Den Wald spielerisch entdecken

Waldexperiment Am Samstag, 2. April beginnt das Oltner Pilotprojekt «Waldexperiment». Damit soll Kindern an 12 Samstagnachmittagen der Wald nähergebracht werden.

Forstingenieur Ruedi Iseli (links) mit Kursleiter Matthias Vogel, der während vier Jahren den Robi Spielplatz geleitet hat. (Bild: mim)

Forstingenieur Ruedi Iseli (links) mit Kursleiter Matthias Vogel, der während vier Jahren den Robi Spielplatz geleitet hat. (Bild: mim)

Die Kinder können sich auf dem orange vermerkten Gebiet austoben. (Bild: ZVG)

Die Kinder können sich auf dem orange vermerkten Gebiet austoben. (Bild: ZVG)

In manchen Kulturen gilt der Wald als bedrohlicher Ort, an welchem man sich nicht aufhält. Doch auch in der Schweiz, bestehend aus knapp 12’800 Quadratkilometer Waldfläche, was rund einem Drittel der Schweizer Landesfläche entspricht, hat der Wald für Kinder oftmals nicht mehr dieselbe Bedeutung wie früher. Entsprechend haben Kinder, insbesondere diejenigen die in urbanen Gebieten aufwachsen, kaum Berührungspunkte mit der Natur. In Anbetracht dieser Entwicklung sprach der Forstingenieur Peter Greminger seinen Oltner Berufskollegen Ruedi Iseli an den Oltner Waldtagen im 2014 an. «Er fragte mich, ob wir gemeinsam ein Projekt mit dem Thema «Kind und Wald» auf die Beine stellen möchten. Seither arbeiten wir gemeinsam mit dem Forstingenieur Andreas Bernasconi an der Entwicklung des Projektes «Waldexperiment»», erklärt Iseli, der mit seiner Lebenspartnerin Beate Hasspacher in der Oltner Altstadt ein Forstingenieurbüro betreibt.

Keine Konkurrenz für bestehende Angebote

«Es wächst nun die erste Generation heran, die insbesondere im Agglomerationsraum kaum mehr mit der Natur in Berührung kommt. Dies wirkt sich sowohl auf den Körper als auch auf die Psyche des Kindes aus», zeigt Iseli auf. «Deshalb wollen wir Kinder zurück in den Wald bringen.» In den vergangenen Monaten haben sich Ruedi Iseli und seine Kollegen eingehend mit der Thematik «Kind und Natur», aber auch mit den bestehenden Angeboten auseinandergesetzt und mit den unterschiedlichsten Organisationen sowie Fachpersonen den Austausch gesucht. Es gebe beispielsweise seit rund 10 bis 15 Jahren in der Schweiz Waldspielgruppen und Waldkindergärten. In Olten bieten beispielsweise die Spielgruppen Spielchischte und Zwärgehüsli Waldspielgruppen an. «Wir möchten mit dem Waldexperiment jedoch keine bestehenden Angebote wie den Robi Spielplatz oder die Pfadi Olten konkurrenzieren, sondern ein ergänzendes Angebot schaffen», betont Iseli. Das Waldexperiment richtet sich denn auch an ältere Kinder im Alter von 7 bis 10 Jahren und beinhaltet 12 Samstagnachmittage mit einer Gruppe von 8 bis 20 Teilnehmern. «Die Idee ist es, mit einer fixen Gruppe während eines Jahres Erlebnisse und Naturerfahrungen zu sammeln sowie den Wald in den verschiedenen Jahreszeiten zu entdecken», erklärt Iseli. «Dabei war es uns wichtig entsprechend geschulte Kursleiter für die Samstagnachmittage zu gewinnen, die die Kinder altersgerecht und didaktisch sinnvoll begleiten.»

Bekanntes Gesicht

Durchgeführt wird das Waldexperiment von Ernst Rohrbach, Förster im Kanton Bern mit Weiter- bildung in naturbezogener Umweltbildung Silviva/ZHAW, und Matthias Vogel, soziokultureller Animator mit abgeschlossener Weiterbildung in authentischer Naturpädagogik. Matthias Vogel war ausserdem von 2011 bis 2015 als Leiter des Robi Spielplatzes in Olten tätig, weshalb er einigen Kindern bekannt sein dürfte. Das Projekt wurde in den vergangenen Tagen auch im Säli- und Bifangschulhaus vorgestellt. «Da ich kürzlich die Ausbildung als Naturpädagoge abgeschlossen habe, mich gerne in der Natur aufhalte und mir selbstverständlich die Arbeit mit Kindern Spass bereitet, hat mich das Projekt «Waldexperiment» angesprochen», zeigt Vogel auf.

Kinder bestimmen Programm selbst

Ein wichtiger Punkt, mit welchem sich das Waldexperiment ebenfalls von bestehenden Angeboten abgrenzen möchte, ist die Programmbestimmung durch die Kinder selbst. «Sie können am ersten Tag den rund 8 ha grossen Wald (entspricht rund zehn Fussballfeldern) bestehend aus Nadel- und Laubgehölz entdecken. Diesen Waldabschnitt haben wir vom Waldbesitzer, der Bürgergemeinde Olten, zur Verfügung gestellt bekommen», erklärt Iseli. Die Kindergruppe definiert gemeinsam einen fixen Ort, an welchem auch in Zukunft die Samstagnachmittagstreffen abgehalten werden. Mit diesem Vorgang erhalten die Kinder einen emotionalen Zugang zu «ihrem» Wald. «Schön wäre es, wenn wir auch Mädchen und Jungen mit Migrationshintergrund für das Projekt gewinnen könnten und die Gruppe somit eine gute Durchmischung von Alter, Geschlecht und Kultur beinhaltet», fährt Ruedi Iseli fort und fügt an: «In einem nächsten Schritt können die Kinder ihre Fantasie ausleben und bestimmen, was sie unternehmen möchten. Dies selbstverständlich immer im Bereich des in gesetzlicher Hinsicht Möglichen und mit dem nötigen Respekt für den Wald und dessen Bewohner.» Das Pilotprojekt «Waldexperiment» wurde von der Stiftung silviva begleitet. Das Migros-Kulturprozent unterstützt es finanziell. Falls das «Waldexperiment» in Olten erfolgreich startet, sind in den nächsten drei Jahren weitere Durchführungsorte im Kanton Solothurn, im Kanton Aargau und im Kanton Bern vorgesehen.

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