Bagger tragen Gartenerde für Spielplatz ab

Quartierkompost Zelgli 30 Jahre lang hat die Oltner Community des Kompostplatz Zelgli Grünabfälle in Kompost verwandelt. Jetzt entsteht auf dem Areal ein Spielplatz für Schulkinder. Mit den Bauarbeiten wurde bereits am 1. Oktober begonnen.

Ein Bild aus vergangenen Tagen – Communitymitglieder bei der Arbeit. (Bild: ZVG)
Ein Bild aus vergangenen Tagen – Communitymitglieder bei der Arbeit. (Bild: ZVG)

Die Kompostgruppe Zelgli ist sehr enttäuscht über die Antwort des Stadtrates vom 23. September zur Petition «Erhalt des Quartierkomposts Zelgli inkl. 50% der dortigen Pflanzgärten». Die Kompostgruppe akzeptierte das Bedürfnis nach einem Spielplatz des Sälischulhauses, hat keine Einsprache gegen das Projekt erhoben und sich sogar mit der Reduktion der Gartenfläche von 1000 m2 auf 150 m2 einverstanden erklärt. Dort hätte der von den Anwohnenden abgegebene Grünabfall weiterhin kompostiert und in das Pflanzland eingearbeitet werden können. Der Stadtrat stützt nun aber die Haltung der Direktion Bildung und Sport, dass ein Quartierkompost inklusive einer kleinen Pflanzfläche nicht mit den Bedürfnissen der Schule kompatibel sei.

Ein Paradies für Kleinlebewesen geht verloren

Der Stadtrat würdigt zwar die langjährige ehrenamtliche Arbeit, welche die Kompostgruppe durch die Bewirtschaftung des Quartierkomposts 30 Jahre lang für die Öffentlichkeit geleistet hat, spricht aber trotzdem von kostenlosen Gartenfreuden. Das ist irritierend und falsch. Die Kompostgruppe Zelgli hat das Schulgartenareal in den 30 Jahren unterhalten, fachgerecht bearbeitet, in einen blühenden Garten und in ein Paradies für Insekten und Kleinlebewesen verwandelt. Das in Jahrzehnten aufgebaute Biotop wird nun zerstört. Der zweimal wöchentlich bediente Quartierkompost bildet gemeinsam mit den Gärten zudem eine Einheit und garantiert, dass der Kreislauf Küchenabfälle/neues lokales Gemüse ohne lange Wege funktioniert.

Küchenabfall landet wieder in der Kehrichtverbrennung

Nun wurden also der Quartierkompost und die Pflanzgärten auf Ende September aus dem Schulgarten vertrieben. Das bedeutet, dass viel Küchenabfall nun wieder im Kompostsack, beziehungsweise in der Kehrichtverbrennungs-anlage landet. In seiner Antwort erklärt der Stadtrat, der Werkhof gewährleiste mit seinen Dienstleistungen die «Kompostentsorgung». Leider ist die Grünabfuhr, die einmal wöchentlich oder im Winter alle zwei Wochen Abfälle einsammelt, kein Ersatz für die Quartierkompostierung, bei welcher die Quartier-bewohnenden zweimal pro Woche ihre Abfälle vorbei bringen können. Die Lagerung ist vor allem für Menschen in Mietwohnungen, die nicht alle über einen Balkon verfügen, ein Problem.

Urban Gardening wird wichtiger

Der Verlust des Kompostplatzes und der Gemüsebeete trifft die Freiwilligen hart, da sie viel Arbeit, Know-how und Herzblut investiert haben. Zudem geht viel gärtnerisches Wissen der Gruppenmitglieder verloren, welches auch den Schulkindern hätte weitergegeben werden können – und dies in einer Zeit, in der die Wichtigkeit von Urban Gardening allseits erkannt wird. Noch stärker ist die Enttäuschung über das Vorgehen der städtischen Verwaltung. Die Gruppe wurde weder über das geplante «Aus» des Quartierkomposts informiert, noch in die Planung miteinbezogen. Leider wurden auch keine alternativen Standorte für den Quartierkompost und die dazu gehörenden Gärten evaluiert, wie dies der Stadtrat in seiner Antwort schrieb.

Wer ist die Kompostgruppe Zelgli?

Der Quartierkompost Zelgli wurde am 1. Dezember 1990 von Alt Nationalrätin Ursula Ulrich eröffnet. Im Rahmen der Kompostoffensive engagierten sich 1995 in Olten 300 Einwohner/innen in 50 Gemeinschaftskompostplätzen. Damit ermöglichten sie 4500 Haushaltungen Zugang zu einem Quartierkompostplatz. Beim Quartierkompost Zelgli engagierten sich aktuell 17 ehrenamtlich tätige Personen. Sie nahmen zwei Mal pro Woche Küchenabfälle entgegen und verarbeiteten sie zu Kompost. Im Jahr 2019 veredelten sie 33’500 Liter Grüngut zu Kompost. Von 1991 bis 2019 leisteten die Mitglieder des Quartierkompost Zelgli 5000 Stunden Freiwilligenarbeit und verwandelte mehr als eine Million Liter Grünabfälle in Kompost. Gemäss «benevol» entspricht dieser Freiwilligeneinsatz einem Wert von 175’000 Franken. ZVG

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