Bänz Friedli weiht neue Oltner Literaturbühne ein

Olten Im Rahmen des Buchfestivals Olten gab Autor und Kabarettist Bänz Friedli am vergangenen Samstag nicht nur pointierte Einblicke in seine Werke und Gedankenwelt, sondern eröffnete als «Versuchskaninchen» auch die Bühne des neuen Literaturhauses an der Leberngasse 17.

Legte die Finger in die Wunde der aktuellen Geschehnisse: Bänz Friedli. (Bild: Claude Hurni)
Legte die Finger in die Wunde der aktuellen Geschehnisse: Bänz Friedli. (Bild: Claude Hurni)

Er habe sich anfangs eigentlich sehr über die Einladung ins neue Lokal «Literatur & Bühne Olten» gefreut. «Bis ich erfahren habe, dass ich nur als Versuchskarnickel für die richtigen Literaten im nächsten Jahr diene», eröffnete Bänz Friedli seine einstündige Lesung am Samstagmorgen des Buchfestivals mit Seitenhieb auf seinen Verleger Thomas Knapp. Dieser hatte die 50 Besucherinnen und Besucher just ein paar Minuten zuvor nämlich zur Vorpremiere der neuen Oltner Literaturbühne begrüsst – quasi der Test für die ab 2022 startende Veranstaltungs-Reihe im «kleinen Literaturhaus» des Knapp Verlags und des Vereins «Freunde des gepflegten Buches».

Mit Zug- und Gondelbähnli-Geschichten aus seinem neusten Buch «Der Wal im See» machte Friedli seinem Ruf als präziser Beobachter alle Ehre. Auch abendliche Begegnungen mit Peter Bichsel, Verabschiedungszeremonien von seiner treusten Befürworterin Heidi, die vor ihrem Tod an jedem Auftritt von ihm anzutreffen war, oder Kostümpartybesuche liess der Sprachkünstler gekonnt für das Publikum zum Leben erwecken. Bei Erzählungen von Joggingrunden lief man förmlich mit Friedli durch die ärmeren Industriegegenden der USA und liess den Blick über die sozialen Missstände schweifen.

Von Politikern, die per Privatjet an Klimakonferenzen fliegen, bis zu Nazis und Antifas an gemeinsamen Corona-Demos – der Autor legte gekonnt die Finger in die Wunde der aktuellen Geschehnisse, und dies ohne die Moralkeule zu schwingen. Sein enthusiastischer Appell für den Frauenfussball, mit dem er sich auch in seinem ersten Kinderbuch «Machs wie Abby, Sascha!» befasst, liess wohl den einen oder anderen Besuchenden aufhorchen und seinen Blick auf diesen Sport überdenken.

Ein sympathischer, authentischer und amüsanter Auftakt der neuen Oltner Literaturbühne, der zum Nachdenken anregte und Lust auf mehr machte. Als kulinarisches Highlight wartete nach der Lesung nebst einem Glas Wein auch eine Kostprobe der Brotkreationen vom Oltner Trompeter Stephan Fröhlicher, die im hauseignen Backofen entstanden waren. mgt

www.buchfestival.ch

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