«Darüber reden hat mir geholfen»

Rebecca Beeli Trotz Schicksalsschlägen lässt sich die junge Mutter mit ihrer kleinen Familie nicht unterkriegen und geht ihren ganz eigenen Weg.

Rebecca Beeli vor dem grossen Erinnerungsschild in ihrem Wohnzimmer, auf dem nebst dem Hochzeitstag nicht nur das Datum der Geburt ihrer Tochter prangt, sondern auch das ihres verstorbenen Sohnes Jason. (Bild: vwe)
Rebecca Beeli vor dem grossen Erinnerungsschild in ihrem Wohnzimmer, auf dem nebst dem Hochzeitstag nicht nur das Datum der Geburt ihrer Tochter prangt, sondern auch das ihres verstorbenen Sohnes Jason. (Bild: vwe)

Ein grosses Schild prangt mitten im Wohnzimmer der Kappeler Familienwohnung. Nicht nur der Hochzeitstag des jungen Ehepaares ist darauf verewigt, sondern auch die Geburtstage der Kinder Jason und Lisa. Die eineinhalbjährige Lisa ist
ein aufgewecktes Mädchen, das während meines Besuches mitten in Aufbruchstimmung ist, um mit ihrem Papa das nächste Hallenbad zu besuchen. Sie scheint der ganze Stolz der kleinen Familie zu sein. Mitten in der Wohnstube ist ein selbst gebautes Spielhaus für die Kleine zu finden. «Mein Mann ist sehr kreativ und bastelt immer wieder neue Spielzeuge für Lisa», bemerkt Rebecca Beeli lächelnd. Ein glückliches und vergnügtes Dreiergespann - doch der vierte Name auf dem grossen Schild lässt vermuten, dass jemand fehlt.

«Sie versuchten, ihn zu reanimieren»

Nicht mal ein Jahr vor Lisa’s Geburt erlebte das junge Paar eine der dunkelsten Stunden ihres Lebens. «Unser Sohn Jason ist bei seiner Geburt verstorben», erzählt Rebecca Beeli von dieser Zeit. Die Plazenta sei zu klein gewesen und obwohl Jason sowohl eine durchschnittliche Grösse als auch ein normales Gewicht vorwies, war er so geschwächt, dass er die Strapazen während der Geburt nicht überlebte. «Die Ärzte versuchten ihn mit allen Kräften zu reanimieren, doch vergeblich», erzählt die 28-Jährige ihre herzzerreissende Geschichte. Während dieser ganzen Szenerie habe sie zu und für Gott gesungen - laut und durch das ganze Spital. «Ich habe das Personal wahrscheinlich ziemlich genervt, aber das war mir in diesem Moment egal», so die junge Mutter und lächelt schwach. Denn wenn ihr jemand in dieser Situation hätte helfen können, dann wäre es für sie nur Gott gewesen.

«Mein Glaube wurde stärker»

Richtig überwältigt von der Trauer um ihr Kind sei sie erst nach der Beerdigung geworden. Wahrscheinlich weil der Verlust erst dann richtig real wurde. Monatelang habe sie sich und Gott immer wieder die Frage gestellt: «Warum konnte er nicht wiederbelebt werden?» «Lange Zeit konnte ich nicht verstehen, warum Jason nicht reanimiert werden konnte, obwohl so viele Leute dafür gebetet haben», erzählt Rebecca Beeli weiter. Irgendwann habe sie dann eine ganz persönliche Antwort von Gott und so eine gewisse Heilung erhalten. «Mein Glaube hat durch dieses Erlebnis nicht gelitten, sondern wurde gar stärker.»

«Wir hatten so viel Fürsorge zu geben»

Schlimm sei nach einer solchen Geburt auch die Unfähigkeit des eigenen Körpers, zu bemerken, dass kein Kind da ist. «Sowohl der Milcheinschuss als auch sämtliche Hormone und Gefühle setzen trotzdem ein.» So hattenBeelis in der damaligen Zeit enorm viel überschüssige Fürsorge zu vergeben. «Auch deshalb schafften wir uns einen Hund an», erklärt Rebecca Beeli und fügt an: «Ausserdem zwang es mich damals, für die täglichen Spaziergänge vor die Türe zu gehen. Ohne Hund hätte ich mich wohl nur Zuhause verkriechen wollen.» Die Frauenärztin gab ihnen bald grünes Licht, einen neuen Versuch in Richtung Baby zu starten. «Während der ganzen zweiten Schwangerschaft hatte ich Panik und alle zwei Wochen wurde kontrolliert, ob mit Lisa alles in Ordnung sei.» Eine natürliche Geburt kam für das junge Paar nicht infrage. «Psychisch fühlten wir uns nicht in der Lage, ein solches Szenario durchleben zu müssen. Deshalb entschieden wir uns für einen Kaiserschnitt.» Und so erblickte ihre kleine Tochter ohne Komplikationen das Licht der Welt. Trotzdem ist ihr grosser Bruder Jason nicht vergessen und bleibt ein Teil der jungen Familie. «Wir sind nicht die einzigen mit solchen Erlebnissen. Viele Paare machen ähnliche Geschichten durch, allerdings sprechen nur wenige darüber. Das sollte nicht sein. Darüber reden hilft.»

Als DJ-Duo durch die Schweiz

 

Geholfen habe ihr in dieser Zeit auch ihr Glaube. «Ohne Gott hätte ich das wohl nicht überstanden. Er ist für mich Hoffnung pur», erzählt die 28-Jährige und fügt an: «Vor gut sechs Jahren habe ich beim Musik hören im Auto Gott so intensiv gespürt, dass ich seither mein Leben mit ihm gehen will.» In ihrer Jugend hingegen habe sie nur wenig mit Glaube und Religion am Hut gehabt. «Mein Mann und ich tingelten früher von Club zu Club und traten als Duo auf», erzählt sie.
Er als Deep House und Electro-DJ, sie als Sängerin. «Da meine Mutter Amerikanerin ist, fällt es mir leicht, auf englisch zu Beats und Melodien zu freestylen.» Vom Oxa in Zürich über das Loft in Luzern bis zum Berner Liquid besuchte das Paar viele grössere Partylocations in der Schweiz. «Es war eine schöne Zeit, aber irgendwann war es dann auch genug.» Feiern gehe sie jedoch immer noch gerne, falls sie als Mami Zeit dafür finde. Auch die Liebe zur Musik ist geblieben. So singt sie regelmässig in der Freien Christengemeinde Olten und hegt den Traum, eine Lobpreis-CD zu produzieren, damit auch andere Gott so erleben dürfen, wie sie es konnte. Ihr Ehemann akzeptiert ihren Schritt zum Glauben, auch wenn er ihn nicht teilt. «Gegenseitiger Respekt ist bei uns sehr wichtig.» Ein gutes Rezept, wie es scheint. Denn das Paar feiert 2017 nicht nur seinen siebten Hochzeitstag, sondern auch zehn Jahre Beziehung.

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Steckbrief: 

Name: Rebecca Beeli

Geburtstag: 30. August 1988

Wohnort: Kappel

Zivilstand: verheiratet

Beruf: Dentalassistentin

Hobbys: Familie, Hund, Singen

 

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