Das Ruder fest im Griff

Simon Uske Der Oltner Nachwuchsruderer bereitet sich auf die Schweizer Meister- schaften im Doppelvierer und im Achter vor. Nach den Medaillen im Skiff und im Doppelzweier will er auch in den Königsdisziplinen des Rudersports brillieren.

Trainer Roger Grepper (l.) und Nachwuchsruderer Simon Uske, der mit dem abgebildeten Boot an den letzten Schweizer Meisterschaften die Bronze-Medaille im Doppelzweier holte. (Bild: Franz Beidler)
Trainer Roger Grepper (l.) und Nachwuchsruderer Simon Uske, der mit dem abgebildeten Boot an den letzten Schweizer Meisterschaften die Bronze-Medaille im Doppelzweier holte. (Bild: Franz Beidler)

Es scheint, als wolle der sonnige Tag ein nasses Ende nehmen. Aus der feucht-gesättigten Luft fallen vereinzelte Tropfen, die auf dem aufgeheizten Boden jedoch gleich wieder verdunsten. Die Aare zieht an jenem frühen Abend ruhig und majestätisch am Klubhaus des Ruderclubs Aarburg vorbei. Es liegt nördlich von Rothrist auf der Solothurner Seite der Aare und damit zwischen zwei Strömen: Ebenjenem Fluss, nach dem der Heimatort des Ruderclubs getauft ist, und der wohl meistbefahrenen Autobahn der Schweiz, der A1. Das Rauschen der Autos verschwimmt mit dem gemächlichen Plätschern der Aare zu einem konstanten Grundrauschen. Im Erdgeschoss des Gebäudes lagern die Ruderboote: Vom zwölf Meter langen Zweier bis zum mehr als sechzehn Meter langen Achter. An einer Trennwand aufgereiht stehen die Ruder, etwa doppelt so lang wie ein durchschnittlicher Mensch.

Viel Training für den Sieg

Mit Geräten dieser Grössenordnung übers Wasser zu gleiten, ist die Leidenschaft von Simon Uske. «Um zu gewinnen», nennt er seine Motivation zum Rudern. «Wie in jeder Sportart geht es darum, möglichst gut abzuschneiden.» Dafür trainiert der 15-Jährige viel: Jeden Montag, Dienstag und Freitag Abend findet er sich im Klubhaus ein und rudert mit den Mannschaftskollegen drei Kilometer die Aare hoch und wieder runter. Das dauert etwa eine halbe Stunde. Danach folgt eine Stunde Techniktraining. «Manchmal trainieren wir aber auch Ausdauer, dann fahren wir den Abschnitt drei Mal nacheinander», erklärt Uske. Wirklich abschalten könne er im Training nicht, denn es erfordere viel Konzentration. «Man sollte immer an die Technik denken, aber nach einem langen Tag in der Schule bin ich müde.» Uske besucht die Kantonsschule Olten im ersten Maturandenjahr. Auch samstags ist Training, allerdings bereits am Vormittag. «Manchmal bin ich da noch etwas verschlafen, aber im Boot verfliegt das schnell», schmunzelt Uske.

Hervorragendes Gefühl für das Boot

«Im Training nehm ich es gerne locker», sagt Uske. «Zu locker», wirft sein Trainer Roger Grepper ein. «Simon ist rudertechnisch sehr gut und hat ein hervorragendes Gefühl für das Boot», erklärt er, «aber die Ausdauer, die Kondition», lässt er die Begriffe kopfschüttelnd in der Luft stehen. «Eigentlich müssten wir noch viel mehr trainieren. Aber ich verstehe ja, dass alles im Leben Platz haben muss, besonders in diesem Alter.» An den trainingsfreien Abenden unter der Woche spielt Uske Trompete. «Jeden Donnerstag habe ich Probe mit der Jugendmusik Olten», erklärt er. Besonders freue er sich jeweils auf das Musiklager im Herbst. «Dass die Jungen so viel beschäftigt sind, ist mein Leid als Trainer», seufzt Grepper. Der gebürtige Aarburger leitet seit mehr als fünfzehn Jahren das Junioren-Regattateam des RC Aarburg. Sein ganzes Leben schon am Rudern fährt er selber heute noch Plauschwettkämpfe. «Am liebsten die Langstreckenrennen über 34 Kilometer.»

Höhepunkt: Schweizer Meisterschaft

Mit Beginn der Rudersaison im Frühling bestreitet der RC Aarburg alle zwei Wochen eine Regatta. Diese Wettkämpfe gelten als Standortbestimmung für den Höhepunkt des Ruderjahres: die Schweizer Meisterschaft Anfangs Juli. Im vergangenen Jahr holte Uske zwei Bronzemedaillen: eine im Doppelzweier, wo zwei Athleten je zwei Ruder, sogenannte Skulls bedienen. Die zweite Bronze holte er im Skiff, auch Einer genannt, weil ein Ruderer alleine ein Boot mit zwei Skulls steuert. «Im Einer zeichnen sich die Athleten aus», erklärt Grepper die Ruderszene. Beim Gewinn der Skiff Bronze habe ihm gegen Ende des Rennens alles weh getan, erinnert sich Uske. «Das muss man dann verdrängen und das Ziel vor Augen halten», erklärt er jenen Moment, wo ein unbedingter Siegeswille letzte Energiereserven aus dem Körper quetscht. Dieses Jahr tritt Uske nicht mehr alleine oder zu zweit an der Schweizer Meisterschaft an, sondern im Doppelvierer und im Achter. «Im Rudersport gelten diese Disziplinen als Königsklassen», zeigt sich Grepper stolz auf die Mannschaft. Uske findet die Abwechslung zum Vorjahr gut. «Ich bin gerne Teil eines grösseren Teams», stellt er fest. Das Viererteam besteht aus einer Renngemeinschaft mit dem Solothurner Ruderclub. Für den Achter spannt es mit einem Viererteam des Basler Ruderclubs zusammen. Die Schweizer Meisterschaften finden vom 5. bis 7. Juli in Luzern auf dem Rotsee, der idealen Bedingungen wegen auch Göttersee genannt, statt.

2’000 Meter in sechseinhalb Minuten

«Klar wollen wir Medaillen holen», sind sich Uske und Grepper einig. «Wir wollen aber nichts verschreien», halten sie sich zurück. Besonders im Achter müssten sie viel am Timing arbeiten, damit alle Bewegungen im gleichen Tempo ausgeführt würden, weiss Uske. Allen Ambitionen an den Schweizer Meisterschaften zum Trotz: Ob er wirklich Profi-Ruderer werden möchte, ist sich Uske noch nicht sicher. Um ins Nationalkader zu kommen, muss ein Athlet 2’000 Meter in 6 Minuten und 35 Sekunden rudern können. Uske schafft momentan 1’500 Meter in fünfeinhalb Minuten. «Mit dem nötigen Willen ist das machbar. Falls ich die Hürde mal schaffen sollte, dann wäre ich natürlich gerne Teil des Nationalkaders», sagt Uske. Er arbeite aber nicht bewusst darauf hin. Einen konkreten Berufswunsch hat sich bei ihm noch nicht geformt. «Mein grösstes Ziel ist momentan der Schulabschluss», erklärt er. Das Ruder gibt er so schnell nicht aus der Hand.

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