Das Erlebnis zählt

Marc Tabeling ist eine wichtige Figur im Oltner Kulturleben. Wenn ein Anlass gelungen ist, gibt er sich auch mal mit einer schwarzen Null zufrieden.

Marc Tabeling setzt sich in vielfältiger Weise für die Kultur in Olten ein. (Bild: I. Hempen)
Marc Tabeling setzt sich in vielfältiger Weise für die Kultur in Olten ein. (Bild: I. Hempen)

Wer sich in der Oltner Kulturszene bewegt, ist Marc Tabeling mit Sicherheit schon über den Weg gelaufen. Nicht ohne Stolz sagt er von sich, er sei waschechter Oltner. Tatsächlich hat der 40-Jährige, der kräftig im Stadtleben mitmischt, sein ganzes Leben in Olten gewohnt. Einzig die Flussseite hat er schon gewechselt. Dass er eine enge Beziehung zur Stadt hat – geschenkt. Dass er sich sehr für seine Stadt engagiert, darüber kann man aber schon mal ein Wort verlieren.

«Kultur ist ein wichtiger Teil meinesLebens»

Obschon er eine Werbeagentur führt, käme man im Gespräch mit Marc Tabeling nicht auf die Idee, sein Engagement sei letztlich Eigenwerbung. «Kultur ist ein wichtiger Teil meines Lebens», sagt er. Familiär bedingt: Seine Eltern sehr musisch, sein Bruder Pianist, seine Frau Vera Jazzsängerin. Sie ist ein Jahr jünger, aber beide wuchsen im Quartier Schöngrund auf, besuchten dieselbe Schule. Als sie sich über Freunde kennenlernten, «funkte» es sofort. Beide waren erstaunt, wie gross ihr gemeinsamer Bekanntenkreis ist – und dass sie sich nicht schon eher kennen gelernt hatten. Vor drei Jahren heirateten sie. Gleiche Interessen und die Liebe zum Jazz und zur Kultur verbindet die beiden.

Neue Kulturformen

Tabeling lernte ursprünglich Typograf beim Oltner Tagblatt, wo sein Vater Verleger war. Darauf fand er Anstellung in einer Agentur und wechselte in die Beratung. Nach dem Besuch verschiedener Weiterbildungskurse eröffnete er letztes Jahr in Olten seine Agentur Relounge. Unabhängig davon wirkt er seit 2007 im Kernteam der Satire- und Musikshow «Nachtfieber» mit. Im Frühling 2017, nach zehn erfolgreichen Jahren, wird diese erstmals pausieren. «Wir waren erstaunt, wie gut es läuft», sagt Tabeling. Die Shows seien meistens ausverkauft gewesen, die Leute kamen sogar von Zürich, Basel und Bern. Aus diesem Grund wird sicher ein Nachfolgeprojekt geplant. Tabeling beteiligt sich auch an der «Sternschnuppe». Die Aktion, die in Winterthur unter dem Namen «Eisblume» das Licht der Welt erblickte, startete in Olten vor vier Jahren. Die Idee dahinter: die Kulturinstitutionen in Olten zusammenzubringen. Vom 1. bis 23. Dezember findet jeweils abends eine halbstündige kostenlose Vorstellung statt. Eine Lesung, ein Konzert, eine Theaterdarbietung. Oder etwas ganz anderes. Der Clou: Man weiss zwar, welche Künstler auftreten werden, nicht aber, an welchem Tag. So kommt etwa ein Klassikfan auch mal in den Genuss eines Rockkonzerts. Das ist das erklärte Ziel der Macher: die Leute mit neuen Kulturformen in Kontakt zu bringen. Auch die Künstler fänden das Format sensationell, weshalb sie sehr moderate Gagen akzeptierten, sagt Tabeling. Finanziert wird das Projekt über Kollekten und Sponsoren. Anfangs fand es im Kino Lichtspiele statt, wegen grosser Beliebtheit zog man vor zwei Jahren aber ins Capitol um: «Wir wurden überrannt», erklärt Tabeling.

«Es mag noch mehr verleiden»

Das Kino Capitol, das seit vergangenem November auch als Veranstaltungsort fungiert, ist Tabelings «Heimbasis». Mit seinem eigens gegründeten Veranstaltungslabel Bluelane führt er hier oder in der Vario Bar eigene Events durch, im September fällt der Startschuss für Club-Konzerte. Seine Werbeagentur indes zeichnet etwa für das 150-Jahr-Jubiläum des Roten Kreuzes verantwortlich. Angedacht ist zudem, die Oltner Buchmesse 2017 in neuer Form wieder zum Leben zu erwecken. Seine Firma wolle viele Eigenproduktionen machen, so Tabeling. «Die Arbeit macht Spass. Wenn es ein toller Anlass geworden ist, ist es auch okay, wenn wir eine schwarze Null schreiben.» Von den Sponsoren würde er sich wünschen, dass sie im Kulturengagement mehr Mut an den Tag legten. Auch einmal auf unbekannte Künstler setzten. «Es mag noch mehr verleiden», ist er überzeugt. War Tabeling früher eher materiell orientiert, sind ihm seit der Geburt seines Sohnes vor zwei Jahren andere Dinge wichtig als Arbeit. «Für mich ist Erfolg der Kleine, den ich zu Hause habe.» Sich selbst beschreibt er als Genussmenschen: ein gutes Glas Wein mit Freunden, eine Zigarre ab und zu, das bedeutet für ihn Lebensqualität. Wenn er mit seiner Familie Ferien macht, setze er nicht immer auf Luxus: ein Häuschen am See in Finnland, was Einfaches. Das Erlebnis zählt.

Steckbrief:

Name: Marc Tabeling
Beruf: Werbefachmann
Geburtstag: 4. Juli 1975
Wohnort: Olten
Familie: verheiratet mit Vera,
einen Sohn
Hobbys: Reisen, Kulturengagement, Tennis

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