Dank Hemdkragen zur Hochzeit

René Laesser absolvierte Kindergarten und Kanti in Olten, hatte den «Sugus-Mann» zum Nachbarn und fand dank eines Hemdkragens die grosse Liebe. Als Präsident der Männerriege Olten begegnet er persönlichen, politischen und sportlichen Themen.

René Laesser im Garten des Hauses seiner Grosseltern in Olten, wo er mit seiner Familie lebt. (Bild: Sonja Furter)
René Laesser im Garten des Hauses seiner Grosseltern in Olten, wo er mit seiner Familie lebt. (Bild: Sonja Furter)

Rot, grün, gelb, orange. Bunte Bonbons versüssten die Kindheit von René Laesser. Sein damaliger Nachbar arbeitete in der Produktion von Kaubonbons und brachte den Kindern hin und wieder süsse Sugus von der Arbeit mit. Obwohl der Nachbar eigentlich Villiger hiess, nannten ihn Laesser und seine zwei kleinen Brüder «Herr Sugus», immer in der Hoffnung, eines der bunten Bonbons zu ergattern. Den Kindergarten besuchte Laesser in Olten, dann zog die Familie nach Rothrist um, wo er Primar- und Bezirksschule absolvierte. Für die Kanti kehrte er wieder zurück und wohnt heute in dem Einfamilienhaus, in dem schon seine Grosseltern gelebt hatten. «Ich habe die Aareseite gewechselt, Olten bin ich aber treu geblieben», lacht Laesser. «Ich schätze es, in einer Kleinstadt zu leben, in der ich mich wohlfühle und wo die Menschen sich noch kennen».

Dank Hemd zur Hochzeit

Am Kragen ist René Laesser gepackt und vor den Traualter geschleppt worden. Nicht ganz so, aber ähnlich hat sich seine Liebesgeschichte zugetragen. In den Skiferien verweilte Laesser mit einem Kollegen in einem Pub. Sie hatten gerade ihre Jacken angezogen und wollten das Lokal verlasen, als eine fremde Frau auf Laesser zukam und ihn am Hemdkragen packte. Diese wiederum hatte sich gerade mit ihrer Freundin darüber unterhalten, ob Männer den Hemdkragen über dem Pullover oder darunter tragen würden. Laesser wurde so ungefragt zum Anschauungs- beispiel und kam ins Gespräch mit der Freundin der forschen Dame. Sie fanden sich sympathisch, wurden ein Paar, heirateten. «Meine Frau konnte damals wegen eines Töffunfalls nicht Skifahren und war nur den Freunden zuliebe in die Ferien mitgegangen. Das war Zufall oder Schicksal. Auf jeden Fall sollte es sein, dass wir uns kennen lernten.» Das Paar hat zwei Kinder. Daniel wurde 1991 geboren und absolviert aktuell eine Ausbildung in Sozialer Arbeit FH, Céline erblickte zwei Jahre später das Licht der Welt und studiert im zehnten Semester Medizin. «Die Charakter- eigenschaft, schnell auf Menschen zuzugehen, haben sie von meiner Frau. Beim Aussehen jedoch hat sich die Laesser-Seite stärker durchgesetzt», findet der Vater. Zu Hause ist der 57-Jährige der Mann am Herd und schmunzelt, seine Frau habe ihm das Kochen und die Küche netterweise ohne grosse Diskussionen überlassen.

Kernkraft sorgt für Gesprächsstoff

Der studierte Maschinen-Ingenieur ist als Pikett-Ingenieur im Kernkraftwerk Gösgen tätig. Er ist zuständig für die Betriebshandbücher des Personals. Werden an der Anlage des Kernkraftwerks Änderungen vorgenommen oder in Simulatortrainings neue Erkenntnisse gewonnen, ist es Laessers Aufgabe, die Betriebshandbücher entsprechend anzupassen und zu überarbeiten. Seine Arbeit sorge natürlich immer wieder für Gesprächsstoff, schmunzelt Laesser. Mit den Kollegen diskutiert er regelmässig über die Frage, ob ein Kernkraftwerk denn sicher sei, über Vor- und Nachteile dieser Art der Energiegewinnung und darüber, welche Haltung die Politik vertreten soll. «Mein Beruf polarisiert und sorgt für Zündstoff.» Es sei ihm ein Anliegen, den Leuten zu erklären, was er beruflich mache. «Wir haben ein Interesse daran, einen sicheren Betrieb zu gewährleisten. Dafür leben mein Team und ich.»

Durch Turnverein verwurzelt

Über politische Themen diskutierten sie auch immer wieder in der Männerriege des Turnvereins Olten, erzählt Laesser, der Präsident der Riege und eines der jüngsten Mitglieder ist. Eine Mehrzahl der Vereinsmitglieder ist bereits pensioniert, das älteste Mitglied gar 100 Jahre alt. Zum Turnverein dazu gestossen war er wegen gesundheitlicher Beschwerden. Bereits als Jugendlicher plagte ihn Rheuma, im Jahr 2000 hatte er einen Bandscheibenvorfall. «Das war der Moment, wo ich mir gesagt habe: Jetzt will ich etwas für meine Beweglichkeit tun.» Einmal pro Woche turnt er seither mit der Männerriege, nach dem Einwärmen wird Faustball, Badminton oder Unihockey gespielt. Für viele Mitglieder sei es das Ziel, mobil zu bleiben und ihre Beweglichkeit zu erhalten. «Um so richtig ausser Atem zu kommen, spielen wir mit allen lauteren und auch unlauteren Regeln», lacht Laesser. Der Spassfaktor sei wichtig, ebenso das Pflegen von Beziehungen und Freundschaften. Da kämen politische, sportliche und persönliche Themen auf den Tisch. «Männer reden mit Männern über Männerthemen. Der Verein erfüllt darum auch eine soziale Funktion», ist Laesser überzeugt, «gerade für verwitwete Männer ist es wichtig, dass sie aus dem Haus kommen und andere Menschen treffen.» Er selbst begegne oft Kollegen aus dem Turnverein, wenn er am Samstagmorgen einkaufen gehe. Durch sein Engagement in der Männerriege fühlt er sich in der Stadt Olten verwurzelt.

Weitere Artikel zu «Im Fokus», die sie interessieren könnten

Im Fokus28.02.2024

Wirz-Burri – Kolonialwaren und Delikatessen am Bifangplatz

Briefgeschichten Am Bifangplatz befand sich vor rund hundert Jahren an prominenter Lage der Laden zum «Bifanghof» von Paul Wirz-Burri. Die…
Im Fokus28.02.2024

«Unsere Lieder sind Medizin für unsere Herzen»

Olten Der Gedenkanlass «Zwei Jahre Krieg in der Ukraine» in der Stadtkirche wurde von weit über 200 Personen besucht.
Im Fokus28.02.2024

Gefrässig und vermehrungsfreudig

Asiatische Hornisse Die Verbreitung der Asiatischen Hornisse bedroht einheimische Bienenvölker. Die Bevölkerung ist dazu aufgerufen, Sichtungen zu…