Dem Handwerk und der Kunst verpflichtet

30 Jahre Martins Galerie Inhaberin Brigitte Itel feiert mit der neuen Ausstellung von den Kunstschaffenden Romeo Gorza und Annette Jetter sogleich das 30-jährige Jubiläum ihrer Martins Galerie.

Brigitte Itel betreibt ihre Martins Galerie mit viel Herzblut und Perfektion. (Bild: mim)
Brigitte Itel betreibt ihre Martins Galerie mit viel Herzblut und Perfektion. (Bild: mim)

Mit einem «Herzlich willkommen in der Martins Galerie» begrüsst mich Brigitte Itel an der Türe zur Galerie an der Ringstrasse 42 in Olten. Bereits im Entree wird das lange und vielfältige Wirken der Galeristin sichtbar. Chronologisch sind die Plakate aufgehängt. «108 Ausstellungen haben während der letzten 30 Jahre in der Martins Galerie stattgefunden», erzählt Itel stolz während sie die Treppen in den ersten Stock hinaufgeht. In der einstigen Wohnung, die als Galerie dient, hängen in drei Räumen verteilt Bilder der Oltner Malerin Annette Jetter und finden sich Skulpturen des Bau- und Kunstschlossers sowie Bronzegiessers Romeo Gorza. «Es war ein gemeinsamer Traum von meinem Vater und mir, im ersten Stock eine Kunstgalerie zu eröffnen.» Bereits in seinem Einrahmungsgeschäft hat Martin Itel Ausstellungen durchgeführt. «Sein Wunsch war es junge Künstler zu fördern», erzählt Brigitte Itel und fügt schmunzelnd an: «So ist beispielsweise Christof Schelbert 23 Jahre alt gewesen, als er im Laden von meinem Vater ausgestellt hat.» Nach dem Tod ihres Vaters führte sie gemeinsam mit ihrer Mutter Franziska Itel-Bürgi das Geschäft weiter und eröffnete am 22. Oktober 1987 die Martins Galerie.

Bereits als Kind von Kunst umgeben

Mit Kunst in ihrer verschiedensten Form kam Brigitte Itel bereits als Kind in Berührung. Die Grossmutter, bei der sie als kleines Mädchen viel zu Besuch war, führte einst im Haus an der Ringstrasse 42 eine Buchhandlung mit Papeterie. «In diesem Jahr feiere ich deshalb nicht nur den 30. Geburtstag der Martins Galerie, sondern auch, dass sich die Liegenschaft seit 100 Jahren in Familienbesitz befindet», erzählt die Oltnerin stolz. Sein Einrahmungsgeschäft eröffnete ihr Vater vor 69 Jahren jedoch nicht an der Ringstrasse, sondern an der Hübelistrasse 28 im einstigen Elternhaus von Itel’s Mutter. «Mein Vater war Buchbindermeister. Früher war es üblich, dass die Buchbinder auch Einrahmungen vorgenommen haben.» 1973 zog die Kunsthandlung an die Ringstrasse 42 um. «Ich absolvierte eine Ausbildung zur Kauffrau und half meinem Vater nebenbei bei der Buchhaltung, kaufte aber auch Kunstkarten ein.» Nicht nur das. Als Schülerin verdiente sie sich 50 Rappen pro Stunde, wenn sie ihrem Vater beim Einrahmen half und erlernte so das Handwerk von der Pike auf. Daneben führten sonntägliche Ausflüge die Familie Itel teilweise an bis zu sechs Kunstausstellungen. «Wir kamen nie nach Hause, ohne dass jemand etwas gekauft hat», erzählt Itel lachend. Doch nicht nur ihre Eltern pflegten künstlerische Interessen. Brigitte Itel’s Tante Sr. Maria Raphaela Bürgi ist Ordensschwester und eine renommierte Malerin. Selbst zum Pinsel zu greifen kam hingegen für die Galeristin nie in Frage. «Ich war eine gute Schülerin, doch um selbst zu malen, fehlt mir die Zeit. Ich kaufe lieber Kunst - das ist mein Hobby. Man könnte auch sagen meine Sucht», erzählt sie lachend. Bereits mit ihrem ersten Lehrlingslohn habe sie Kunstwerke erworben. Zwar zuerst nur Lithografien, später aber Unikate und Kleinplastiken. Bei ihr zu Hause würden auch sehr viele über 100-jährige Stiche hängen. «Der letzte Platz ist ausgefüllt und die verschiedensten Malstile hängen nebeneinander.»

