Clara Büttiker – die Kalenderfrau aus Aarhausen

Briefgeschichten Die Publizistin und Schriftstellerin Clara Büttiker ist die bedeutendste Pionierin der Frauenbewegung von Olten. Sie gründete und redigierte während 49 Jahren einen Almanach für Frauen.

Die Schriftstellerin Clara Büttiker an ihrem Schreibpult. (Bild: ZVG)

Die Schriftstellerin Clara Büttiker an ihrem Schreibpult. (Bild: ZVG)

Deckblatt des ersten «Frauenkalenders» 1911 in Jugendstil. (Bild: ZVG)

Deckblatt des ersten «Frauenkalenders» 1911 in Jugendstil. (Bild: ZVG)

Brief von Clara Büttiker an die Autorin Agnes Debrit-Vogel, Bern. (Bild: Gosteli-Archiv)

Brief von Clara Büttiker an die Autorin Agnes Debrit-Vogel, Bern. (Bild: Gosteli-Archiv)

Abdruck eines durch die Zürcher Malerin Dora Hauth gemaltes Porträts. (Bild: ZVG)

Abdruck eines durch die Zürcher Malerin Dora Hauth gemaltes Porträts. (Bild: ZVG)

Clara Büttiker war gerade einmal 24 Jahre alt, als sie ihr Projekt «Schweizerischer Frauenkalender» lancierte. Im Herbst 1910 erschien die erste Nummer des Jahreskalenders 1911. Die Kauffrau Clara Büttiker gab den «Schweizerischen Frauenkalender» auf eigenes Risiko heraus und redigierte ihn eigenhändig während ihres ganzen beruflichen Lebens. Dieser Almanach enthielt eine Agenda, der Hauptteil bildete jedoch ein Forum für literarische Beiträge und frauenspezifische Themen.

Geboren wurde Clara Büttiker am 27. September 1886. Ihr Vater war der Oltner Stadt- und Bürgerschreiber Eduard Büttiker-Zoller. So hatte sie Gelegenheit, an einem fortschrittlichen geistigen und künstlerischen Leben teilzunehmen. Nach der Schulzeit besuchte sie in Neuenburg neben der Handelsschule die «École des Beaux Arts» und entdeckte ihr Schreibtalent. Zurück in der Dreitannenstadt engagierte sie sich in der Redaktion der von Adrian von Arx herausgegebenen linksfreisinnigen Zeitung «Der Schweizer Demokrat». 1910 veröffentlichte sie im Sauerländer-Verlag den Gesellschaftsroman «Höhenmenschen», der im unschwer als Olten erkennbaren Städtchen Aarhausen spielt. Das Buch wurde von der Kritik sehr ungnädig als «unreifes Werk» aufgenommen; darauf besann sich Clara Büttiker auf ihre Stärken, die Kurzgeschichten, Essays und Gedichte.

«Die Ideen der staatsbildenden Politik berühren uns Frauen aus mannigfaltigen Gründen viel zu sehr, als dass wir sie unbeachtet lassen dürfen», schrieb Clara Büttiker. «Es erschien mir als ein Mangel, dass es keine Publikation in der Form eines Jahrbuches gab, in welcher das Schaffen der Schweizerfrau dargetan und gefördert & in welcher junge Frauen gesammelt wurden, die etwas zu sagen hatten.» Deshalb gab die erst 24-jährige Clara Büttiker von 1911 an den «Schweizerischen Frauenkalender» heraus. Dieses Vademecum für die Frauenwelt und Publikation im Dienste der Gleichberechtigung von Frau und Mann sollte ihr Lebensinhalt für fast fünfzig Jahre werden. Clara Büttiker trug die alleinige redaktionelle Verantwortung und das ganze verlegerische Risiko. Jede Ausgabe stand unter einem bestimmten Motto, was ihr ein eigenes Gepräge verlieh. Vier Jahre nach der Gründung nahm der Aarauer Verleger H. R. Sauerländer – und nicht etwa der Oltner Otto-Walter-Verlag – den «Frauenkalender» in sein Programm auf.

Langer Höhenaufenthalt in Davos

Die einzelnen Ausgaben des «Schweizerischen Frauenkalenders» waren ähnlich aufgebaut. Der erste Teil enthielt das Kalendarium mit den katholischen und reformierten Namenstagen sowie die Gedenktage. Der zweite Teil war gegliedert in Erzählungen, Gedichte und Aufsätze. So enthielt die erste Ausgabe 1911 die Novellette «Lebenssonate» von Clara Büttiker selber und eine Erzählung von Lisa Wenger. Im Poesieteil publizierte Clara Büttiker drei eigene Gedichte, daneben solche von Isabelle Kaiser und Clara Forrer. Unter Aufsätzen wurde «Der Bund schweizerischer Frauenvereine und was er erreicht hat», aber auch «Die Gärtnerin, ein neuer Frauenberuf» vorgestellt.

Gesundheitliche Gründe zwangen Clara Büttiker 1921 zu einem Höhenaufenthalt in Davos. Dort führte sie anschliessend während zweier Jahrzehnte zusammen mit ihrer neuen Freundin Emma Hanna «Emmy» Laub eine Papeterie und Buchhandlung. Zudem unterstützte Emmy Laub die Herausgabe des «Kalenders» als Korrektorin. 1944 fusionierte ihr «Schweizerischer Frauenkalender» mit dem «Jahrbuch der Schweizerfrauen» und wurde gleichzeitig politischer. Clara Büttiker veröffentlichte ihre literarischen Arbeiten auch in Zeitschriften wie dem «Frauen- und Modeblatt». Einige ihrer Gedichte wurden durch den in Davos lebenden Chorleiter und Komponisten Willy Rössel vertont.

Rückkehr nach Olten erfolgte 1945

Clara Büttikers Arbeit als Herausgeberin der «Frauenkalender» bestand nicht nur im Verfassen eigener Beiträge und im Redigieren der eingesandten Texte. Wie ihr Brief vom 3. März 1934 aus Davos-Dorf zeigt, erörtert sie mit der Autorin bereits im Vorfeld den Titel und den Inhalt des vorgesehenen Artikels. Die Empfängerin des Briefs ist Frau Doktor Agnes Debrit-Vogel, die Redaktorin der Berner Frauenzeitschrift «Berna», und Büttiker war an einem kleinen Aufsatz über deren «Redaktionsarbeit & ihr Widerhall» interessiert. Vorgesehen waren ein Umfang von 70 Druckzeilen und ein Honorat von 15 Cents (Rappen). Zudem benötigte Büttiker eine Bildvorlage in der richtigen Grösse und von guter Qualität.

Durch ein schweres Augenleiden wurde Clara Büttiker gezwungen, wieder ins Unterland umzuziehen. Sie kehrte 1945 nach Olten zurück und wohnte am Fluhweg 15 direkt am Waldrand. 1961, inzwischen 75 Jahre alt, übergab sie die Redaktion ihrer Nachfolgerin Trudi Weder-Greine. Clara Büttiker verstarb am 11. Februar 1967 und wurde im Friedhof Meisenhard beigesetzt. Der Schweizerische Frauenkalender war 1964 eingestellt worden.

Quellen: Gosteli-Stiftung, Archiv zur Geschichte der schweizerischen Frauenbewegung, Worblaufen, AGoF 530 und 992; Stadtarchiv Olten: Schweizer. Frauenkalender 1911ff.; Clara Büttiker, Olten, hg. Knapp Verlag, 2001.

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