planbar. Deshalb ist sein Wunsch an die Welt auch simpel: «Etwas mehr Gelassenheit würde uns allen
gut tun.»

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