Künstler wollten nichts wissen

«Zur Eröffnung der Martins Galerie im Herbst 1987 haben meine Mutter und ich namhafte Oltner Künstler angefragt, ob sie in unseren Räumlichkeiten ausstellen möchten. Wir stiessen jedoch bei einigen auf wenig Interesse», erzählt Itel von alten Zeiten. «Mein Vater hatte einen guten Ruf bei den Künstlern, den zwei Frauen jedoch trauten sie das Führen einer Galerie erstmals nicht zu», so Itel. Dabei sei ihre Mutter ebenfalls künstlerisch im Bereich Haute Couture mit eigenem Atelier tätig gewesen und bildete 60 Lehrtöchter aus. Nebenbei war sie als Fachlehrerin an der Berufsschule Olten tätig. Zu Beginn hätten sie jährlich sechs Ausstellungen durchgeführt. Heute seien es noch zwei pro Jahr, dafür sind diese länger zu sehen. Brigitte Itel überlässt nichts dem Zufall, auch nicht, wenn es um das Gestalten von Ausstellungen geht. «Wenn ich die Künstler im Atelier besuche, hänge ich in Gedanken in der Galerie die Bilder auf. Ich kenne meine Räume und weiss, wo welche Kunstwerke zur Geltung kommen. Seit zwei Jahren führe ich nur noch Doppel- ausstellungen mit Bildern und Skulpturen durch, da ich der Meinung bin, dass sich die verschiedenen Kunstformen gegenseitig bereichern.» 2009 wurde Brigitte Itel für ihr Wirken in der Galerie mit der Ehrengabe des Kunst- und Kulturpreises Olten ausgezeichnet.

Leben ist für Galerien härter geworden

Vielmals entstünden die ersten Kontakte für ihre Ausstellungen am Kunstmarkt auf der alten Holzbrücke in Olten. «Werke von Annette Jetter habe ich bereits im Jahr 2014 gezeigt. Sie und Romeo Gorza haben am Kunstmarkt ausgestellt», erklärt Itel den Entscheid, die beiden Kunstschaffenden zusammen zu zeigen. Die gebürtige Deutsche Annette Jetter hat als Meisterfloristin und Berufsfachschullehrerin für Floristen mit der gegenständlichen Malerei begonnen. Inzwischen hat sie sich komplett davon gelöst und arbeitet in der freien Abstraktion. Romeo Gorza, aufgewachsen in Olten, ist als Bau- und Kunstschlosser im Atelier in Schönenwerd tätig. Neben dem Schmieden und Schweissen, kam später auch das Bronzegiessen hinzu. Für Ausstellungen ist es Gorza ein Anliegen, Neues zu schaffen. So auch für die Ausstellung bei Birgitte Itel. «Die faszinierenden Würfel sind extra für die Ausstellung entstanden», freut sie sich. Doch die Zeiten für Galerien sind in den vergangenen Jahren hart geworden. «Die Jungen besuchen kaum mehr Kunstausstellungen», bedauert Itel. «Ich treffe eher wieder für Einrahmungen auf ein jüngeres Publikum. Es würde mich freuen, wenn dieses auch die Galerie besuchen würde, was nicht mit einem Kaufzwang verbunden ist», betont Itel. Für die Zukunft wünsche sie sich, dass sie weiterhin tolle Ausstellungen durchführen und sie den Besuchern die Schwellenangst zu ihrer Galerie nehmen könne.

Die Ausstellung in der Martins Galerie ist noch bis 10. Dezember zu sehen.

Weitere Artikel zu «Im Fokus», die sie interessieren könnten

Im Fokus28.02.2024

Wirz-Burri – Kolonialwaren und Delikatessen am Bifangplatz

Briefgeschichten Am Bifangplatz befand sich vor rund hundert Jahren an prominenter Lage der Laden zum «Bifanghof» von Paul Wirz-Burri. Die…
Im Fokus28.02.2024

«Unsere Lieder sind Medizin für unsere Herzen»

Olten Der Gedenkanlass «Zwei Jahre Krieg in der Ukraine» in der Stadtkirche wurde von weit über 200 Personen besucht.
Im Fokus28.02.2024

Gefrässig und vermehrungsfreudig

Asiatische Hornisse Die Verbreitung der Asiatischen Hornisse bedroht einheimische Bienenvölker. Die Bevölkerung ist dazu aufgerufen, Sichtungen zu…