Burgen aus Kuhfladen

Susie Bader ist Bäuerin und Bienen-Mami, verschönert ihren Hof mit Backsteinen und Schnickschnack, kam durch einen toten Fuchs zum Hund und ist als Kind auf einem Rind geritten.

Eine Prise Napoli, Gene vom Dackel und ein Hirtenhund zum Vater. Hündin Lucie-Lu ist seit neun Jahren die treue Begleiterin von Bäuerin Susie Bader. (Bild: S. Furter)
Eine Prise Napoli, Gene vom Dackel und ein Hirtenhund zum Vater. Hündin Lucie-Lu ist seit neun Jahren die treue Begleiterin von Bäuerin Susie Bader. (Bild: S. Furter)

Zwei kleine Italiener, die träumen von Napoli und möchten gerne zu Hause sein. Zur im Volkslied von Conny Froboess besungenen italienischen Stadt hat auch die Trimbacherin Susie Bader einen besonderen Bezug. Die Hundemutter ihres Wauwaus Lucie-Lu stammt aus Napoli. «Unter anderem trägt sie Dackel-Gene in sich. Gepaart hat sie sich mit einem Hirtenhund. Das Resultat ist meine treue Hündin Lucie-Lu». Zu ihrem Rüden «Loki» kam Bader durch einen toten Fuchs, den sie vor ihrer Haustüre fand. Weil sie einer Freundin vom verendeten Wildtier erzählte, kamen die beiden Frauen auf das Thema Hund zu sprechen. Bader erfuhr, dass ihre Freundin gerade einen Wurf Welpen zu Hause hatte. Die Vierbeiner Lucie-Lu und Loki sind seither treue Begleiter an der Seite der Bäuerin. Die andere Verbindung von Susie Bader zur italienischen Stadt Napoli ist ihr Partner Marco. Er ist halb Schweizer und halb Italiener. Spaghetti Napoli würden sie dennoch eher selten kochen, verrät die Trimbacherin augenzwinkernd. Getroffen haben sich der Auto- lackierer und die Landwirtin vor dem Terminus in Olten. «Die Kennenlern-Geschichte erzählt jeder von uns etwas anders», lacht die 41-Jährige und fügt hinzu: «Ich bin froh, dass ich mich nicht bei der Sendung «Bäuerin, ledig, sucht …» habe melden müssen, um meinen Mann zu finden.»

Miststock als Sandkasten

«Witzig wäre, wenn ich genau am Schnapszahlendatum 07.07.1977 geboren wäre», pflegt Susie Bader gerne zu scherzen. Genau neunundsiebzig Tage später hat das Mädchen das Licht der Welt erblickt. «Dafür hat sich meine Tante das Schnapszahlendatum geschnappt und an diesem Tag geheiratet. Das Fest habe ich als noch ungeborenes Baby im Bauch meiner Mutter miterlebt.» Aufgewachsen ist Bader auf dem Duleten-Hof in Trimbach, den sie heute selber bewirtschaftet. «Bereits meine Ur-Ur-Ur-Grosseltern haben dieses Land bestellt. Seit 1855 führt ein Bader diesen Betrieb», verrät Bäuerin Susie. Erinnerungen an ihre Kindheit auf dem Land hat die quirlige Frau viele. So war als Mädchen der Miststock für sie wie ein Sandkasten. «Der klebrige Dung der Tiere ist ein idealer Baustoff. Daraus habe ich Burgen, Schlösser und ganze Welten erbaut.» Als Ersatz für ein eigenes Pferd diente ihr ein Rind. «Ich habe ihm Sattel und Zaumzeug angelegt und bin auf der Wiese «rumgehötterlet».»

Briefe und ein Lächeln

Nach der Ausbildung zur Bäuerin hat Susie Bader einen beruflichen Abstecher zur Post gemacht. Als Briefträgerin stellte sie Sendungen zu und schenkte den Leuten ein Lächeln. Von vielen erhielt sie auch eines zurück. «Die meisten Menschen in Trimbach kennen den Pöstler mit Namen.» Ihren landwirtschaftlichen Wurzeln ist sie trotzdem treu geblieben. Während ihr älterer Bruder als Musiker und ihr Jüngerer als Pastoralassistent tätig sind, hat sie als «Sandwich-Kind» den Hof 2003 von den Eltern übernommen. Weil sie als Frau den Familiennamen nicht weiterführt, droht die Bader-Linie nach mehr als hundertsechzig Jahren zu enden. «Aber wer weiss, vielleicht tritt einmal mein Neffe in meine Fussstapfen..?» Neben Hühnern, Pferden und Hunden lebt seit einigen Wochen auch ein Bienenvolk auf ihrem Hof. «Das Volk ist mir zugeflogen und hat bei mir ein zu Hause gefunden. Ich bin das Bienen-Mami und eine gute Freundin das Bienen-Gotti.» Um das Stück Schokolade auf dem Tisch summt aber nicht eine ihrer Insekten herum, sondern eine echte Wildbiene. «Artenvielfalt und das Leben im Einklang mit der Natur sind mir wichtig. Die Erde als Lebensgrundlage haben wir von unseren Kindern nur geliehen.»

Rummikub und Brockenstube

In die Ferne zieht es die naturverbundene Frau nur selten. Trotzdem hat ihr Lebensweg sie schon in die USA, nach Ägypten, nach Marokko und nach Italien ans Meer geführt. «Der Dalai Lama hat gesagt, dass ein Mensch einmal jährlich einen anderen Ort auf dieser Welt besuchen solle. Das Reisen erweitert den eigenen Horizont und sprengt Grenzen im Kopf.» Sich selbst beschreibt Bader als positiv denkend, «zwaschplig» und als jemand, der «Dinge anpackt». Die Backstube, in der sie ihr Dinkel-Brot herstellen wird, baut sie selbst. «Ich bin zwar weder Maurerin noch Gipserin, aber als Allrounderin setze ich eigene Projekte um.» Ihren Hof verschönert die umtriebige und quirlige Frau mit allerlei Schnickschnack wie alten Backsteinen. Inspiration dafür findet sie beim Stöbern in Brockenstuben. In ihrer Freizeit trifft sich Susie gerne mit Freunden, um Bilder zu malen. Und mit ihrem direkten Nachbarn spielt die Bäuerin täglich eine Runde «Rummikub».

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