Bewegung für mehr Menschenwürde

Nach einem privaten Besuch im Durchgangszentrum Gheid startete der Oltner Luc Nünlist vor gut zwei Wochen eine Kleidersammelaktion für die Asylbewerber in Olten und brachte dadurch eine regelrechte Welle der Solidarität ins Rollen. Bereits nach drei Tagen konnte er mit weiteren Helfern die erste Sammlung an die Asylsuchenden im Oltner Gheid aushändigen. Vergangenen Samstag erfolgte bereits die zweite Lieferung. «Letztes Wochenende konnte ich den Flüchtlingen 45 Winter- jacken, 25 Schuhe, 50 gebrauchte Socken, bis zu 100 Pullis und T-Shirts 40 Jeans, Schals, Hand- schuhe oder auch 30 Unterhosen übergeben», erklärt Nünlist und fügt an: «Es stimmt einen nachdenklich, wenn man sieht, wie begehrt und benötigt beispielsweise gebrauchte Socken bei den Bewohnern der Truppenunterkunft ALST sind. Es besteht an der Kleiderfront ganz klar ein Mangel.»

Syrisch-irakisches «Znacht» für Spender

Das Sammeln geht daher weiter. Jegliche Kleider- oder auch Materialspenden sind herzlich willkommen. «Nach wie vor gilt: Wer eine Spende in der Galicia Bar in Olten abgibt, erhält gratis ein Drei Tannen Bier», erklärt Luc Nünlist, der im Lokal tätig ist und das Oltner Bier selber braut. Dringend benötigt seien Unterhosen. «Um diese zu finanzieren, haben wir eine Spendenkasse in der Bar aufgestellt», so Nünlist und fügt lächelnd an: «Es ist rührend zu sehen, wie viele Menschen helfen wollen. So hat eine ältere Frau einen Sack voll selbst gestrickter Socken für die Asylbewerber vorbeigebracht.» Auch ganze Kartons mit hochwertigen Winterkleidern wurden abgegeben. Um etwas an die grosszügigen Spender zurückzugeben, veranstaltet Luc Nünlist gemeinsam mit den Asylsuchenden am Sonntag, 6. Dezember um 19 Uhr ein syrisch-irakisches Nachtessen in der Galicia Bar. Dadurch soll der Austausch zwischen Spendern und Asylsuchenden gefördert werden und ein gemütliches Beisammensein entstehen.

Gemeinsames Fussballspielen

Nebst den Materialgaben möchten nun auch sonstige Privatpersonen sowie Organisationen den Kontakt zu den Asylbewerbern suchen und zwischenmenschliche Begegnungen fördern. Bereits sind Treffen im Café International des Cultibos zwischen Asylsuchenden und Personen der Bevölkerung zustande gekommen. Auch sportliche Anlässe finden seit letztem Samstag statt. So organisierten die Oltner Ivo Theus und Isidor Meyer, mithilfe von Bewohnern der Truppen- unterkunft wie beispielsweise dem Syrer Awaz Masul, ein gemeinsames Fussballspiel in der Frohheim-Turnhalle. Während diesem konnten die Asylbewerber die gespendeten Sportkleidung gut gebrauchen. Solche Veranstaltungen sollen in Zukunft wöchentlich durchgeführt werden. «Das Cultibo stellt zudem ihre Räumlichkeiten für mögliche Deutschkurse zur Verfügung», zeigt Nünlist weiter auf. Überdies findet im Cultibo am Samstag, 13. Dezember eine Kleiderbörse für Asyl- bewerber statt. Für diese werden vor allem gut erhaltene Winterkleider gesucht, die am Samstag, 5. Dezember von 10 bis 12 Uhr oder nach Vereinbarung im Cultibo in Empfang genommen werden.

Benefizkonzert und Willkommensfest

Auch die Betreiber der im letzten Juli neu eröffneten Paraiba Bar beteiligen sich an der Bewegung, die sich ein menschenwürdiges Zusammenleben zwischen Asylbewerbern und der Bevölkerung wünscht. Nachdem die Bewohner der Asylunterkunft am 5. November bereits eingeladen wurden, gemeinsam mit den Jugendlichen der Stadt Olten am «Thursday Juggle» in der Paraiba Bar teilzunehmen, folgt nun am Freitag, 11. Dezember ein Benefizkonzert für die Flüchtlingshilfe Schweiz. Reggae- und Hip Hop Musiker wie der Oltner Collie Herb, der Luzerner Rapper Visu oder der Solothurner Hip Hop-Künstler Coach MC werden unter dem Motto «Music for the People» in der Paraiba für Stimmung sorgen und dies für einen humanitären Zweck. Der Erlös wird zu 100 Prozent in das Projekt SFH-Gastfamilien fliessen. Ausserdem ist Mitte Dezember ein Willkom- mensfest in Olten geplant. Als Pendant zu Protestgrillpartys gegen Asylbewerber, die im letzten Jahr in der Region durchgeführt wurden, soll am Fest gemeinsam gefeiert werden und so eine natürliche Integration entstehen.

Treffpunkt für Asylbewerber

Nach wie vor bestehe zwar auf beiden Seiten noch eine grosse Hemmschwelle, doch diese gilt es zu überwinden, findet Luc Nünlist. «Natürlich gibt es gewisse Sprachbarrieren, doch von diesen sollte man sich nicht abschrecken lassen. Ausserdem ist die Dankbarkeit von Seiten der Asylbewerber offenkundig und benötigt keine Worte», hält der Initiant der Kleidersammelaktion fest. Auch die Caritas Solothurn will mithelfen, den Austausch zu fördern. Dies mit einem Treffpunkt für Asylbewerber im Pfarreiheim St. Martin in Olten, der jeweils am Freitagnachmittag von 14 bis 17 Uhr stattfinden soll. Wer sich daran beteiligen will, kann sich unter E g.spoerri@- caritas-solothurn.ch melden oder spontan beim Treffpunkt vorbeigehen. Es tut sich etwas in Olten - man darf gespannt sein, welche weiteren Projekte entstehen werden.